Erlangen bietet 300 neuen Flüchtlingen Schutz

4.9.2014, 08:41 Uhr
Erlangen bietet 300 neuen Flüchtlingen Schutz

© Archivfoto: Sippel

Der Bescheid, der die Stadt am frühen Nachmittag erreichte, begründet die Zuteilung mit der Überlastung der Zentralen Aufnahmeeinrichtung (ZAE) in Zirndorf. Regierungspräsident Thomas Bauer hatte Oberbürgermeister Florian Janik bereits am Mittag telefonisch informiert. Janik reagierte umgehend auf das Ansuchen: Ein eilends zusammengerufener Koordinationsstab erörterte die wichtigen Fragen der Unterbringung, der Versorgung und der Betreuung. Janik: "Wir haben damit gerechnet, nachdem die Bedingungen in der zentralen Auffangstelle in Zirndorf nicht mehr hinnehmbar waren."

Auch die Bürger helfen

Oberbürgermeister Florian Janik und die für Flüchtlingsfragen zuständige Bürgermeisterin Elisabeth Preuß erklärten, dass man die Aufnahme der Flüchtlinge nicht nur als rechtliche, sondern auch als humanitäre Verpflichtung verstehe.

Mit dem Aufbau der Zelte wird ein privater Anbieter beauftragt, koordiniert wird die Aktion vom Katastrophenschutz. Die Stadt will heute ein Bürgertelefon (Nummer auf der Homepage der Stadt) freischalten, an dem umfassend informiert wird. Zudem werden die Anwohner mit Handzetteln informiert, es ist eine öffentliche Bürgerinformationsveranstaltung geplant. Das Freibad West ist wegen des Aufbaus der kleinen Zeltstadt schon heute geschlossen.

In Lebensgefahr

Dieser humanitären Verpflichtung stellen sich im übrigen auch Menschen in Erlangen und den umliegenden Ortschaften. Während sich in Erlangen die Erlanger Flüchtlings-Initiative (Efi) und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) sowie städtische Dienststellen um die Flüchtlinge kümmern, hat sich in Buckenhof spontan eine Bürgerinitiative gegründet, die ankommende Flüchtlinge betreuen will. In Marloffstein hat ein Gemeinderat eine Immobilie als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt - im Einvernehmen mit den Nachbarn, wie betont wird.

Die Bezirksregierung hat am Mittwoch die Notbremse gezogen, nachdem die Zentralstelle in Zirndorf aus allen Nähten platzte. Die Aufnahmekapazität der ZAE ist auf 650 Personen ausgelegt. Derzeit sind jedoch 1400 Personen in der Einrichtung in Zirndorf untergebracht. Regierungspräsident Thomas Bauer spricht deshalb auch von "einer Gefahr für Leben und Gesundheit".

Nach der Einrichtung von Notunterkünften, insbesondere in Nürnberg, stehen der Behörde laut Bescheid keine weiteren Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die ZAE in Zirndorf ist selbst dadurch an die Kapazitätsgrenze getrieben worden, weil die zweite große Anlaufstelle in München aus seuchenhygienischen Gründen – dort waren ansteckende Krankheiten ausgebrochen – keine Flüchtlinge mehr aufnehmen konnte.

Die Landtags-SPD hat noch einmal darauf hingewiesen, dass die Notlage erwartbar war. "Die Konsequenzen für die betroffenen Flüchtlinge, für das Personal vor Ort und die Kommunen sind schlichtweg katastrophal. Die Inbetriebnahme neuer Einrichtungen lässt viel zu lange auf sich warten."

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