Erlangen: Gedenken für Opfer des Nationalsozialismus
2.2.2017, 10:00 UhrMit leiser, gebrochener Stimme erzählt der Sinto Siegfried Heilig, wie er von Mitschülern und Lehrern in Magdeburg schikaniert wurde, wie seine Großmutter ihn vor der Gestapo schützte, wie er überhaupt überlebte. Ein großer Teil seiner Schaustellerfamilie wurde in Auschwitz umgebracht. „Wir haben als Kinder sehr viel mitgemacht“, sagt Siegfried Heilig, und wiederholt diesen Satz mehrfach in seiner emotionalen Erzählung. Manchmal versagt ihm dabei die Stimme.
„Alternative keine Alternative“
Die Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair springt dann ein. Sie begleitet ihn stets, wenn er als Zeitzeuge beispielsweise in Schulen von seinem Schicksal und dem seiner Familie berichtet. Überlebt hat Siegfried Heilig, weil ein Landrat ihn bei einem Bauern untergebracht hatte. Dort hat er sich von den Kartoffeln ernährt, die für die Schweine bestimmt waren. „Ich habe so viel mitgemacht, ich kann das gar nicht wiedergeben, was da war“, flüstert er dann.
Oberbürgermeister Florian Janik meint, die westliche Wertegemeinschaft und der soziale Rechtsstaat seien auch entstanden, weil Menschen während des Dritten Reiches so schreckliche Erfahrungen machen mussten. Und er warnt vor dem Vormarsch von Rechtspopulismus. Man müsse deutlich machen, „dass die, die sich Alternative nennen, keine Alternative sind sondern ein alter Hut“, warnt er.
Erinnerungen
In seinem Schlusssatz sagt der Sinto Siegfried Heilig mit Tränen in den Augen: „Ich möchte nur sagen, dass so etwas nie mehr passiert, es ist nicht möglich, dass die Menschheit so schlecht ist“. Fassungslos und wortlos verlassen viele der rund 50 Zuhörer den Lesesaal.
Es gibt aber auch Beifall, für Siegfried Heilig, den es ganz offensichtlich viel Kraft gekostet hat, aus all den schrecklichen Erinnerungen zu erzählen.
Für eine angemessene musikalische Umrahmung der Gedenkstunde sorgte ein Streichquartett von Schülerinnen des Christian-Ernst-Gymnasiums.
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