Eine verstümmelte Leiche im Lorenzer Reichswald

14.12.2010, 22:48 Uhr
Eine verstümmelte Leiche im Lorenzer Reichswald

© Heinz Reiß

Die Handlung von Angelika Sopps Roman spielt überwiegend in Nürnberg und seiner ländlichen Umgebung. Allerdings bilden die Örtlichkeiten nur den losen Rahmen für die Geschichte. Im Zentrum steht der nach dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen lebende Landarzt Horatio Grünfeld.

Einen doppelten Schock bekommt der Mediziner bei einem einsamen Angelausflug an den Birkensee im Lorenzer Reichswald: Grünfeld zieht nicht nur eine verstümmelte Leiche aus dem See, er begegnet auch der ermittelnden Kriminalkommissarin Lili Karmann, die schlagartig sein eingefahrenes Weltbild erschüttert.

Denn obwohl die äußerst resolute Ermittlerin ganz und gar nicht Grünfelds Vorstellungen von „echter Weiblichkeit“ entspricht, ist der eingefleischte Chauvinist von Anfang an fasziniert.

So verlangt er nachdrücklich, die Kommissarin in ihrer Aufklärungsarbeit unterstützen zu dürfen — was ihm schließlich mehr oder minder ernsthaft erlaubt wird. Er heftet sich an Lilis Fersen.

Ohne falsche Sentimentalität erzählt Angelika Sopp, wie sich die beiden eigentlich ausgeprägt einzelgängerischen Menschen im Laufe der Mordermittlung privat immer näher kommen. Die klassische Kriminalhandlung des Romans ist verknüpft mit der persönlichen Entwicklung der beiden Protagonisten und ihrer allmählich wachsenden Zuneigung.

Die gemeinsame Arbeit an dem Mordfall bringt Horatio wie Lili dazu, gewohnte Verhaltensmuster zu überdenken. Die Mauern, die beide zu ihrem eigenen Schutz um sich errichtet haben, beginnen zu bröckeln.

Spannende Geschichte

Die Motivation der Autorin, den Roman zu schreiben, wuchs zum einen aus dem Wunsch, eine spannende Kriminalgeschichte zu verfassen, zum anderen die Durchlässigkeit der sich nur scheinbar unvereinbar gegenüber stehenden Weltanschauungen ihrer Helden zu thematisieren und zu skizzieren. „Schreiben“, so Sopp, „fordert uneingeschränkte Hingabe, strukturiert das Denken und bewirkt ein unmittelbares Gefühl von Kreativität. Schreiben diszipliniert, denn es verlangt Zeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Gleichzeitig ist es jedoch eine tiefe Quelle der Freude und Entspannung.“

Angelika Sopp: Höchste Zeit zum Sterben, Fahner Verlag, ISBN 978-3-924158-99-6, 282 Seiten, 12,80 Euro.