Erlanger Initiative gedenkt Opfer des Anschlags von Hanau
16.2.2021, 15:30 UhrHerr Burghardt, zu diesem Gespräch erscheint, wie sonst an dieser Stelle im Interview üblich, kein Kopfbild. Warum?
Der Grund dafür ist, dass vor allem von den Angehörigen das Anliegen sehr stark ist, dass die Opfer im Fokus stehen und es eben nicht nur darum geht, die Täter zu kennen, wie es etwa beim NSU der Fall ist, sondern auch die Opfer. Zum Jahrestag sollen daher die Ermordeten das Wichtigste sein: Unter dem Motto "Say their names", "Nennt ihre Namen" werden bundesweit Bilder der Opfer gezeigt, auch in Erlangen sind Plakate zu sehen.
Sie geben den Opfern ein Gesicht.
Ja, wir zeigen Namen und Bilder der Getöteten und wollen sie so vor dem Vergessen retten. Zudem möchten wir zeigen, dass Hanau kein Einzelfall war und es auch nicht sein wird. Zudem möchten wir die Kontinuitäten von rechter Gewalt in Deutschland aufzeigen. Und damit verbunden möchten wir auch die Kontinuitäten im Vergessen darstellen. Denn gerade bei den Opfern von rechter Gewalt wird eher selten auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht.
Das ist bei dem Gedenken anders.
Genau. Da der Jahrestag sehr stark von den Angehörigen mit initiiert ist, will man die Fehler des Vergessens, die oft von offizieller Seite gemacht werden, hier nicht wiederholen. Vielmehr wollen die Hinterbliebenen und auch wir würdig an die Opfer erinnern.
Was ist in Erlangen geplant?
Es wird am Jahrestag selbst, also am Freitag, eine Veranstaltung auf dem Schlossplatz geben. Da auch wir von Rassismus Betroffene ins Zentrum rücken wollen, haben wir den Ausländer- und Integrationsbeirat eingeladen, der sich beteiligt. Auch antifaschistische Gruppen sind angefragt.
Kurz nach dem Attentat stürzte Corona auf Deutschland ein. Hat die Pandemie das Thema verdrängt?
Das würde ich nicht miteinander verrechnen, es ist in der Logik der Medien normal, dass die Pandemie in den Vordergrund rückt. Der Punkt ist: Rechte Anschläge wurden auch schon vergessen, als es keine Pandemie gab. Ich würde eher sagen: In diesem Fall geht es trotz Corona darum, dass der Anschlag nicht vergessen wird.
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