Hauruck-Verfahren

Erlangen schafft Luftfilter an

Markus Hörath

Erlanger Nachrichten

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25.7.2021, 06:00 Uhr
In der Technikerschule sind bereits Luftfilter im Einsatz.

© Harald Sippel, NN In der Technikerschule sind bereits Luftfilter im Einsatz.

Genau 1024 Räume gibt es an den Erlanger Schulen - dazu zählen Klassenzimmer ebenso wie Fachräume und Mehrzweckräume. In 107 dieser Räume stehen inzwischen mobile Luftreinigungsgeräte. Diese hat die Stadt Erlangen mit Hilfe staatlicher Fördergelder angeschafft und im Februar und März in verschiedenen Schulen in solchen Klassen- und Fachräumen aufgestellt, die nicht ausreichend über Fenster belüftet werden können.

Die Grünen, FDP und ÖDP hatten sich ausdrücklich für die flächendeckende Anschaffung ausgesprochen, damit sich aber nicht durchsetzen können. Auch die Verwaltung hatte davon abgeraten. Angeschafft wurden indes für alle Klassenräume Kohlendioxid-Messgeräte, mit deren Hilfe deutlich wird, wann gelüftet werden muss.

Ein Ding der Unmöglichkeit

Nach den Vorstellungen von Ministerpräsident Markus Söder soll ab September nun aber in jedem bayerischen Klassenzimmer ein mobiler Luftfilter stehen. Ein Ding der Unmöglichkeit, bei dem riesigen Bedarf, den die Kommunen im Freistaat jetzt haben, sind sich OB Janik und Bildungsreferentin Anke Steinert-Neuwirth einig.

„Die Ankündigung der Staatsregierung vier Wochen vor den Sommerferien, die Ausstattung mit Luftfiltern bis zum September umzusetzen, ist unrealistisch", sagt Steinert-Neuwirth. Nicht nur für Erlangen, sondern alle bayerischen Kommunen. "Das ist nicht machbar.“

„Es wäre gut gewesen, wenn die Kommunen etwas mehr Zeit gehabt hätten, sich mit dem Thema auseinandersetzen zu können, denn der Erwartungsdruck, der jetzt da ist, ist unglaublich hoch, und wir wissen alle, dass wir diesen bis zum Herbst nicht erfüllen können", ergänzt OB Florian Janik.

Hohe Kosten rollen auf die Stadt zu

In einem ersten Schritt sollen deshalb zunächst die Klassenräume der Jahrgangsstufen eins bis sechs mit entsprechenden Geräten ausgestattet werden. Das hat der Stadtrat einstimmig auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Hinzu kommen von den Schulleitungen priorisierte Räume. Insgesamt etwa 735. Auch die Räume für Schulkinder in Horten und Lernstuben sollen Luftfilter erhalten.

Allein die Anschaffung der Luftfilter verschlingt einen richtig großen Batzen Geld: Die Stadtverwaltung geht von mehr als 3 Millionen Euro aus. Abzüglich der von Ministerpräsident Söder in Aussicht gestellten Förderungen bleiben immer noch fast 1,9 Millionen Euro an der Stadt hängen. Hinzu kommen dann noch die jährlichen Nebenkosten von über 800.000 Euro, die komplett von der Stadt getragen werden müssen.

„Wir wollen alle, dass Schule nach den Sommerferien wieder stattfindet. Das wollen die Kinder, die Familien, die Lehrkräfte", sagt die Bildungsreferentin. "Das ist vor allem für die Kinder und Jugendlichen wichtig, die wirklich harte Monate hinter sich gebracht haben und sich da wacker geschlagen haben.“

Nur ein Teil der Hygienemaßnahmen

Luftfilter seien aber nur ein Teil der Hygienemaßnahmen in den Schulen, "zu denen auch testen, aber auch lüften, lüften, lüften gehört“, so Anke Steinert-Neuwirth.

Die Anschaffung von Luftfiltern ist allerdings, vor allem vom grünen Block im Stadtrat, nicht ganz unumstritten. Fest installierte Luftfilter seien an Schulen eher die Ausnahme, so die Sprecherin der Grünen für Bildung, Kerstin Heuer. "Entsprechende Forderungen der Berufsverbände werden seit Jahren ignoriert. Corona zeigt uns auch hier die Missstände wie unter einem Brennglas." Ihre Forderung: "Festinstallierte Luftfilter müssen ab sofort auch bei uns im Schulbau Standard werden.“

Eine Schule in Erlangen, in der bereits in allen Räumen Luftfilter stehen, ist - wie bereits berichtet - die städtische Technikerschule. Neun Geräte wurden von der Stadt angeschafft, neun weitere Geräte einer anderen Marke hat der Technikverein Erlangen gesponsert.