Erlanger Schaufenster für das Klima
18.7.2020, 12:30 UhrFür den gesamten Juli steht nun eine Greenpeace-Studie über die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf das (menschengemachte) Wetter und die internationale Politik im Mittelpunkt – im positiven wie im negativen Sinne.
Diese Nachrichten werden auf Schautafeln mit Text und Bild kurz und bündig präsentiert. Beginnen wir mit den guten Nachrichten: durch die Komplettsperre (Lockdown klingt vielleicht einfach nur blöd) ächzt zwar die Wirtschaft weltweit, dafür freut sich Mutter Natur über reinere Luft und klareres Wasser ebenfalls weltweit.
In Indien etwa sind die Feinstaubwerte auf ein Viertel gesunken. Das liegt zwar immer noch über dem Grenzwert, ist aber der Rückgang doch höchst beachtlich. Dasselbe lässt sich vom CO2 in China sagen. Und vor Thailands Küsten atmen die Schildkröten und anderes Meeresgetier dank gesperrter Strände wieder auf.
Delphine in Triest
Und in Europa? Da keine schwimmenden Hotelburgen alias Luxuskreuzer mehr vor der Lagune in Venedig auftauchen, ist das Wasser in den Kanälen merklich sauberer, ja richtig naturblau geworden. Sogar Delphine sind in den Häfen von Triest und Cagliari gesichtet worden!
Auch der Flugverkehr ist in Pandemiezeiten merklich zurückgegangen. Der Blick nach oben beweist: so kann der Himmel auch aussehen, nämlich rein, klar und ohne jegliche Kondensstreifen, ganz zu schweigen von den in die Luft geblasenen Schadstoffen aus den Jet-Düsen.
Der reduzierte Autoverkehr tut auch der Tierwelt gut. Igel, Rehe, Feldhasen und alles, was da sonst über die Straßen kreucht und fleucht, läuft durch die coronabedingte Ausgangsbegrenzung weniger Gefahr, überfahren zu werden.
Masken aus Airbags
Unbegrenzt ist der menschliche Erfindergeist. So haben sich findige Wiederverwerter darauf spezialisiert, gebrauchte Airbags zu Mundschutzmasken umzubasteln. Und das Beste daran: diese Masken lassen sich auch noch bis zu fünfzigmal waschen, bevor sie auseinanderfallen.
In Südafrika, eines der Länder mit den höchsten Mordraten weltweit, war es aufgrund der Kontaktsperren zu Plünderungen von Schnapsläden gekommen. Die Regierung verhängte daraufhin ein striktes Alkoholverbot. Und siehe da: auf einmal ist die Bevölkerung merklich friedlicher geworden, sind Mord und Totschlag zurückgegangen.
Dafür wächst sogar der Zusammenhalt: in einem momentan nicht mehr benötigten Bierbraukessel mit 7000 Litern Fassungsvermögen kocht eine südafrikanische Initiative Gemüsesuppe für die Bedürftigen des Landes.
Nun die schlechten Nachrichten: Überall in den Städten wie in der Natur liegen verlorene und meist gebrauchte Mundschutzmasken herum. Widerlich! Die eigentliche schlechte Nachricht kommt jedoch wesentlich unauffälliger daher. Corona hat den Klimawandel vom Podest des Dauerproblems Nummer Eins verdrängt.
Klimagipfel vertagt
Der Klimagipfel in Glasgow ist vom November 2020 auf den November 2021 vertagt. Auch Gretas vorwurfsvolles Gesicht ist aus den Medien verschwunden — ob das positiv oder negativ zu werten ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Nun zu den bizarreren Folgen der Coronakrise: Die Deutschen decken sich mit Toilettenpapier ein, die US-Amerikaner dagegen mit Waffen und Munition. Wollen die damit die Viren bekämpfen? Nein, die Amis sorgen nur vor für den Fall der Fälle: falls nämlich die staatlichen Ordnungsmächte die Waffen strecken, Anarchie und Bürgerkrieg ausbrechen und das Recht des Stärkeren gilt.
Selbst Gedanken machen
Die Besucher des Klimaschaufensters dürfen sich natürlich auch ihre Gedanken dazu machen, dürfen die in ihren Augen bedeutendsten Vorkommnisse der letzten Zeit mit einem Punkt bekleben, Fragen beantworten und ihre eigenen Ideen auch publik machen.
Zu den schlagkräftigsten Parolen, die dort zu lesen sind, zählen: "Hummus statt Wurstsalat!" Oder "Brauche ich das wirklich?" Und welche Hobbys hat die Coronakrise befördert? Tätigkeiten wie "Nähen, filzen und puzzeln".
Geöffnet bis Ende Juli von Mittwoch bis Samstag, jeweils 14 bis 18 Uhr in der Altstadtpassage
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