Fahrradwerkstatt in historischem Ambiente
20.12.2019, 06:00 Uhr"Wir sind schon stolz, wenn wir so sehen, wie es hier vorher ausgesehen hat, und was nun daraus geworden ist", strahlt Markus Thieme. Der gelernte KFZ-Mechaniker ist der stellvertretende Leiter des "Hergricht" und hat es von Anfang an mitgeplant, die Räumlichkeiten der ehemaligen S-Bar umgebaut und sie miteingerichtet.
Bis ins letzte Detail konnten alle vier festen Mitarbeiter der Fahrradwerkstatt mit Selbstbedienungs-Café ihr neues Domizil selbst ausstatten. Es ging ihnen dabei nicht nur um eine fachgerechte, nüchterne Werkstattausrüstung, die selbstredend vorhanden ist. Es sollte auch ein Ort geschaffen werden, in dem es in gemütlicher Café-Atmosphäre Raum für Begegnungen rund um das Rad gibt. Darum hängen überall an den Wänden und sogar an der Decke Fahrrad-Utensilien wie kleine Kunstwerke, ist ein komplett zerlegtes Fahrrad wie nach einer Explosion an eine Wand drapiert.
2020 wird auch ausgebildet
So werden die Kunden in einer herzlich-kreativen Atmosphäre zum Verweilen eingeladen, können ihr Fahrrad reparieren lassen und sich die Wartezeit mit Snacks und Kaffee versüßen. "Somit verbindet das Café Hergricht umweltfreundliche und verkehrspolitische Ziele der Stadt Erlangen mit der kommunalen Beschäftigungsförderung von Langzeitarbeitslosen im SGB II-Bezug", sagt der Leiter von "Hergricht", Andreas Reisch. Der Zweiradmechanikermeister dürfte vielen Erlangern bereits bekannt sein, macht er doch die regelmäßigen Versteigerungen in der GGFA-Außenstelle an der Alfred-Wegener-Straße. Reisch leitet auch die Werkstattmitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei allen tagtäglich anfallenden Arbeiten an. Im nächsten Jahr, sagt er, sollen auch zwei Ausbildungsplätze als Fahrradmechaniker angeboten werden.
Im Café von "Hergricht" arbeitet Gabriele Hartmann. Die Einzelhandelskauffrau, die zuletzt im Vertrieb gearbeitet hat, wartet auf die Umschulung als Fachfrau für Büro-Management.
Ansonsten werden im Zweirad- und im Bistro-Bereich Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen angeboten, wie es die Aufgabe der GGFA ist. Die Tochter der Stadt Erlangen ist bekanntlich innerhalb des Jobcenters verantwortlich für die Integration von SGB II-Beziehern.
Auf die Idee gekommen, dort an der Westlichen Stadtmauerstraße 3a ein Café mit Fahrradwerkstatt einzurichten, sei man, nachdem klar gewesen sei, dass gleich hinter dem Haus zwischen Stadtmauer und Bahnsteig 1 im nächsten Jahr die neue Fahrrad-Parkanlage mit 1000 Stellplätzen entstehen soll, erläutert Reisch.
Schon jetzt gibt es reichlich Laufkundschaft, aber es werden wohl noch mehr Kunden kommen, wenn erst einmal die Fahrrad-Parkanlage fertig ist und die Pendler dann dort ihre Fahrräder abstellen.
Das Projekt macht Spaß
Reisch und seine Leute sind im Übrigen auch für die Ordnung auf dem Bahnhofsvorplatz zuständig. Wenn dort Fahrräder außerhalb der gekennzeichneten Flächen abgestellt sind, dann versuche man zwar, sie dort hinzubringen, wo sie hingehören. Wenn das aber nicht mehr möglich sei oder Drahtesel an den Rampen für Behinderte angeschlossen seien, dann dokumentiere man das gemeinsam mit dem Ordnungsamt und bringe sie in das Parkhaus auf dem Großparkplatz. Dort könnten sie dann wieder abgeholt werden, sagt Markus Thieme. Allerdings wäge man schon sorgfältig ab, welche Lösung es für die Schaffung von Ordnung auf dem Bahnhofsvorplatz sonst noch gebe.
Beinahe überschwänglich spricht Andreas Reisch von dem "tollen Projekt", das er nun leiten darf. "Diese Arbeit hier macht uns allen einen Riesenspaß", strahlt er, und zeigt dann voller Stolz auch noch den bereits frei geräumten Bereich zwischen der Stadtmauer und dem Gleis 1, wo die Fahrrad-Parkanlage im nächsten Jahr gebaut werden soll. Dann, so vermutet Reisch, werde sein "Hergricht" so richtig brummen.
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