Erlangen: Füllhorn und eine Wundertüte zugleich

21.2.2016, 06:00 Uhr
Erlangen: Füllhorn und eine Wundertüte zugleich

© Foto: Harald Sippel

Begonnen hatte es 1977, als er, gerade 17-jährig, mit einem Onkel seiner damaligen Freundin die Gelegenheit hatte, den Nürnberger Maler Oskar Koller in dessen Domizil in Poppenreuth zu besuchen. „Der Mann und seine Art zu malen haben mich derart fasziniert, dass ich gleich ein Gemälde gekauft habe“, erinnert sich Männl an seinen Start als Kunstsammler (und damit auch Mäzen), „und es war für mich damals eine richtige Investition.“ Aber offenbar eine gute – auch wenn er für den Kaufpreis (damals noch in D-Mark) ein gutes Rennrad bekommen hätte.

Aber Walter Männl war – aus einer Fahrschuldynastie stammend – an Rennrädern nicht interessiert, an Kunst aber seitdem schon. Und seitdem, so sagt er, könne er an keiner Kunstausstellung und an keiner Galerie vorbeigehen, ohne sich selbst ein Bild von der ausgestellten Kunst zu machen – „und es bleibt halt immer etwas hängen“, wie er schmunzelnd zu berichten weiß.

Beispielsweise bei einer Reise durch Neuseeland im Jahr 2004, als er am Atelier der Malerin Hellen Olivier vorbeilief und sein Blick auf deren lichtklare, gegenständliche Gemälde fiel. „Die haben mir so gut gefallen, dass ich gleich zwei gekauft habe“, erinnert sich Männl, „nur die Ausfuhr war ein Problem, weil das nur in Containern ging.“ Dass ein nachgekauftes Gemälde auf dem Weg bis nach Europa spurlos verschwand, hält er heute allerdings für verschmerzbar.

Und genau so ist seine Sammlung entstanden. „Ich kaufe, was mir gefällt“, schildert er sein Auswahlkriterium, „der Kaufpreis ist eher Nebensache“. Soll heißen: „Ich kaufe Kunst, weil sie mir gefällt, nicht weil ich damit spekulieren will.“ Deshalb erfreut er sich auch an großformatigen Werken (darunter etliche Preisträger des Kunstpreises der Nürnberger Nachrichten) oder an einem „geflügelten“ Panther des Malers Eckart Hahn, der 2011 im Erlanger Kunstpalais ausgestellt hatte und dessen Stil Männl ebenso wie die internationale Kunstszene entzückt und heute Titelblätter von Kunstmagazinen schmückt.

Schwerpunkt bei Männls Sammelleidenschaft bleibt aber die fränkische Szene. Das geht auch auf die legendären Kunstauktionen im Garagentheater zurück, auf denen Auktionator Utz Ulrich aus Nürnberg fränkische Künstler unters Volk und zu Namen brachte. Aber auch Veranstaltungen wie das Erlanger „Offene Atelier“ oder das Fürther „Gastspiel“ – hier stellen Künstler bei Kollegen aus – sind für ihn Kaufgelegenheiten. „Natürlich steht da auch der Gedanke dahinter, die heimische Kunstszene – egal ob Künstler oder Galeristen – zu stärken.“ Dass ihm das leichtfällt, hängt auch damit zusammen, „dass Frankens Künstler überall bestehen können – hier muss niemand sein Licht unter den Scheffel stellen.“

Kunst spielt beim selbst bei der Blues Brothers Revival Band aktiven Bassisten Männl im Alltag eine große Rolle. Ausstellungen in seiner Praxis, Konzertabende bei sich zu Hause – „durch die Kunst gewinnt der Alltag ungemein“, ist er überzeugt, „das ästhetische Empfinden wird geschult und entwickelt sich weiter – das ist wunderbar.“ An seinem Entzücken können Besucher ab Mittwoch, 24. Februar, im Kunstmuseum Erlangen (Nürnberger Straße 9) teilhaben. Dort sind viele Werke ausgestellt.

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