Denkmalprämierung 2019: Das sind die Preisträger aus Erlangen

14.3.2019, 19:09 Uhr
Um Wohnraum für die Arbeiterschaft zu schaffen, ließ die Baugenossenschaft Erlangen, die sich als Selbsthilfeorgan der Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet hatte, im Süden Erlangens ab 1913 die ersten Wohnanlagen bauen. Sukzessive erweitert und in Mitwirkung von Stadt, Staat und Volksfürsorge entstand hier ein größerer in Blöcke eingeteilter, wohngenossenschaftlicher Siedlungskomplex, zu dem auch die langgestreckte Anlage in der Nürnberger Straße 113 bis 121 bzw. der Reinhardstraße 1 gehört.
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Erlangen, Nürnberger Straße 113–121 / Reinhardstraße 1

Um Wohnraum für die Arbeiterschaft zu schaffen, ließ die Baugenossenschaft Erlangen, die sich als Selbsthilfeorgan der Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet hatte, im Süden Erlangens ab 1913 die ersten Wohnanlagen bauen. Sukzessive erweitert und in Mitwirkung von Stadt, Staat und Volksfürsorge entstand hier ein größerer in Blöcke eingeteilter, wohngenossenschaftlicher Siedlungskomplex, zu dem auch die langgestreckte Anlage in der Nürnberger Straße 113 bis 121 bzw. der Reinhardstraße 1 gehört. © Julia Krieger

Der Architekt Emil Zerler baute hier ab 1927/28 (vermutlich bis 1930) am Rande eines Blocks mehrere aneinander gereihte Hauseinheiten. Bis auf das zweigeschossige Haus in der Reinhardstraße sind die entlang der Nürnberger Straße geführten Häuser dreigeschossig angelegt. Die Fassaden werden zurückhaltend in den Formen der Neuen Sachlichkeit mit über Eck laufenden Fensterbändern sowie gleichmäßigen Fensterreihen gegliedert. Nachdem der Komplex sehr in die Jahre gekommen war und die ergrauten Fassaden mit ihren verwitterten Fensterläden und abgeschlagenen Putzflächen mittlerweile einen tristen Anblick boten, nahm man ab 2013 eine Instandsetzung der Wohnanlage vor. Die Dachgeschosse hat man ausgebaut und mit neuen Gauben passend geplant und ausgeführt. Abschließend wurden die Dächer mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckt.
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Erlangen, Nürnberger Straße 113–121 / Reinhardstraße 1

Der Architekt Emil Zerler baute hier ab 1927/28 (vermutlich bis 1930) am Rande eines Blocks mehrere aneinander gereihte Hauseinheiten. Bis auf das zweigeschossige Haus in der Reinhardstraße sind die entlang der Nürnberger Straße geführten Häuser dreigeschossig angelegt. Die Fassaden werden zurückhaltend in den Formen der Neuen Sachlichkeit mit über Eck laufenden Fensterbändern sowie gleichmäßigen Fensterreihen gegliedert. Nachdem der Komplex sehr in die Jahre gekommen war und die ergrauten Fassaden mit ihren verwitterten Fensterläden und abgeschlagenen Putzflächen mittlerweile einen tristen Anblick boten, nahm man ab 2013 eine Instandsetzung der Wohnanlage vor. Die Dachgeschosse hat man ausgebaut und mit neuen Gauben passend geplant und ausgeführt. Abschließend wurden die Dächer mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckt. © Julia Krieger

Nach der Fassadensanierung erfolgte der Neuanstrich nach Befund. Die bei zurückliegenden Renovierungen eingesetzten, uneinheitlichen Kunststofffenster hat man ausgetauscht und mit besser zum Bestand passenden, geteilten Holzfenstern ersetzt. Die farbig wechselnden Fensterläden folgten ebenso dem restauratorischen Befund. Ihre leuchtende Farbigkeit belebt die Fassade ungemein. An der Hofseite verbessern jetzt reversible und daher denkmalkompatible Balkone den Wohnkomfort zusätzlich. Da der lange Häuserriegel den überdies ansprechend neu gestalteten Hof zur Straße hin abschirmt, wird hier attraktiver Aufenthaltsort für die Bewohner gewonnen.
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Erlangen, Nürnberger Straße 113–121 / Reinhardstraße 1

