Erlanger Superhelden und ihr liebstes Hobby
9.2.2017, 12:00 UhrVor allem sieht man: viele bunt angezogene, junge Leute, witzige Sprüche auf den T-Shirts und eine weiße, flache Scheibe in der Luft. In der großen Sporthalle an der Gebbertstraße dröhnt Musik aus den Boxen, Turnschuhe quietschen auf dem Hallenboden. Ein paar Spieler dehnen sich am Rand, die anderen Teamkollegen tanzen im Rhythmus.
Auf dem Feld kämpfen zwei Mannschaften darum, das Frisbee in die gegnerische Endzone zu einem Teamkollegen zu werfen. Wer die Scheibe in der Hand hat, muss stehen bleiben. Die anderen laufen sich also immer frei, sprinten, springen hoch, fangen, werfen. Dabei segelt das Frisbee manchmal in einer unerklärlichen Kurve direkt auf den eigenen Mann. Und manchmal auch ganz woanders hin. Gute Spieler wissen genau, wie sie die Scheibe wohin werfen.
Einer ist Bala Venkatesan. Ursprünglich stammt er aus Südindien, lebt jetzt aber in Frankfurt. „In Indien kennt man Frisbee auch. Ich habe Videos dazu gesehen und ein wenig das Werfen geübt.“ Richtig angefangen hat Venkatesan aber erst, als er 2011 zum Master-Studium nach Hamburg kam. „Der Sport macht super-süchtig. Es macht so viel Spaß.“ Der 27-Jährige mag vor allem den Fair-Play-Charakter des Spiels.
„Der Spirit ist die Hauptsache. Es gibt keine Schiedsrichter. Wenn ein Foul passiert, gibt der Verursacher es zu. Es ist sehr fair.“ Dennoch bringt Frisbee-Spielen einen ins Schwitzen. „Es ist super athletisch. Man muss springen, rennen, werfen“, sagt Venkatesan. „Zudem gibt es keine festen Positionen wie zum Beispiel beim Fußball. Wenn dort der Ball vorne ist, kann der Verteidiger kurz warten. Aber hier muss jeder sich freilaufen.“
Auf dem Feld sieht man eine klassische Manndeckung. „Es ist ein Hat-Turnier. Das heißt, ich bin alleine aus Frankfurt gekommen und nicht mit einem Team.“ Die Mannschaften haben so noch nie zusammen agiert, viele Spieler kennen sich erst seit dem Morgen. „Das macht Spaß. Man lernt viel Neues voneinander.“ Ehrgeizig sind alle, aber nicht übertrieben. „Es ärgert mich selbst, wenn ich falsch werfe. Aber ich ärgere mich nicht über andere.“
Spieler aus ganz Süddeutschland sind nach Erlangen gekommen. „Es gibt einen deutschlandweiten Frisbee-Verteiler, der heißt Luftpost“, sagt Organisatorin Daniela Lanz vom Erlanger Verein Unwucht. Zum ersten Mal in zehn Jahren schienen diesmal alle 100 Plätze belegt zu sein, am Ende aber warf die Grippe-Welle ein paar Frisbee-Spieler aus der Bahn. Deshalb waren es acht statt zehn Teams. Dennoch erfordert es viel organisatorischen Aufwand, ein derartiges Turnier zu planen.
Lanz macht das bereits zum vierten Mal. „Ich bin zum Studieren nach Erlangen gekommen und habe beim Hochschulsport mit Frisbee angefangen.“ Das war vor sieben Jahren. Mittlerweile ist am Turniertag für Lanz viel Routine. Zudem helfen alle aus dem Verein mit. „Wir fangen um 7 Uhr an, alles aufzubauen. Um 8 Uhr muss das Frühstück fertig sein.“ Dann kommen die Spieler.
Nach dem Spiel im Spirit-Kreis
„Passend zum Motto Superhelden haben wir als Rahmenprogramm eine Superhelden-Ausbildung.“ Fünf verschiedene Aufgaben gibt es: Sprungkraft testen, Zielwerfen mit der Scheibe, einen Rundlauf und zwei Kreativ-Aufgaben. „Jede Mannschaft soll ihre Superkraft fotografisch darstellen und einen Comic dazu zeichnen.“ Die 26-Jährige spielt natürlich auch selbst mit. „Der Reiz am Hat-Turnier ist, im Team eine andere Rolle zu übernehmen. Im Verein kennt man sich nach einer gewissen Zeit.“
Ist die Partie vorbei, versammeln sich beide Mannschaften in einem „Spirit-Kreis“. „Wir fassen das Spiel noch einmal zusammen“, sagt Bala Venkatesan. „Der Mannschaftskapitän oder der Spieler, der den letzten Punkt gemacht hat, fängt an. Manchmal geben erfahrene Spieler Tipps. Danach klatschen wir uns alle ab.“ Hitzige Diskussionen sind selten. „Wir kommen zusammen, um Spaß zu haben. Bei einem Turnier geht es deshalb auch nicht um den Sieg.“ Einen Gewinner gibt es trotzdem: Team Superman. Wer sonst.
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