Erlanger Wahlhelfer vom großen Andrang überrascht
14.10.2018, 18:10 UhrAuf die Plakate hätte Gisa Reich-Lühr verzichten können. Sogar an diesem Sonntag habe sie an ihrer Tür noch einmal CSU-Werbung gehabt, das war ihr dann doch zu viel. Der Slogan "Bayern ist schön, Bayern ist toll" geht ihr mit Blick auf die zunehmende Globalisierung auf die Nerven, sagt die 63-Jährige, die im Stadtsüden lebt und in der Michael-Poeschke-Schule in der Liegnitzer Straße abstimmt. Sie wusste ohnehin seit langem, was sie wählt beziehungsweise nicht wählt, wie sie betont. Unentschlossene und vor allem Nichtwähler kann sie nicht verstehen: "Wer nicht wählt, macht Parteien wie die AfD mit möglich."
Auch Torsten Steininger hat sich in den vergangenen Wochen über die Landtags- und Bezirkstagskandidaten gut informiert und weiß daher, für wen und was er votiert. Über den Bürgerentscheid zu "West III" hat er sich gleichfalls genaue Gedanken gemacht. Zwar wohnt der 51-Jährige in der Marienbader Straße und damit weit weg von Büchenbach, doch die Entscheidung geht auch ihn an: "Jeder regt sich auf, dass das Wohnen in Erlangen immer teurer wird und wenn etwas dagegen gemacht werden soll, regt man sich auf, weil man Veränderungen eben nicht vor der eigenen Haustür haben will."
Alles andere als unentschlossen geht auch Dominic Pinkert in die Wahlkabine. Er lässt sich von Inhalten leiten, nicht von Bildern auf Plakaten und effekthaschenden Aktionen. Die Pläne zu "West III" hat er sich genau angesehen: "Ich finde es gut, dass Wahl und Entscheid an einem Tag ist", sagt er.
Baustelle an der Schule
Derweil strömen die Bürger ohne Unterbrechung in die Poeschke-Schule, einige finden ihr Wahllokal nicht, da an der Schule gerade eine Baustelle ist. Ein Schild weist den Besuchern den Weg. Von der Beteiligung ist selbst die langjährige Wahlhelferin Rosemarie Thiele überrascht. Sie ist für den Stimmkreis 322 eingeteilt und spricht dort von einem "sehr regen Betrieb". Zudem hat sie den Eindruck, dass die meisten wissen, was sie wählen wollen und ihr Kreuz nicht leichtfertig setzen. Bereits um acht Uhr haben die ersten ihre Stimme abgegeben: "Das ist unglaublich".
In der Grundschule Büchenbach ist ebenfalls bereits seit Öffnung des Wahllokals viel los. Im Stimmbezirk 760 bilden sich lange Schlangen, Wahlvorsteherin Ursula Michel spricht von einem "durchgehenden Andrang". "Um 11 Uhr hatten hier schon 17 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt, das sind um diese Zeit in der Regel bei Wahlen sonst so acht bis zehn Prozent". Als Grund vermutet Michel unter anderem, dass der Stimmbezirk mitten in Büchenbach liegt — und der Entscheid eben viele zur Abstimmung motiviert habe.
Für das Ehepaar Hans-Jürgen und Kreszentia Böhmer, das im alten Ortskern wohnt, spielt der Entscheid eine wichtige Rolle. Schließlich beträfe "West III" die zwei "unmittelbar". Auch die Landwirte seien wichtig, sagen sie. Daher sei es gut gewesen, dass die Stadt ihre Pläne nicht einfach auf dem "grünen Tisch" durchziehen konnte. Letztlich seien sie aber froh, dass der Wahlkampf nun vorbei ist.
Klaus und Betty Hengel aus Büchenbach halten Entscheid und Landtagswahl für gleich wichtig. Sie machen ihre Wahl teils von Personen, teils von Inhalten abhängig. Wählen ist wichtig, sagt der 74-Jährige. Er gehört zu den Kurzentschlossenen: "Ich habe mich gerade entschieden, wem ich meine Stimme gebe", sagt er und geht zur Wahlurne.
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