Tante Emma - neu interpretiert

Die Teilerei: Ein Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung

17.8.2021, 12:30 Uhr
Im neuen Laden "Teilerei" in der Schiffstraße, direkt neben dem Café Stefania, bekommt man Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Im Bild: Zwei der BetreiberInnen, Johanna (mit Rastazöpfen) und Katharina.

© Harald Sippel, NN Im neuen Laden "Teilerei" in der Schiffstraße, direkt neben dem Café Stefania, bekommt man Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Im Bild: Zwei der BetreiberInnen, Johanna (mit Rastazöpfen) und Katharina.

Ist Tante Emma zurück? Ein Blick über die Regale offeriert Brot, Brötchen und Croissants, dazu gibt es Äpfel, Birnen, Bananen und Ananas, Lauch, Zwiebeln, Möhren, Brokkoli und mehr. Im Kühlschrank stehen Tütenmilch, Joghurt und Käse. Die Theke prangte einst tatsächlich im Tante-Emma-Laden. Und im Lager hinter dem Verkaufsraum harren noch mehr Lebensmittel ihrer Käufer.

Form oder Farbe entspricht nicht dem Standard

All dies wäre auf dem Müll gelandet. Weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, die Form oder Farbe nicht dem Standard entspricht, oder weil schlichtweg zuviel produziert wird. „Die Brote sind nicht von gestern, sondern heute morgen gebacken, vorhin erst habe ich sie abgeholt“, erzählt Johanna Wiglinghoff (32), die zusammen mit Jakob Rößner Mitte Juli die „Teilerei“ in der Schiffstraße eröffnet hat.

Essensretter, die Lebensmittel aus Müllcontainern klauben, gibt es schon eine Weile, doch diese Lebensmittel bezieht die Teilerei direkt von den Produzenten.

Johanna (l.) und Katharina, die Betreiberinnen der Teilerei, sortieren Lebensmittel ein. 

Johanna (l.) und Katharina, die Betreiberinnen der Teilerei, sortieren Lebensmittel ein.  © Harald Sippel, NN

Wie viel kostet das? „So viel, wie es dem Kunden wert ist“, erklärt Johanna Wiglinghoff. Das macht manche Kunden verlegen.

Die Teilerei - ein neues Konzept gegen Lebensmittelverschwendung. 

Die Teilerei - ein neues Konzept gegen Lebensmittelverschwendung.  © Harald Sippel, NN

„Was schlagen Sie denn für einen Preis vor?“, werde ich dann oft gefragt“, erzählt die Lebensmittelretterin. „Das kommt auf den Geldbeutel an. Ich schaue gar nicht hin, die Kunden legen ihr Geld einfach in ein Nähkästchen auf der Theke. Keiner soll sich schämen.“

Die Kundschaft ist altersmäßig und sozial bunt gemischt, beobachtet Johanna. „Da ist alles vertreten.“

"Keine Symptombekämpfung"

Letztlich geht es den Initiatoren, die den Laden als gemeinnützige Unternehmensgesellschaft führen, „nicht allein um Lebensmittelrettung, das wäre ja nur Symptombekämpfung“, meint Johanna mit den Rastazöpfen.

Bezahlt wird, was es dem Kunden wert ist. 

Bezahlt wird, was es dem Kunden wert ist.  © Harald Sippel, NN

„Sondern um Möglichkeiten zu zeigen, sich gegen die Verschwendung zu stemmen. Wir veranstalten auch Workshops zum Gemüseanbau im Garten, oder wie man Lebensmittel weiterverwendet. Etwa, indem man trockene Brötchen zu Bröseln zermahlt und zum Backen einsetzt.“

INFO:

Teilerei in der Schiffstraße 12, Mittwoch bis Samstag von 12 bis 19 Uhr. Mitarbeiter willkommen.

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