Hoher Spardruck
Erlangen in finanzieller Not: Wie das E-Werk weiterhin ums Überleben kämpft
27.02.2025, 16:39 Uhr
290.000 Euro, das ist die Lücke, die im Haushalt des Erlanger E-Werks für 2025 klafft. Im vergangenen Jahr bangte die Kulturinstitution sogar ums Überleben. Vor zwei Monaten beschloss der Stadtrat dann: Der Fördervertrag wird vorerst für nur ein Jahr geschlossen, anstelle von drei Jahren mit entsprechender Planungssicherheit. Das Kulturzentrum E-Werk finanziert sich zu rund zwei Dritteln selbst. Die Einnahmen entstehen durch Konzerte, Party-Veranstaltungen, die Gastronomie sowie die Vermietung von Räumlichkeiten.
"Die Lösung ist nicht die, die ich mir ursprünglich erhofft hatte – die, die uns erlaubt hätte, unsere Arbeit so fortzusetzen, wie bisher", sagte damals Jan-Peter Dinger, Geschäftsführer des E-Werks. Doch die Berichte über die empfindlichen Einschnitte zeigten Wirkung: "Nach dem ersten Bekanntgeben unserer misslichen Lage, wurde oft gefragt, wie man uns konkret helfen kann. In kürzester Zeit haben wir dazu Möglichkeiten entwickelt: man kann durch unterschiedliche finanzielle ‚Solidaritäts-Beiträge‘ unsere soziokulturelle Programmarbeit unterstützen." Das Zentrum war also vorbereitet - und das zeigt mittlerweile schon Wirkung.
Als Mittel zum Zweck hielt der denkmalgeschützte Fliesenboden im E-Werk her: Privatpersonen und Unternehmen konnten seither "Fliesen-Patenschaften" übernehmen. Schon im Dezember wurde so ein Soli-Beitrag von rund 10.000 Euro geknackt. Nach Angaben des E-Werks kann das Publikum neben den Patenschaften auch beim Kauf von Veranstaltungskarten im Online-Shop einen Soli-Beitrag in beliebiger Höhe hinzubuchen. Auch vor Ort haben die Gäste die Wahl, einen Soli-Euro pro Getränk zu spenden. Alle Erlöse aus den Aktionen würden zu 100 Prozent in die soziokulturellen Veranstaltungen fließen, die aktuell auf der Streichliste stünden.
Dennoch ist klar: Die Soli-Beiträge alleine reichen nicht aus, um die Deckungslücke von bis zu 290.000 Euro pro Jahr zu schließen. Das Sparkonzept setzt gezwungenermaßen an der Personalstärke an: Frei werdende Stellen werden derzeit nicht oder nur teilweise nachbesetzt, Programmangebote ausgedünnt, Investitionen und Reparaturen auf ein Minimum reduziert. Da das Programm für 2025 bereits steht, können die Öffnungstage jedoch erst ab 2026 reduziert werden. Auch die Preise müssen steigen - zumindest moderat, so das E-Werk. Das betrifft dann Eintritte, Gastronomie oder Raummieten.
Das soziokulturelle Zentrum stellt auch klar: Die Sparmaßnahmen bergen auch Risiken. Auf diese habe das Team bei Verhandlungen mit der Stadt immer wieder hingewiesen. Es bleibe zu hoffen, so Dinger, "dass wir durch eine erzwungene Reduzierung der Öffnungstage die finanziell besonders lukrativen Konzertveranstaltungen großer Bands weiterhin im E-Werk platzieren können". Finden insgesamt nun weniger Veranstaltungen statt, können nicht optimal besuchte Veranstaltungen tiefere Löcher reißen als zuvor, heißt es von Seiten der Institution. Die Besucherzahlen seien noch nicht wieder auf dem Stand vor der Corona-Pandemie. Die Hängepartie geht also weiter.
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