Nach der Fassadensanierung erfolgte der Neuanstrich nach Befund. Die bei zurückliegenden Renovierungen eingesetzten, uneinheitlichen Kunststofffenster hat man ausgetauscht und mit besser zum Bestand passenden, geteilten Holzfenstern ersetzt. Die farbig wechselnden Fensterläden folgten ebenso dem restauratorischen Befund. Ihre leuchtende Farbigkeit belebt die Fassade ungemein. An der Hofseite verbessern jetzt reversible und daher denkmalkompatible Balkone den Wohnkomfort zusätzlich. Da der lange Häuserriegel den überdies ansprechend neu gestalteten Hof zur Straße hin abschirmt, wird hier attraktiver Aufenthaltsort für die Bewohner gewonnen. © Julia Krieger

Die sehr zum Vorteil des gesamten Erscheinungsbilds gelungene Sanierung beweist, dass auch größere Wohnanlagen nicht nur bestandsgerecht, sondern auch komfortabel und ansprechend modernisierbar sind und zeitgemäßes Wohnen erlauben – gerade in Hinblick auf die immer wieder angeführte Argumentation, dass Abriss und Neubau immer die Ultima ratio für ältere Wohnkomplexe wären.
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Erlangen, Nürnberger Straße 113–121 / Reinhardstraße 1

Die sehr zum Vorteil des gesamten Erscheinungsbilds gelungene Sanierung beweist, dass auch größere Wohnanlagen nicht nur bestandsgerecht, sondern auch komfortabel und ansprechend modernisierbar sind und zeitgemäßes Wohnen erlauben – gerade in Hinblick auf die immer wieder angeführte Argumentation, dass Abriss und Neubau immer die Ultima ratio für ältere Wohnkomplexe wären. © Julia Krieger

Zwei Stockwerke höchstens und mit der Traufseite zur Straße gelegen – diese einheitliche Hausgestaltung bestimmt weitgehend die gesamte Erlanger Innenstadt. Individuelle Variationen wie z. B. die Hausbreite, ein Zwerchgiebel, die Position des Eingangs oder eine zurückhaltend, architektonisch gliedernde Bauplastik waren gestattet, so dass im Detail kein Haus dem anderen gleicht. Dieses weitgehend gleichmäßige und geschlossene Gesamtbild findet sich u. a. in der Friedrichstraße bis zur Höhe des Bohlenplatzes. Jetzt wurde in der Friedrichstraße 31 eines dieser traufständigen, zweigeschossigen Gebäude denkmalgerecht saniert. Entstanden war das Bürgerhaus mit einem Zwerchgiebel 1722. Aus dieser Zeit stammen noch weitere Häuser in der Umgebung.
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Erlangen, Friedrichstraße 31

Zwei Stockwerke höchstens und mit der Traufseite zur Straße gelegen – diese einheitliche Hausgestaltung bestimmt weitgehend die gesamte Erlanger Innenstadt. Individuelle Variationen wie z. B. die Hausbreite, ein Zwerchgiebel, die Position des Eingangs oder eine zurückhaltend, architektonisch gliedernde Bauplastik waren gestattet, so dass im Detail kein Haus dem anderen gleicht. Dieses weitgehend gleichmäßige und geschlossene Gesamtbild findet sich u. a. in der Friedrichstraße bis zur Höhe des Bohlenplatzes. Jetzt wurde in der Friedrichstraße 31 eines dieser traufständigen, zweigeschossigen Gebäude denkmalgerecht saniert. Entstanden war das Bürgerhaus mit einem Zwerchgiebel 1722. Aus dieser Zeit stammen noch weitere Häuser in der Umgebung. © Julia Krieger

In den 1960er/1970er Jahren, als man nur selten Rücksicht auf historische Bausubstanz genommen hat, wurde das Erdgeschoss für einen Supermarkt entscheidend umgestaltet. Weite Teils des Innenhofs sind dafür überbaut worden, vor allem aber veränderte sich die Fassadenwirkung durch den Einbau von Schaufenstern und einer vergrößerten Eingangstür komplett und nachdrücklich zum Negativen.
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Erlangen, Friedrichstraße 31

