Eine Kakophonie der Extraklasse in Erlangen

8.4.2018, 06:00 Uhr
Eine Kakophonie der Extraklasse in Erlangen

© Anestis Aslanidis

Wer in diesen Tagen den Innenhof des Egloffsteinschen Palais’ betreten hat, erlebte eine Kakophonie der Extraklasse: Von links hinten Saxophonklänge, rechts ein stimmgewaltiger Chor, von vorne imposante Posaunen, dazwischen wilde Rhythmen auf Bongos und Congas – in allen elf verfügbaren Räumen der Volkshochschule wurde (teils in Doppelschichten) geprobt und schließlich bis 21 Uhr gejammt. 

Sich eine ganze Woche lang in die gar nicht so klandestinen Geheimnisse der improvisierten Musik mit ihren vielen Ausdrucksformen zu vertiefen, hatten sich erneut Musiker aller Herkunft und Altersklassen eingelassen – der älteste ist über 70 und schon zum 18. Mal dabei. Sie kommen aus Russland, Polen, Italien, Kuba, Argentinien und auch aus Franken – nur junge Leute aus Erlangen waren Fehlanzeige, als ob in den Schulorchestern der hiesigen Gymnasien keine begeisterungsfähigen Jazz-Talente schlummerten, wie der seit nunmehr 38 Jahren unverdrossen begeisterte Kursleiter, Jazz-Bassist und Impresario Rainer Glas bedauert.

Beachtliche Erfolge

Das hat auch dazu geführt, dass die Zahl der die Kursgebühr halbierenden Förderstipendien der "August-Wilhelm-Scheer-Stiftung für Wissenschaft und Kunst" nicht annähernd in Anspruch genommen wurden, die Jazz-Talente bis zum 28. Lebensjahr fördern wollen. Stifter Wilhelm Scheer hat viele Jahre am Jazz-Kurs teilgenommen und hatte dabei beachtliche Erfolge erzielt.

Die Voraussetzungen sind seit Jahren identisch: ausreichende Noten- und Instrumentenkenntnisse, Begeisterungsfähigkeit und Neugier auf Schräges und "Unerhörtes". Der erste Eindruck: Ein Jazz-Kurs, der einen befähigt, überschaubare Jazz-Standards wie "Autumn Leaves" zu spielen, macht reichlich Spaß. 

Mit der notwendigen Lust am kollektiven Spiel sollte zudem ausgestattet sein, wer in der Bigband von Harald Rüschenbaum, dem Leiter des Bayerischen Landes-Jugend-Jazz-Orchesters, mitmacht. In den Combos der anderen Dozenten wird aber auch viel "nach Gehör" gespielt und improvisiert. Jeder Dozent erarbeitet mit der von ihm betreuten Combo eine andere Stilistik des Jazz.

Prompt ausgebucht

Und auch Neues wurde geboten: Erstmals war der Herzogenauracher Drummer und Perkussionist Alberto Parmigiani unter den Dozenten – sein

Kurs ist prompt ausgebucht. Daneben aber auch bewährte Kräfte wie die Sängerin Romy Camerun, die Blechbläser Andrey Lobanov und Jürgen Neudert, Saxophon-Größen wie Tony Lakatos, Rick Margitza und Hubert Winter sowie die Bassisten Rainer Glas und Patrick Scales. "Volles Haus" auch bei den Drummern Harald Rüschenbaum und Christoph Huber sowie bei den Saitenkünstlern Helmut Kagerer (git) und Bernhard Pichl am Piano. Das exotischste Angebot machte wohl der libanesische Kanun-(Zither-)Spieler Gilbert Yammine.

 

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