Dicker WM-Handballer als Vorbild für Abnehmwillige
28.1.2021, 15:30 UhrWer Sport liebt, der hat es derzeit schwer: Die Schwimmbäder sind geschlossen, Mannschaftssport ist nur den Profiteams vorbehalten und nach 21 Uhr ist die abendliche Joggingrunde für einen Schichtarbeiter auch nicht mehr drin durch die Ausgangsbeschränkung. Dafür, findet Dr. Leonhard Fraunberger, Sportmediziner und Kardiologe aus Erlangen, gibt es derzeit den Schnee: Auch Dr. Fraunberger schnallt sich die Langlaufski an und läuft durch die verschneite Winterlandschaft rund um Erlangen. "Das", sagt er, "ist das beste Training auch fürs Immunsystem."
Beides ist gerade in der Pandemie wichtig: Bewegung für das Herz-Kreislauf-System sowie gleichzeitig die positiven Auswirkungen für die Abwehrkräfte. Eine Studie hat jetzt erst herausgefunden, dass neben dem Alter das Übergewicht der größte Faktor für einen schweren Verlauf bei einer Sars-Covid-19-Infektion ist. "Hier ist das Risiko um das Viereinhalbfache größer, dass die Krankheit schwer verläuft", sagt der Sportmediziner.
"Durchchecken lassen"
Wer die überschüssigen Pfunde gesund loswerden möchte, der ist bei ihm im Sportzentrum der Uni Erlangen genau richtig: Nicht nur mit Unternehmen in Zusammenarbeit mit Krankenkassen hilft er Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einem gesunden Alltag, sondern auf Wunsch auch Privatpersonen.
"Wichtig ist, dass man sich, wenn man übergewichtig ist, ärztlich durchchecken lässt, bevor man das gesunde Abnehmen angeht", so Dr. Leonhard Fraunberger. Sonst drohen Herz-Kreislauf-Erkrankungen beziehungsweise im Falle einer Überlastung des untrainierten Systems sogar Infarkte. Doch diese Angst sollte die Abnehmwilligen keinesfalls von ihrem Vorhaben abbringen – es sollte nur fachlich begleitet werden.
"Das wäre Fettleibigkeit"
"Wichtig ist oftmals ein Schlüsselreiz. Der ist wichtig für die Motivation", sagt Dr. Fraunberger. Das kann zum Beispiel auch der nun bei der Handball-Weltmeisterschaf bestaunte wie bewunderte Gauthier Mvumbi sein: Die Körpermaße auf der offiziellen Website des Welt-Handballverbands, die dort mit 110 Kilogramm bei 1,92 Metern Körpergröße angegeben werden, kann Dr. Fraunberger aber nicht so recht glauben: "Ich rechne damit, dass Mvumbi über 120 Kilogramm auf die Waage bringt." Das würde einem BMI (Body-Mass-Index, d. Red.) von 30 entsprechen, "das wäre schon kein Übergewicht mehr, das wäre Fettleibigkeit", so der Fachmann.
Zwar hat er an der Uni im "IQ Move"-Bewegungslabor schon mehrere Profihandballteams untersucht und auch dort die Körperzusammensetzung gerade der Kreisläufer gemessen – Mvumbis Werte aber blieben in Erlangen unerreicht: "Es gibt Spieler mit einem Kampfgewicht von bis zu 110 Kilogramm, die haben aber einen hohen Anteil von Muskelmasse", so Dr. Fraunberger. Kreisläufer brauchen auf ihrer Position einen physikalischen Vorteil – auch Mvumbi lässt sich nicht wegschieben.
"Aber das Risiko für Herz-Kreislauf-System und vor allem Muskel-, Bänder-, Knochen- und Gelenksystem sind gerade bei dieser Sportart enorm": Durch Sprung- und Landung sind vor allem die Gelenke enormen Belastungen ausgesetzt, "bei der Landung wirkt das Sechsfache des Körpergewichts auf Sprunggelenk, Knie, Hüfte – das kann nicht lange ohne Schäden gut gehen", so der Sportmediziner. Denn: "Der Meniskus von Mvumbi ist anatomisch auch nicht größer als der eines Normalgewichtlers."
Zur enormen Abnutzung kommt noch die Verletzungsgefahr bei Beschleunigung. "Lang- wie Kurzfristig ist das nicht gesund", sagt Dr. Fraunberger.
Handball nicht empfehlenswert
Er würde eine Sportart wie Handball bei aller Begeisterung für den WM-Helden des Kongo einem übergewichtigen Patienten nicht empfehlen: "Wichtig ist hier die moderate Belastung ohne Stöße auf den Gelenkapparat wie Radfahren – mit dem richtigen Sattel –, oder Walken. Auch Schwimmen ist ideal, aber derzeit ja nicht möglich. "Spannend ist, dass ein Übergewichtiger, der sich sportlich betätigt, sein Herz-Kreislauf-System und damit auch sein Immunsystem trainiert, gesünder unterwegs ist, als ein dünner, der nichts tut." Somit ist jeder Zeitpunkt laut Dr. Leonhard Fraunberger der richtige, um endlich den Schweinehund zu besiegen und sich zu bewegen – selbst in der Pandemie. Denn auch Langlaufen zählt zu den gelenkschonenden und damit gesunden sportlichen Betätigungen. Also: Raus auf die Ski!
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