In den 1960er/1970er Jahren, als man nur selten Rücksicht auf historische Bausubstanz genommen hat, wurde das Erdgeschoss für einen Supermarkt entscheidend umgestaltet. Weite Teils des Innenhofs sind dafür überbaut worden, vor allem aber veränderte sich die Fassadenwirkung durch den Einbau von Schaufenstern und einer vergrößerten Eingangstür komplett und nachdrücklich zum Negativen. © Julia Krieger

Glücklicherweise behob die neue Eigentümerin diesen trostlosen Zustand mit einer umfassenden Gesamtsanierung auf Grundlage eines stimmigen Gesamtkonzepts. Die Verkaufsfläche des ehemaligen Supermarkts im Erdgeschoss wurde aufgeteilt, u. a. für einen deutlich kleinere Ladennutzung im Vorderhaus, eine dahinter liegende, großzügige Wohnung und einen attraktiven Hinterhof.
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Erlangen, Friedrichstraße 31

Glücklicherweise behob die neue Eigentümerin diesen trostlosen Zustand mit einer umfassenden Gesamtsanierung auf Grundlage eines stimmigen Gesamtkonzepts. Die Verkaufsfläche des ehemaligen Supermarkts im Erdgeschoss wurde aufgeteilt, u. a. für einen deutlich kleinere Ladennutzung im Vorderhaus, eine dahinter liegende, großzügige Wohnung und einen attraktiven Hinterhof. © Julia Krieger

Die störenden und überformenden Eingriffe in die Fassade machte sie ebenfalls rückgängig. Was an Bestand noch erhalten war, wie etwa Fenster im Obergeschoss, Originaldecken, Treppenhaus, wurde aufgearbeitet. Was nicht mehr zu retten war, wurde zeitgemäß, aber denkmalentsprechend und geschmackvoll angepasst. Über große Glasfenster im Erdgeschoss bzw. von einem Balkon, der in seiner Form an die für Erlanger Hinterhöfe typischen Laubengänge angelehnt ist, fällt nun der Blick in einen unverbauten Innenhof, den man – da hier kein erhaltenswerter Bestand zu erhalten war – relativ frei zu einem attraktiven Aufenthaltsort umgestalten konnte. So wurde aus der Not der teilweise irreversiblen Eingriffe eine denkmalgerechte Tugend gemacht.
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Erlangen, Friedrichstraße 31

Die störenden und überformenden Eingriffe in die Fassade machte sie ebenfalls rückgängig. Was an Bestand noch erhalten war, wie etwa Fenster im Obergeschoss, Originaldecken, Treppenhaus, wurde aufgearbeitet. Was nicht mehr zu retten war, wurde zeitgemäß, aber denkmalentsprechend und geschmackvoll angepasst. Über große Glasfenster im Erdgeschoss bzw. von einem Balkon, der in seiner Form an die für Erlanger Hinterhöfe typischen Laubengänge angelehnt ist, fällt nun der Blick in einen unverbauten Innenhof, den man – da hier kein erhaltenswerter Bestand zu erhalten war – relativ frei zu einem attraktiven Aufenthaltsort umgestalten konnte. So wurde aus der Not der teilweise irreversiblen Eingriffe eine denkmalgerechte Tugend gemacht. © Julia Krieger

Der Historismus des 19. Jahrhunderts prägt die Mietshäuser der Bismarckstraße in der östlichen Innenstadt von Erlangen. Das dreigeschossige Walmdachhaus in der Bismarckstraße 14, an der Kreuzung zur Glückstraße, wurde in den repräsentativen Formen der Neorenaissance errichtet. Die beiden Straßenfassaden des Eckhauses setzen sich aus einem gequaderten Erdgeschoss und den beiden verputzten Obergeschossen zusammen. Von Etage zu Etage unterscheiden sich die Fensterverdachungen. Jeweils zwei Fensterachsen sind zu einer vertikalen Einheit zusammengefasst, die durch Lisenen voneinander abgesetzt werden. In der durch Flacherker und Giebelaufsatz hervorgehobenen Fassadenmitte werden die Fenster gedoppelt und durch zeitstilentsprechende architektonische Dekorationselemente wie Beschlagwerkornament zusätzlich betont. Auf der zur Glückstraße gerichteten Fassade trägt der kleine Giebelaufsatz das Entstehungsjahr 1892.
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Erlangen, Bismarckstraße 14

