Erlanger Hockey-Damen schlagen den Tabellenführer
03.05.2017, 18:00 UhrVor ein paar Monaten, da haben die Hockey-Frauen des Turnerbund 88 wahrscheinlich dem Hausmeister der Sponselhalle ein paar Überstunden beschert. Nach dem letzten Saisonsieg spritzte der Sekt durch die Halle, dröhnte die Musik aus den Boxen – und die Mädels von Trainer Johannes Anzeneder feierten den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Den Aufstieg in die Hallen-Regionalliga und die bayerische Meisterschaft. "Es ist super geil. Das Team hat sich so gut entwickelt", freute sich der Coach, während er sich immer wieder vor Sekt-Angriffen wegducken musste. "Dass wir das so souverän schaffen, habe ich nicht erwartet."
Die Bilder von diesen Stunden aus der Sponselhalle sind zwar mittlerweile Geschichte, verblasst aber sind sie in den Köpfen der Spielerinnen noch lange nicht. "Ich glaube", sagt Johannes Anzeneder heute, "von dem Selbstvertrauen und dem Teamgeist, der da entstanden ist, von dem profitieren wir jetzt auch auf dem Feld."
Auch hier möchte der Turnerbund mit der Kraft dieser Erinnerungen die Tabellenführung angreifen – ob es für den Aufstieg in die Regionalliga ebenfalls reicht, kann man schlecht vorhersehen: Der Meister muss in zwei Aufstiegsspielen gegen den Meister aus Baden-Württemberg den Aufstieg extra noch ausspielen.
Kugel auf dem Finger
Doch soweit sind sie an der Spardorfer Straße ja auch noch gar nicht: Vier Punkte betrug der Abstand auf Spitzenreiter Wacker München vor dem vergangenen Wochenende, "wir werden im direkten Duell sehen, wo wir stehen", meinte der Coach. Das endete dann zwar für Tina Ostermeier in Tränen – aber nicht etwa wegen des Ergebnisses; der Abwehrchefin war eine Kugel auf den Finger geflogen, sie wird wohl vorerst ausfallen.
"Die Verletzung hat uns ein wenig aus dem Konzept gebracht", findet Anzeneder, München kam so zum 1:2-Anschlusstreffer und hatte in der spannenden, hektischen Schlussphase sogar noch die Möglichkeit zum Ausgleich – am Ende aber feierte der Turnerbund den knappen Sieg. Antonia Bortolazzi und Carina Schellenberg hatten für Erlangen getroffen.
Jetzt ist der Abstand auf einen Punkt geschrumpft, wenngleich München eine Partie weniger absolviert hat – und auch der Drittplatzierte noch ein paar Spiele aufzuholen hat. "Wir wollen auf jeden Fall dran bleiben, dafür müssen wir auch die schwächeren Gegner unbedingt bezwingen, dürfen keine Punkte mehr herschenken", fordert der Coach. Dass die Mannschaft weiß, worum es geht, zeigte die erste Partie des Wochenendes: Schlusslicht TuS Obermenzing II wurde mit 4:0 souverän bezwungen. Von Arroganz also keine Spur bei seinen Spielerinnen.
"Ich glaube, dieser Erfolg in der Halle hat uns erfahrener gemacht", sagt Anzeneder. Nicht nur auf dem Feld bleibt seine Mannschaft in kritischen Phasen besonnener, auch im Drumherum akzeptieren die Spielerinnen den Mehraufwand: Videoanalysen, Testspiele gegen höherklassige Gegner, ein strafferes Vorbereitungsprogramm. "Sie sehen, dass es sie weiterbringt und wir jeden schlagen können, wenn wir alles geben", so Anzeneder.
"Wir können jeden schlagen"
Spielerisch ist zwar noch Luft nach oben, aber genau deshalb wäre der Trainer gar nicht so traurig, wenn es mit dem Aufstieg doch nicht mehr klappen sollte: "Erstes Ziel ist immer, dass wir uns weiterentwickeln." Da hilft in der Verteidigung auch Neuzugang Franziska Haft aus München mit, die in der Jugend schon um die deutsche Meisterschaft spielte.
Doch nicht etwa die Einstellung oder die Gegner machen dem Coach derzeit die größten Sorgen, sondern die Abiturvorbereitung gleich einer Handvoll seiner Akteure: "Das spielt natürlich mit rein, die Mädels brauchen Freiraum, um sich aufs Abi vorbereiten zu können – aber sie sehen da Sport glaube ich auch als guten Ausgleich." Absagen gab es jedenfalls noch keine, auch wenn drei Trainingseinheiten und zwei Spiele in der vergangenen Woche auf dem TB-Kalender standen.
Langfristig jedenfalls will die Mannschaft hinauf in die Regionalliga. "Dafür haben wir auf jeden Fall das Potential", sagt Johannes Anzeneder. Wenn sie also nicht heuer feiern, dann in den kommenden Jahren – um weitere Sektduschen jedenfalls wird der Coach auf lange Sicht nicht herumkommen.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen