Erlanger Erba-Häuser: Stadträte sind fürs "Plattmachen"

11.10.2016, 06:00 Uhr
Erlanger Erba-Häuser: Stadträte sind fürs

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Die Diskussion war emotional, die Stimmung gereizt. Die Stadträte hatten es teilweise ziemlich schwer, ihre Argumente vorzubringen, weil sie laufend unterbrochen wurden. Zunächst versuchte Wolfgang Winkler klar zu machen, dass am Abriss nichts vorbei geht, weil die Häuser seiner Meinung nach marode sind und eine Sanierung so teuer wäre, dass die Mietpreise hinterher nicht mehr bezahlbar wären für finanzschwache Bürger.

Darum seien die Planungen der Gewobau, die sieben Häuser mit 34 Wohnungen abzureißen und sie durch Neubauten mit 100 Wohnungen zu ersetzen, "eine sinnvolle Sache", sagte er. Winkler bestätigte auch, dass der Abriss "beschlossene Sache" und "unumkehrbar" sei, was Harald Bußmann später relativierte. Ein Abrissbeschluss gebe es noch nicht, sagte Bußmann, die große Mehrheit im Stadtrat sei sich jedoch über Abriss und Neubau einig.

Den Vorwurf der Bürger, dass nur im Angergebiet so vorgegangen werde, versuchte Winkler zu entkräften. Er nannte etliche andere Projekte im Stadtgebiet, wie in der Brüxer Straße, in der Elisabethstraße und in der Housig Area, in denen nach seinen Worten ähnlich vorgegangen wird. "Bedenklich" fand es eine Frau, dass die Gewobau nur ein internes Gutachten über den Umgang mit den Häusern südlich der Erba-Siedlung angefertigt und keinen externen Gutachter eingeschaltet hatte.

Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens sagte, dass auch andere Baugesellschaften so vorgehen würden und ein externer Gutachter zu keinem anderen Ergebnis gekommen wäre, als abzureißen und neu zu bauen. "Von den Grünen erwarte ich, dass auch umweltgerecht gedacht wird", sagte eine Frau und warf den Stadträten vor, nur eine "Bauchentscheidung" getroffen zu haben.

Harald Bußmann hielt dagegen, dass ein Erhalt der Siedlung "ökologisch kein Gewinn" sei, weil man, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, sonst in Büchenbach Freiflächen zubauen müsste. Dadurch würden zusätzliche Pendlerströme entstehen. "Wir haben nicht das Ziel, platt zu machen um des Plattmachens Willen". Außerdem würden nur 35 Prozent der Gesamtfläche bebaut, derzeit seien 25 Prozent überbaut.

Die anwesenden Bürger – inzwischen waren es 16 geworden, und auch Neu-Stadtrat Tim Wening war hinzugekommen – warfen den Grünen vor, nicht offen und ehrlich mit den Bürgern zu kommunizieren. Sie wollen auch nicht glauben, dass, wie Winkler es darlegte, der Zielwert für den reinen Mietpreis in den Neubauten 5,30 Euro pro Quadratmeter sein soll. Es wurde den Stadträten sogar "Mauschelei" vorgeworfen.

Das ärgerte Harald Bußmann, der fragte: "Zu wessen Gunsten sollte denn gemauschelt werden?" Die Aufgabe der Stadt sei es, günstigen Wohnraum zu schaffen. Genau das werde jetzt gemacht, sagte Lender-Cassens. Sie verstehe ja, dass es den Bewohnern "stinkt" wenn ihre Häuser jetzt abgerissen werden sollen. Sie verstehe aber nicht, dass man das anderswo machen könne, "but not in my backyard" (nicht in meinem Hinterhof, nicht bei mir). Dagegen wiederum verwahrten sich die enttäuschten Bürger.

Die Diskussionen drehten sich stets im Kreis. Erst gegen Ende der Veranstaltung ließen die Emotionen etwas nach und es schien so, als hätten die Bürger verstanden, dass die Grünen ihre Meinung nicht ändern werden. Die Andeutungen, dass man nun wohl wieder CSU wählen werde, halfen da auch nicht.

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