Der Historismus des 19. Jahrhunderts prägt die Mietshäuser der Bismarckstraße in der östlichen Innenstadt von Erlangen. Das dreigeschossige Walmdachhaus in der Bismarckstraße 14, an der Kreuzung zur Glückstraße, wurde in den repräsentativen Formen der Neorenaissance errichtet. Die beiden Straßenfassaden des Eckhauses setzen sich aus einem gequaderten Erdgeschoss und den beiden verputzten Obergeschossen zusammen. Von Etage zu Etage unterscheiden sich die Fensterverdachungen. Jeweils zwei Fensterachsen sind zu einer vertikalen Einheit zusammengefasst, die durch Lisenen voneinander abgesetzt werden. In der durch Flacherker und Giebelaufsatz hervorgehobenen Fassadenmitte werden die Fenster gedoppelt und durch zeitstilentsprechende architektonische Dekorationselemente wie Beschlagwerkornament zusätzlich betont. Auf der zur Glückstraße gerichteten Fassade trägt der kleine Giebelaufsatz das Entstehungsjahr 1892. © Julia Krieger

Lange Zeit war kaum etwas an dem Haus gemacht worden, was allerdings den Vorteil barg, dass sehr viele Ausstattungsdetails nahezu unverändert erhalten geblieben waren und die wenigen, überschaubaren Renovierungsmaßnahmen in der ganzen Zeit die ursprüngliche Struktur nicht verändert hatten.
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Erlangen, Bismarckstraße 14

Lange Zeit war kaum etwas an dem Haus gemacht worden, was allerdings den Vorteil barg, dass sehr viele Ausstattungsdetails nahezu unverändert erhalten geblieben waren und die wenigen, überschaubaren Renovierungsmaßnahmen in der ganzen Zeit die ursprüngliche Struktur nicht verändert hatten. © Julia Krieger

Die neuen Eigentümer begannen 2014 mit einer umsichtigen Sanierung des Gebäudes. In mehreren Bauabschnitten wurde das Dach mit Schiefer neueingedeckt und das Dachgeschoss ausgebaut. Sodann hat man die Fassade sorgfältig instandgesetzt. Das Café im Erdgeschoss, das wie auch der gesamte restliche Bau eine ungeahnt hohe Bestandsdichte aufweist – vom dekoraktiven Windfang über die historischen Ladenfenster bis hin zu Holz- und Zementfliesenböden –, hat man für eine Wiedereröffnung saniert. Die hier aufgrund der öffentlichen Nutzung nötigen Modernisierungen sind ebenso wie die Renovierung der Wohnungen in denkmalgerechter Weise durchgeführt worden. Die geohrten Türstöcke mit den historisierenden Türblättern, die Kastenfenster mit den erhaltenen, hölzernen Jalousien, die edlen Wandvertäfelungen, selbst Details wie die bauzeitlichen Beschläge wurden sorgsam aufgearbeitet und restauriert. Diese bewusste Vorgehensweise kennzeichnet die gesamte, vorbildliche Sanierung.
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Erlangen, Bismarckstraße 14

Die neuen Eigentümer begannen 2014 mit einer umsichtigen Sanierung des Gebäudes. In mehreren Bauabschnitten wurde das Dach mit Schiefer neueingedeckt und das Dachgeschoss ausgebaut. Sodann hat man die Fassade sorgfältig instandgesetzt. Das Café im Erdgeschoss, das wie auch der gesamte restliche Bau eine ungeahnt hohe Bestandsdichte aufweist – vom dekoraktiven Windfang über die historischen Ladenfenster bis hin zu Holz- und Zementfliesenböden –, hat man für eine Wiedereröffnung saniert. Die hier aufgrund der öffentlichen Nutzung nötigen Modernisierungen sind ebenso wie die Renovierung der Wohnungen in denkmalgerechter Weise durchgeführt worden. Die geohrten Türstöcke mit den historisierenden Türblättern, die Kastenfenster mit den erhaltenen, hölzernen Jalousien, die edlen Wandvertäfelungen, selbst Details wie die bauzeitlichen Beschläge wurden sorgsam aufgearbeitet und restauriert. Diese bewusste Vorgehensweise kennzeichnet die gesamte, vorbildliche Sanierung. © Julia Krieger