Erlangen: Erba-Kostenschätzung wird doch überprüft

29.4.2017, 06:00 Uhr
Erlangen: Erba-Kostenschätzung wird doch überprüft

© Harald Sippel

Die Berechnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, wonach eine Sanierung der bestehenden acht Häuser mit durchschnittlich 1800 Euro pro Quadratmeter erheblich teurer würde als Abriss und Neubau zusammen, war zuletzt bei unserer Diskussion im E-Werk auf Kritik gestoßen.

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Auch auf Nachhaken konnte Oberbürgermeister Florian Janik die Berechnungen, nach denen nach einer Sanierung die Mieten auf rund 14 Euro pro Quadratmeter ansteigen würden, nicht näher erläutern. Der an sich sehr selbstbewusst auftretende und eloquente Rathauschef wurde nervös: Da wurde bei "Erbas Erbe" ein wunder Punkt getroffen.

Bereits einen Tag später bat die Gewobau den Verband der Bayerischen Wohnungswirtschaft (VdW), die Kostenschätzung sachverständig zu prüfen und bis Mitte nächster Woche eine Stellungnahme abzugeben.

EN erhalten Ergebnisse

Die Ergebnisse werden dann den Erlanger Nachrichten zur Verfügung gestellt, sagte Gewobau-Geschäftsführer Gernot Küchler in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend.

Neben dem EN-Forum, das im Bericht der Verwaltung ausdrücklich erwähnt wird, gab wohl der Dringlichkeitsantrag der Erlanger Linken (Erli) nach einer Veröffentlichung aller entsprechenden Dokumente den letzten Ausschlag für den Schritt der Gewobau, oder genauer gesagt, der Stadtspitze, in deren Auftrag die 96-prozentige Tochter ja handelt.

Wenige Tage vor dem Entscheid am 7. Mai nun doch noch eine externe Stelle einzubeziehen, ist ein klarer Punktsieg für die Abrissgegner — und eine Blöße für Florian Janik. Er hätte wissen können und müssen, dass man bei einem so umstrittenen Punkt wie der Kostenrechnung frühzeitig für Klarheit sorgen muss. Spätestens als die Bürgerinitiative für den Erhalt der Häuser über ein Bürgerbegehren einen Entscheid auf den Weg brachte, wäre es Zeit gewesen, einen neutralen Gutachter zu bestellen.

Sicher ist es richtig, wie Gewobau-Chef Küchler vor den Stadträten ausführte, dass die Gewobau ihre Baukostenplanungen und -schätzungen stets nach aktuellen betriebswirtschaftlichen Normierungen vornimmt und das unter normalen Umständen auch nicht groß in Frage steht. Wenn sich aber ein so großer Widerstand gegen ein Vorhaben bildet wie bei den Erba-Häusern und man dennoch erst in letzter Minute darauf reagiert, ist das für den OB und seine Ampelkoalition im besten Fall ungeschickt, im schlimmsten jedoch selbst überschätzend. Die Taktik, einfach einmal abzuwarten und erst, wenn es gar nicht anders geht, der Kritik nachzugeben, wird ihm sicher einige Sympathien und wahrscheinlich auch (Abriss)Stimmen am Sonntag kosten.

Küchlers Verweis auf die Wahrung bestehender Betriebsgeheimnisse nützt in einem solchen Sonderfall ebenfalls gar nichts (mehr). Ganz im Gegenteil.

Taktisch geschickt hat hingegen die Erlanger Linke agiert. Mit ihrem Dringlichkeitsantrag zehn Tage vor dem Wahlsonntag haben sie das Thema so aufs Tapet gebracht, dass keiner daran vorbeikommt — und die Stadtspitze damit unter Zugzwang gesetzt. Die beiden Stadträte selbst aber wollten sich mit dem Beschluss nicht zufrieden geben und stimmten dagegen. Sie hatten mit ihrem Antrag Klärung gefordert. Für die Konsequenzen aber übernehmen sie keine Verantwortung.

 

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