Erlangen: Wohnraum statt Wohnungskrise

4.11.2015, 16:54 Uhr
Erlangen: Wohnraum statt Wohnungskrise

© dapd

Nach Berechnungen der Wissenschaftler steigt der Gesamt-Wohnungsbedarf für Erlangen in 2015 damit auf rund 1090 Wohnungen. Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren in Erlangen allerdings lediglich rund 410 Wohnungen pro Jahr fertig gestellt.

Deshalb warnt das Pestel-Institut jetzt vor einem „Weiter so“: „Um eine handfeste Wohnungskrise zu vermeiden, muss dringend neuer Wohnraum her. Immerhin braucht Erlangen in diesem Jahr 2,7-mal so viele Wohnungen wie bislang jährlich überhaupt neu gebaut wurden“, sagt Pestel-Institutsleiter Matthias Günther. Auch in den kommenden Jahren müsse sich Erlangen auf einen „hohen Wohnraumbedarf einstellen“. Es sei deshalb „zwingend notwendig, die bisherige Neubaurate enorm zu steigern und beim Leerstand kräftig zu sanieren“, so das Institut.

Mangel an Sozialwohnungen

Zwei „Mangelerscheinungen“ diagnostizieren die Wissenschaftler bei der Wohnungsmarkt-Analyse für Erlangen: „Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Vor allem aber Sozialwohnungen. Also vier Wände für die Menschen, die sich teure Wohnungen in der Regel nicht leisten können: Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung, einkommensschwache Haushalte und eben auch Flüchtlinge“, macht Matthias Günther deutlich.

Hinter der Untersuchung steht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die IG BAU hat gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) die Wohnungsmarkt-Analyse in Auftrag gegeben. Gemeinsam sprechen sich die Vertreter der Baubranche für eine Ankurbelung vom Wohnungsneubau und für eine Offensive bei der Sanierung leerstehender Wohnungen aus. Ebenso für einen Neustart des sozialen Wohnungsbaus. Erreicht werden kann dies, so das Pestel-Institut, durch zinslose Darlehen und Investitionszulagen für genossenschaftliche und kommunale Wohnungsunternehmen.

Geld wird nicht reichen

Die vom Bund bereitgestellten 500 Millionen Euro, die die Länder bis 2020 jährlich für den sozialen Wohnungsbau bekommen sollen, sieht das Pestel-Institut kritisch. „Das wird hinten und vorne nicht reichen. Bundesweit werden so bestenfalls zwischen 10 000 und 12 000 Wohnungen neu entstehen. Das ist eine Kapazität, die eine Großstadt nur so wegschluckt. Erlangen wird davon nicht wirklich spürbar profitieren“, sagt Matthias Günther.

Das Pestel-Institut in Hannover geht bei seiner Wohn-Prognose von rund 1290 Flüchtlingen aus, die im Laufe dieses Jahres nach Erlangen kommen werden. Grundlage hierfür ist die für Deutschland erwartete Zahl von einer Million Flüchtlingen in 2015. „Um die für Asylbewerber zusätzlich benötigten Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die nach Erlangen kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen“, erläutert Matthias Günther.

Keine Kommentare