Erlangen: Streit im Erba-Siedlungsgebiet geht weiter

13.9.2016, 12:00 Uhr
Erlangen: Streit im Erba-Siedlungsgebiet geht weiter

© Peter Millian

Rund 30 Interessierte hatten sich unter Führung von Sven Kartscher, einem Anwohner aus der Johann-Jürgen-Straße, auf Erkundungstour durch die Erba-Siedlung und das angrenzende Gelände begeben. Da die Führung am Denkmaltag stattfand und auch Interesse an den denkmalgeschützten Gebäuden in der ursprünglichen Erba-Siedlung bestand, wurden die strittigen Fragen über die Pläne der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobau – an der Führung beteiligten sich auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Barbara Pfister, ihre Kollegin Birgit Hartwig sowie der Linken-Stadtrat Johannes Pöhlmann, allesamt keine Mitglieder des Gewobau-Aufsichtsrats – erst einmal zurückgestellt, später aber durchaus kontrovers diskutiert.

Etwas Verwirrung brachte die unterschiedliche Verwendung denkmalrechtlicher Begriffe – von „schützenswert“ bis „unter Denkmalschutz“ oder „Ensembleschutz“ reichten die Vermutungen (siehe Erläuterungen im gelb markierten Text). Als Konsens unter den meist dort lebenden Rundgangsteilnehmern erwies sich aber, dass der geplante Abriss von sieben Wohnhäusern sowie eine Neubauplanung vehement abgelehnt werden, da man die unwiederbringliche Zerstörung einer lebenswerten Gartensiedlung und der dort entstandenen sozialen Zusammenhängen befürchtet.

Der Gewobau wurde erneut vorgeworfen, durch bewusste Vernachlässigung der Häuser deren Unbewohnbarkeit und Unsanierbarkeit herbeiführen zu wollen. „Wir sind der Meinung, Nachverdichtung und sozialer Wohnungsbau haben ihre Grenzen dort, wo sie denjenigen, die davon profitieren sollen, mehr Schaden als Nutzen bringt. Sich im Garten mit Familie, Freunden und Nachbarn zu treffen, sollte kein Privileg der Besserverdienenden sein“, heißt es in einem Protest-Flugblatt.

Erlangen: Streit im Erba-Siedlungsgebiet geht weiter

Wie mehrfach berichtet, plant die städtische Wohnungsbaugesellschaft, an der Stelle von sieben „Abbruchhäuser“ neuen Wohnraum mit rund 100 Wohnungen zu bauen, die die bisher 34 Wohnungen ersetzen bzw. aufstocken sollen. Betroffen davon wären auch drei Häuser in der Äußeren Brucker Straße (Hausnummer 82 bis 88), die nach bisherigen vorläufigen Vorstellungen durch bis zu fünf Stockwerke hohe Flachbauten ersetzt werden sollen. In der Mainstraße sollen demnach stark gestufte Gebäude eine „Blockbildung“ verhindern, eine Tiefgarage soll den Großteil der erwartbaren Autos unter die Erde verbannen. Nach den Vorstellungen von Architekt Hubert Kress soll auch ein hoher Grünanteil die bisherige Gartenstadt-Anmutung aufnehmen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Gewobau, Oberbürgermeister Florian Janik, verweist auf die hohe Zahl Wohnungssuchender in Erlangen und den politischen Willen der Stadtratsmehrheit, zusätzlichen Wohnraum auch zu schaffen. Diese sei aber ohne möglichst stadtbildverträgliche Nachverdichtungen nicht zu erreichen. Er appelliert deshalb an die Bürger, sich gegenüber Wohnungssuchenden solidarisch zu verhalten.

Noch während der Tour zeigte sich, dass eine Konsensfindung schwer werden wird. Die in der BI versammelten Anwohner wollen auf den Erhalt der Häuser beharren, die Gewobau hat aber schon deutlich gemacht, dass ein Erhalt der Häuser mit so hohen Kosten verbunden wäre, dass von „sozialem Wohnungsbau“ keine Rede mehr sein könne und Mietpreise nach sich ziehen müssten, die durch ein städtisches Wohnungsbaunternehmen nicht zu rechtfertigen seien. Eine der Wortführerinnen der BI, die Ärztin Britta Jainsch, meint dazu: „Wenn die Gewobau sich das nicht zutraut, soll sie die Häuser verkaufen. Vielleicht kann es ja ein anderes Unternehmen.“

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