Jugendkultur

"Der Inhalt fehlt": In den Erlanger Jugendclub Omega ist noch kein Leben zurückgekehrt

17.7.2021, 14:29 Uhr
An der Night of Light hat auch das Omega teilgenommen und damit auf die Situation der Kulturbranche aufmerksam gemacht.

© Klaus-Dieter Schreiter, NN An der Night of Light hat auch das Omega teilgenommen und damit auf die Situation der Kulturbranche aufmerksam gemacht.

"Das hier wäre die nächste Veranstaltung gewesen", sagt Herbert Stark mit Wehmut in der Stimme und zeigt auf ein Plakat im Eingangsbereich des Jugendclubs Omega am Ende der Michael-Vogel-Straße in Erlangen. "Sie hat nie stattgefunden." "Rock Classix – 03.04." steht auf dem dunklen DinA3-Druck. Der dritte April 2020 versteht sich. Seitdem ist der Jugendclub verwaist. Das originelle Gebäude mit der Außenfläche unter der Hochstraße, stets begleitet von Eisenbahn- und Auto-Geräuschen, steht pandemiebedingt seit eineinhalb Jahren leer – "Null Prozent", sagt Stark.

Vielfältige Nutzung möglich

© Katja Kiesel

Der 63-Jährige gehört zu den "alten Hasen" des ehrenamtlich geführten Vereins, der seit 1976 existiert und seit 1989 das Gebäude am Anger bespielt. Stark ist seit rund 30 Jahren ein Teil des Vereins, "aber natürlich nicht repräsentativ", lacht er. Die meisten Mitglieder sind junge Leute, Studenten und freie Mitarbeiter. Bekannt ist der Club vor allem für seine musikalischen Angebote in der Jugendkulturarbeit, aber auch Theateraufführungen finden hier in normalen Zeiten regelmäßig statt. "Der Club ist so ausgelegt, dass multifunktional alles möglich ist", sagt Stark. "Die Bühne ist erweiterungsfähig und kann so für Veranstaltungen aller Art genutzt werden."

Das Leben fehlt

Besonders die Musikrichtungen Electro und Techno seien vertreten, aber eben auch die regelmäßige Rock-Classix-Nacht für die etwas älteren Semester. Diese ist Stark eine Herzensangelegenheit, er gehört selbst zu den "klassischen Rockern", wie er sagt. Ihm fehlt vor allem das Leben im Omega und die Zusammenarbeit mit dem Team. "Mein Herz hängt hier dran, sonst wäre ich längst nicht mehr da. Ich wünsche mir, dass der Club bald wieder mit Leben erfüllt ist."

Rot erleuchtet

© Katja Kiesel

Wie alle anderen Kultureinrichtungen leidet auch das Omega unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und hat unlängst an der "Night of Lights" teilgenommen. Im letzten Jahr fand diese Protestaktion zum ersten Mal statt, über 40000 Mitwirkende aus 8000 Unternehmen haben sich beteiligt und Theater, Stadthallen, Clubs, Denkmäler, Eventlocations oder viele mehr rot beleuchtet. Um auf die Situation aufmerksam und deutlich zu machen, dass in der gesamten Branche Alarmstufe Rot gilt. Nach Einbruch der Dunkelheit bis 1 Uhr nachts leuchtete das Omega. Obwohl sich der Erlanger Jugendclub in einer vergleichsweise guten Position befindet: Er wird von städtischer Seite gefördert und darf das Haus mietfrei nutzen: "Das ist natürlich eine Riesensache, dass das möglich ist," sagt Stark.

Keine Perspektive

Er hat vor allem Sorge darum, wie und wann es überhaupt weitergeht: "Es traut sich doch jetzt noch niemand sagen, wie es mit der Kneipen- und Clubszene weitergeht. Ich bin kein Schwarzmaler, aber man kann perspektivisch noch nichts erkennen und da spreche ich natürlich für alle – Ehrenamtliche wie Professionelle." In normalen Zeiten passen in den Außenbereich des Omega 150 Sitzplätze. Jetzt, mit den einzuhaltenden Abständen, sind es gerade einmal 35: "Das lohnt sich einfach nicht." Die Hoffnung liegt aktuell auf September: Am 4. September soll die Veranstaltung "Dylanized" im Omega stattfinden, organisiert von der Kulturbühne Strohalm. "Damit wollen wir Perspektive zeigen und hoffen natürlich, dass bald alles wieder normal läuft in einer vernünftigen, lustigen und unterhaltsamen Umgebung." Die aktuellen Lockerungen machen Hoffnung: Nach der jüngsten Ankündigung der bayerischen Landesregierung sind 200 stehende Besucher im Außenbereich erlaubt. Diese Erlaubnis will die Kulturbühne nun beantragen, "eine Registrierung soll dann per App erfolgen", weiß Stark.

Mangel an Nachwuchs

Dennoch machen Stark die aktiven Mitwirkenden und der Nachwuchs Sorgen. "Unsere Personaldecke ist jetzt schon dünner, als es sinnvoll ist und erst nach Corona wird man sehen, wer noch aktiv in der Mitarbeit dabei ist." Besonders an Schülerinnen und Schülern fehle es, sagt Stark. Bereits seit zwei, drei Jahren ist der Verein auf der Suche nach Nachkommenden. "Wir haben hier eine Spielwiese, wo jeder alles ausprobieren kann. Ich kann hier Techniker sein, Gastronom, ich kann Veranstalter sein. Sicherlich gibt es auch bei uns gewisse Leitplanken, aber man darf Fehler machen und sich ausprobieren, worauf man Lust hat." Der 63-Jährige hofft nun, dass langsam das alte Leben zurückkehren kann. Neben der Veranstaltung "Dylanized", die, wie der Name bereits andeutet, musikalisches Programm rund um den Sänger und Songwriter Bob Dylan bieten wird, ist ein Live-Konzert einer Coverband in Planung.

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