Erlangen: Joachim Herrmann wird 60

21.9.2016, 11:30 Uhr
Erlangen:  Joachim Herrmann wird 60

© Foto: Michael Matejka

Geboren wurde Joachim Herrmann in München als Sohn eines Universitätsprofessors. Bereits im Alter von drei Jahren kam er nach Erlangen, wo er die Loschgeschule und später das Fridericianum besuchte. Nach dem Abitur absolvierte er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein Jurastudium und wurde 1984 Regierungsrat in der Bayerischen Staatskanzlei. 1988 bis 1992 ging’s dann wieder zurück nach Erlangen als Oberregierungsrat am Landratsamt. Sein Zuständigkeitsbereich: Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Ein Wink mit dem Zaunpfahl?

Schon damals hatte Herrmann politisch von sich reden gemacht: 1977 Vorsitzender des RCDS Erlangen, zwei Jahre später Landesvorsitzender, ab 1983 Mitglied des Bundesvorstands der Jungen Union (JU) und ab 1987 stellvertretender JU-Bundesvorsitzender. Eine glänzende politische Karriere, bis zum ersten Dämpfer: Bei der Bewerbung um die Nachfolge des Erlanger Wirtschaftsreferenten Hans Vogel musste er dem drei Jahre älteren Siegfried Balleis den Vortritt lassen.

Herrmann stach anders als heute, damals gerne in innerparteiliche Wespennester. So beschrieb er 1987 bei der Abrüstungsdebatte auf dem Bezirksparteitag die Union als „aufgeschreckten Hühnerhaufen ohne überzeugendes Konzept“, 1988 sah er die Franken in den CSU-Spitzenpositionen hoffnungslos unterrepräsentiert und ein Jahr später wollte er in die mittelfränkische Parteiorganisation frischen Wind bringen: durch den Zusammenschluss der beiden Bezirksverbände.

Ein schmaler Grat

Den meisten Parteifreunden gefiel diese Demutsverweigerung vor Parteioberen. 1989 erfolgte deshalb die offizielle Nominierung als OB-Kandidat in Erlangen. Das dabei überreichte überdimensionale Hufeisen aus Brezelteig konnte allerdings die 36,3-Prozent-Niederlage gegen Amtsinhaber Dietmar Hahlweg nicht verhindern.

1990 wurde Herrmann nach dem Einzug in den Stadtrat (bis 2004) gleich Fraktionsvorsitzender – damals eine Gratwanderung, musste er doch den Ausgleich schaffen zwischen selbstbewussten Jung-Unionisten und ergrauten Schlachtenlenkern. Um in Erlangen bleiben zu können, wechselte er 1992 in die Siemens-Rechtsabteilung.

1994 dann die entscheidende Weichenstellung: die Nachfolge von Wilhelm Vorndran als Landtagsabgeordneter. Damit war auch das legendäre, etwa gleichaltrige vierblättrige Erlanger Kleeblatt gebildet, mit vier Politikern, die ihre Aufgabe auf verschiedenen Feldern gefunden hatten und sich nicht weh taten: Herrmann im Landtag, Gerhard Friedrich im Bundestag, Siegfried Balleis als Oberbürgermeister und Gerd Lohwasser als Bezirkstagspräsident.

Sie repräsentierten auf Parteitagen die liberale Speerspitze der CSU und löckten gegen den zu starken konservativen Flügel den Stachel. Das fiel CSU-Parteichef Theo Waigel angenehm auf — und er berief Herrmann 1997 zum stellvertretenden Generalsekretär.

1998 holte schließlich der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber den Erlanger als Sozial-Staatssekretär in sein Kabinett – um ihn ein Jahr später nach der Entlassung des Stoiber-Kritikers Alfred Sauter und der dadurch notwendigen Regierungsumbildung, dem Regionalproporz zu opfern. Herrmann ereilte die Nachricht im Urlaub auf Mallorca, doch sollte sich der vermeintliche Rückschritt noch als Glücksfall erweisen. Herrmann wurde Fraktions-Vize, stieg 2003 zum mächtigen Fraktionschef auf und wurde 2007 in den Chefsessel des Innenministeriums berufen.

Wir überlassen es bayerischen und bundesdeutschen Medien, Herrmanns Wirken zu beurteilen. Für die Süddeutsche Zeitung strahlt „der Sicherheitsminister Nr. 1 in Deutschland“ Seriösität, Kompetenz und Empathie aus, für die Welt ist er derzeit das Gesicht der CSU, für die Augsburger Allgemeine der besonnene Krisenmanager, kompromisslos in Sachen Innere Sicherheit, aber kein politischer Scharfmacher, für den Münchner Merkur hat er führungsstark sein Haus im Griff, für die Rheinische Post ist er bundesweit zur Marke geworden, „einer der steht, wenn es drauf ankommt“, und für den Focus der Profi und Routinier, „ein Favorit für die Nachfolge von Horst Seehofer“ – was übrigens andere ebenfalls so sehen. Der Bonner General-Anzeiger mutmaßt: „Zum Schluss sucht die CSU eben keinen Macher wie Söder, sondern einen Pflichtmenschen wie Herrmann“.

Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit

Dieser, Major d. R., seit 1983 mit der Juristin Gerswid Terheyden aus Bremerhaven verheiratet, Vater einer Tochter und zweier Söhne, ist seiner Heimatstadt nach wie vor verbunden, nicht nur als Stimmkreisabgeordneter, sondern auch als Aufsichtsrat des Handball-Erstligisten HC Erlangen.

Kraft schöpft er aus seinem christlichen Glauben. Seit 1995 ist er Mitglied im „Ritterorden vom heiligen Grab zu Jerusalem“. Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind jene Eigenschaften, die er bei seinen Mitmenschen am meisten schätzt. Und ehrlich hat er einmal auf die Frage geantwortet, was sein größter Flop gewesen sei: „Fußball-Fachdiskussionen mit meinen Söhnen“.

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