Ein Künstlerpaar, eine Leidenschaft
17.2.2015, 14:58 UhrAbtauchen, hinunter in die Tiefe, und schauen, was da kommt – so sei künstlerisches Arbeiten. Wie Bergbau, sagt Werner Bernhard Nowka. „Es freut uns, dass wir nicht unbemerkt geschürft haben.“ Aufmerksam geworden auf die Arbeiten des Erlanger Künstlerpaares sind schon viele, von internationalen Museen bis hin zu privaten Sammlern. In den letzten 30 Jahren wurden die Künstler wiederholt mit Preisen ausgezeichnet, darunter 2010 mit dem NN-Kunstpreis. 2014 erfolgte die Auszeichnung in der Heimatstadt, verliehen wird sie an diesem Freitag.
Mit 10 000 Euro dotiert
Der mit 10 000 Euro dotierte Kulturpreis der Stadt Erlangen wird alle zwei Jahre an Künstler und Kulturschaffende vergeben, die durch Leben und Werk mit Erlangen verbunden sind. „Die Arbeiten des Künstlerpaares bestechen durch ihre große Akkuratesse, die Ästhetik ihrer Formen, den subtilen Umgang mit dem Material sowie den meisterhaft aufgetragenen Glasuren“, urteilte die Jury.
Eine Wahlheimat ist Erlangen für beide, wobei Monika Jeanette Schödel-Müller aus der Region stammt. Sie ist in Nürnberg geboren, ist bereits während ihrer Ausbildung in der Werkstatt von Elly und Wilhelm Kuch in Burgthann der Keramik verfallen. Den gebürtigen Nordfriesen Werner Bernhard Nowka lernte sie beim Kunststudium mit Schwerpunkt Keramik an der Gesamthochschule Kassel kennen.
Der künstlerische Formungswille, der sich in ihren Arbeiten ausdrückt, ist das erste, das ins Auge sticht, wenn man ihr Atelier mit dem kleinen Verkaufsraum in der Altstadt betritt und von den Exponaten im Schaufenster in den Bann gezogen wird. Das gemeinsame Faible für das Material Ton haben beide seit drei Jahrzehnten zur beständigen Basis ihres Schaffens gemacht. Wer von der manchmal recht befahrenen Heuwaaggasse eindringt in das hugenottische Haus, der mag überrascht sein, dass sich hinter der geschlossenen Häuserfront ein kleines Juwel auftut mit einem romantischen Atriumhof. In den angrenzenden Arbeitsräumen herrscht konzentrierte Ruhe. Dem Besucher wird eine Tasse Grüntee gereicht.
Hier stehen Werkbänke und Brennöfen, Kunstwerke sind im Entstehungsprozess. „Wir wollen uns nicht so reinfressen ins Material“, schlägt Monika Jeanette Schödel-Müller als roten Faden für das Gespräch vor, „wichtig ist der künstlerische Ausdruck.“ Das lenkt die Aufmerksamkeit zurück auf die Exponate, die der Besucher im Ausstellungsraum sieht: Gefäße, Köpfe, Figuren, die entdeckt und immer wieder bestaunt werden wollen und bei denen doch – und dies ist Teil ihrer Faszination — genau das passiert ist: Die Künstler haben sich verbissen ins Material, haben meisterlich Hand angelegt von der eigenwilligen Formgebung bis hin zum Farbauftrag. Mit Techniken zu experimentieren, sie weiterzuentwickeln und zu ungewohnten Ergebnissen zu kommen – beispielsweise eine vielschichtige Craquelé-Oberfläche zu kreieren —, treibt sie an.
Das Feuer ist Teil des Arbeitsprozesses, die Keramiken werden sehr hoch gebrannt. Dem Betrachter präsentiert sich das fertige Werk scheinbar leicht und ohne Hinweis auf seinen glühenden Werdegang, ein kugelförmiges Gefäß beispielsweise, innen golden und glänzend, außen mit abstraktem Muster. Eine Arbeitsreihe von Monika Jeanette Schödel-Müller sind Tricksterfiguren, bei denen jede Figur einen Partner hat. Sie sind gegensätzlich und doch gleich, verwandt, wie Geschwister, und erinnern an mythische Wesen verschiedener Kulturen.
Suche nach Neuem
Die von Werner Bernhard Nowka geformten Köpfe muten archaisch an, auch sie könnten aus anderen Erdteilen stammen. Auf der Suche nach Neuem, Eigenem haben beide zudem auch andere Wege beschritten — Holz einbezogen, Grundformen aus Ton zerschnitten. Ihre skulpturalen Themen ergänzen sie durch das Medium „Video“.
Die Künstler haben ihren jeweils eigenen Ausdruck in bestimmten Unikaten gefunden, an anderen Objekten haben sie zusammengearbeitet, sind eine Symbiose eingegangen.
Einig sind sie sich auch in ihrer Vorliebe für ausgedehnte Reisen. Beobachten und Eindrücke sammeln können sie aber auch ganz in der Nähe, am Ufer der Regnitz, wo stille Betrachter Biber und Eisvögel zu sehen bekommen. Und das alles in Erlangen? „Man ist zwar hier, aber auch wieder doch nicht“, sagt Monika Schödel-Müller. „Von daher ist man typischer Erlanger“, ergänzt Werner Nowka.
Weitere Informationen unter:
www.fine-art-ceramics.de
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