Erlangen für zweite Corona-Welle gut gerüstet
4.8.2020, 19:00 UhrKommt eine zweite Corona-Welle? Eine Prognose dazu will Carsten Haeckel nicht abgeben, das überlässt der Geschäftsführer des Malteser Waldkrankenhauses St. Marien, der selbst Arzt ist, dann doch lieber ausgewiesenen Epidemiologen. Was er aber mit Sicherheit weiß: Sein Haus ist für einen neuen, möglicherweise sogar schlimmeren Ausbruch als im März und April gerüstet, besser sogar als damals.
"Wir haben jetzt viel mehr Schutzausrüstungen auf Lager als bei der ersten Welle", sagt Haeckel. Wie viele andere Kliniken bundesweit, hat auch die Einrichtung an der Rathsberger Straße aus den jüngsten Erfahrungen Konsequenzen gezogen — und die Kapazitäten an Schutzmaterial deutlich aufgestockt.
Abgetrennter Covid-Bereich
Außerdem hat das Waldkrankenhaus nach wie vor einen (wie es die Bestimmungen für Kliniken derzeit noch vorschreiben) abgetrennten Covid-Bereich. Darüber hinaus hält das Waldkrankenhaus weitere Plätze extra für Corona- und Verdachtsfälle frei.
Corona-Tests sind bei allen Patienten momentan ebenfalls immer noch verpflichtend — auch wenn sich die sinkenden Infizierten-Zahlen im Waldkrankenhaus bemerkbar machen. Derzeit behandelt die Klinik höchstens mal einen Covid-19-Patienten. Das könnten laut Haeckel aber in den nächsten Wochen wieder mehr werden.
Krisenplan lässt sich reaktivieren
Denn auch wenn der Waldkrankenhaus-Geschäftsführer keine Prognose zur Entwicklung machen möchte, hält er einen Anstieg etwa durch Reise-Rückkehrer aus so genannten Risikogebieten für durchaus möglich. "Wenn die Situation wirklich drastisch werden sollte, können wir unseren Covid-Krisenplan über Nacht reaktivieren".
Konkret heißt das: Freiwerdende Betten werden nicht mehr belegt und aufschiebbare Eingriffe verschoben. Zudem gibt es Umschichtungen beim Personal. Innerhalb von ein bis zwei Wochen lässt sich das Haus somit auf einen Betrieb von rund 50 Prozent herunterfahren, sagt Haeckel. Das Corona-Team steht außerdem nach wie vor bereit — und kann im Notfall sofort von einem derzeit 14-tägigen Treffen zum täglichen Meeting zurückkehren.
Krisenstab tagt weiterhin
Auch am Universitätsklinikum tagt weiterhin der interne Covid-19-Krisenstab. Das Haus ist zwar ebenfalls zum Normalbetrieb zurückgekehrt, hält aber aktuell zwei Intensivbetten und zwei Betten auf der Isolierstation für Covid-19-Patienten bereit und kann nach eigenen Angaben innerhalb von 24 Stunden auf Krisenmodus stellen.
Auch wenn es nach einer über mehrere Wochen andauernden Covid-freien Zeit nun mit zwei Patienten (Stand: 3. August) dort verhältnismäßig wenige Erkrankte gibt, ist auch die Uni-Klinik für den worst case, den schlechtesten anzunehmenden Fall, gewappnet: "Wir halten Schutzkleidung und Beatmungsgeräte für mindestens drei Monate im Voraus bereit", erläutert der Ärztliche Direktor, Prof. Heinrich Iro.
Zudem produziere die hauseigene Apotheke Arzneimittel, die auch zur Versorgung von Covid-19-Patienten benötigt werden, sagt Iro. "Dank dieser Eigenherstellung kann ein eventuell erneuter Mehrbedarf im Herbst gedeckt werden."
Aus der ersten Corona-Welle nimmt das Universitätsklinikum einiges mit: "Wir haben gelernt, dass wir auch eine Krise wie die Corona-Pandemie gemeinsam gut bewältigen können und als Team funktionieren", sagt Iro.
Verbesserungsbedarf erkannt
Man habe aber auch erkannt, wo es Verbesserungsbedarf gibt: "Hinsichtlich der Versorgung mit Material und Medikamenten arbeiten wir daran, von globalen Lieferketten unabhängiger zu werden", betont der Ärztliche Direktor und fügt hinzu, "hierbei sind wir aber auch auf staatliche Unterstützung angewiesen."
Natürlich spiel(t)en Staat und Stadt bei der Bekämpfung der Pandemie eine Riesen-Rolle. So trifft sich der Koordinierungsstab der Stadt Erlangen, dem unter anderem Vertreter von Ordnungsbehörden, Polizei und Brandschutz angehörden, derzeit ein Mal pro Woche. Bei Bedarf können laut Pressestelle aber auch hier Krisenpläne wieder sehr schnell reaktiviert werden.
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