Erlanger Playmate Lea Götz kämpft für Baum
23.10.2020, 11:00 UhrEs ist eine Oase, die man hinter Haus 17 in Erlangen kaum vermutet: viele kleinere Hinterhof-Gebäude, etliche Bäume — und als besonderes Schmuckstück ein großer Ahornbaum. Geht es nach dem Willen eines Uttenreuthers, der seit einiger Zeit eine angrenzende Immobilie in der Stubenlohstraße besitzt, soll der sehr alte und hohe Baum aber weg.
Da er nah an seinem Gebäude steht, werde dieses beschädigt. Deshalb hatte der Mann Anfang Februar bei der Stadt die Fällung beantragt. Von Seiten der Verwaltung gab es daraufhin einen positiven Bescheid, die Erlaubnis wurde unter Berücksichtigung bestimmter Auflagen (etwa Ersatzpflanzung) erteilt.
In dem städtischen Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt, heißt es unter anderem, der Baum selbst sei erheblich beschädigt und stelle für bestimmte Gebäude eine "erhebliche Gefahr" dar. Schon 2013 hatte die Stadt in einem früheren Verfahren der Fällung zugestimmt.
Ablehnungen in der Zwischenzeit
Das stimmt. Allerdings gab es in der Zwischenzeit auch eine klare Ablehnung. Der Besitzer des Grundstücks, auf dem der Baum steht, ließ vorsorglich selbst von der Stadt prüfen, ob der Baum im Fall eines Falles gefällt werden darf. "Ich wollte gewappnet sein, falls irgendjemand einmal eine Fällung beantragen sollte", sagt Peter Scheer.
Im Oktober 2018 stellte er selbst bei der Stadt Antrag auf Fällung — und erhielt einen negativen Bescheid. Nach einer behördlichen Ortsbesichtigung teilte das Umweltamt mit, der begutachtete Baum sei ein "großer und erhaltenswerter Ahornbaum", an dem bereits mehrere Pflegeschnitte durchgeführt worden seien.
"Krone reicht ins Nachbargrundstück hinein"
Die Krone, so das Fazit der Sachbearbeiter, reiche weit ins Nachbargrundstück hinein, ohne dort Schäden an der Bebauung zu verursachen. Es seien am Dach und am Mauerwerk des Schuppens keine neueren Schäden zu erkennen.
Zudem hätten die Äste mittlerweile genügend Abstand zum Bauwerk, so dass dieses nicht mehr berührt werde. Eine Rücknahme des Ablehnungsbescheids sei nicht möglich, es bestehe nicht einmal die Aussicht auf eine Genehmigung für einen Rückschnitt.
Im Februar dann die Kehrtwende
Wenige Monate später, im Februar 2020, kam die Kehrtwende, welche die jetzige Aufregung auslöst: Nachdem der Uttenreuther Hausbesitzer sich an die Stadt gewandt und auf die Fällerlaubnis verwiesen hatte, die Scheer 2013 bekam, stimmte die Verwaltung dem Antrag zu.
In der Begründung für die Fällgenehmigung hieß es unter anderem: "Des Weiteren ist der Ahornbaum erheblich beschädigt und wird die Bausubstanz auch weiterhin beschädigen". Der Baum stelle eine "erhebliche Gefahr" dar. Obwohl die Stadt die Fällung noch im November 2019 abgelehnt hatte, gab sie nun Grünes Licht.
Für Scheer, der eine Fällung selbst angestrengt hatte, und die Bewohner der anliegenden Gebäude ist das nicht nachvollziehbar: "Was soll jetzt anders sein als vor wenigen Monaten", fragen Susanne Kocher und Petra Dippold-Götz . "Wir alle profitieren vom Schatten und der besseren Luft", sagt Dippold-Götz. Auch ihre Tochter, das Model Lea Götz, ist entsetzt.
Playmate kämpft gegen Klimawandel
Das Playmate kämpft seit Langem gegen die Abholzung der Regenwälder und den Klimawandel: "Dass einer der schönsten Bäume in Erlangen aus unserem Hof gefällt werden soll, ist wie ein Schlag ins Gesicht und würde wieder tausenden Krabbeltierchen, Vögeln, Schmetterlingen, Fledermäusen und Bienen ihren Lebensraum kosten", sagt sie.
Woher kommt der städtische Sinneswandel? Die Pressestelle verweist auf die generelle Möglichkeit eines jeden, gegen eine Entscheidung vorzugehen und dafür zum Beispiel weitere Argumente vorzubringen.
Der Hausbesitzer will sich dazu nicht äußern, möchte die Fällung nun aber auf juristischem Weg durchsetzen. Ein Termin ist für Dienstag (27. Oktober) anberaumt. Scheer aber bleibt bisher bei seinem Nein.
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