Nachhaltig

Für den Klimaschutz: Erlanger verschenkt Bäume

Scott Johnston

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15.6.2021, 16:46 Uhr
Stefan Strasser aus Kriegenbrunn, Botschafter für Natur im Garten, schneidet einen der Bienenbäume zurecht, die er verschenkt.

© Scott Johnston Stefan Strasser aus Kriegenbrunn, Botschafter für Natur im Garten, schneidet einen der Bienenbäume zurecht, die er verschenkt.

Dabei gilt es, schnell zu sein, denn es wird das Windhund- oder Prioritätsprinzip angewandt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Hat jemand das Nachsehen, kann er für 15 bis 35 Euro Bäumchen, die der Klimaerwärmung entgegenwirken, erwerben. Tipps, wie das Anpflanzen und die spätere Pflege perfekt gelingen, gibt der Fachmann gerne.

Strasser ist Biogärtner von Beruf, wobei dieser nahtlos in sein ehrenamtliches Engagement übergeht. Er war Gründer und anschließend Gründungspräsident des eingetragenen Vereins "Natur im Garten Deutschland", einer Initiative, die von Österreich ausgehend mittlerweile zahlreiche Anhänger in Europa, aber auch anderen Kontinenten wie vor allem Asien gewonnen hat.

Die Natur in den Garten zu holen, ist das Ziel. Selbst Nischen in Hinterhöfen, wie es beispielsweise in Erlangen viele gibt, lassen sich nutzen, um mehr Grün in die Bebauung zu bringen.

Verzicht auf Kunstdünger

Heimische Pflanzen, der Verzicht auf Pestizide, Torf und Kunstdünger sowie der schonende Umgang mit Wasser sind einige der Ansätze, um damit auch mehr Lebensraum für Insekten, Vögel, Nagetiere und Reptilien zu schaffen.

Zu den Highlights seines Schaugartens in der Gustav-Adolf-Straße von Kriegenbrunn zählt die Lilienarche, über die man sich auf www.lilienarche.de näher informieren kann. Diese Pflanzengattung fasziniert Stefan Strasser seit langem, gibt es hier doch eine Vielzahl an Raritäten zu entdecken, die er vor dem Aussterben bewahren möchte.

Neben Lilien züchtet er auch Hemerocallis, Iris und Akeleien, reicht besonders gelungene Ergebnisse mit neuartigen Merkmalen beim Bundessortenamt zur Patentierung ein.

Workshops und Führungen

Bei Workshops, Führungen und Vorträgen, die er oft zusammen mit der Erlanger Volkshochschule veranstaltet, gibt er sein Wissen und seine Erfahrungen an Gartenfans weiter. Wie berichtet, hat er auch schon leuchtend gelbe Balkonkästen verschenkt, die Pflanzen beherbergten, deren Blüten gezielt Bienen anlocken.

Doch die Biene stellt für den Kriegenbrunner nur ein Symbol dar. Entscheidend ist für ihn, dass sich möglichst viele Insektenarten in einem Garten wohlfühlen, da diese gleichzeitig die Nahrungsquelle für Vögel, Eidechsen, Kröten, Frösche oder Siebenschläfer bilden.

Damit unter anderem Käuze oder Rotschwänzchen in seinen Obstbäumen eine Heimat finden, belässt er absichtlich Löcher im Stamm und spachtelt sie nicht zu. Durch den Schatten und die Verdunstung über die Blätter stellen Bäume gerade in der Sommerhitze ein kühlendes Element dar. "Dort ist es im Schnitt um zehn bis zwölf Grad kühler als im Umfeld", erläutert das ehemalige Präsidiumsmitglied der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft.

Pflegeleichte Sorten

Tagsüber nehmen Bäume außerdem Kohlendioxid auf und geben Sauerstoff ab, wodurch sie dem Treibhauseffekt entgegenwirken. Strasser setzt daher ganz bewusst auf Bäume, bei denen niemand ein Experte sein muss, damit sie prima gedeihen, und die auch nicht den Geldbeutel zu sehr strapazieren.

Gut mit dem Klimawandel zurechtkommt der Bienenbaum, der seinem Namen mehr als gerecht wird und von den gelb-schwarzen Brummern bevorzugt angeflogen wird. Weitere Favoriten sind für Stefan Strasser die Esskastanie, deren Früchte auch die Küche des Gartenbesitzers bereichern, die robuste Weißbuche und der Holunder.

Wird dieser am Stamm beschnitten, kann er eine Höhe von zehn Metern erreichen. Als Busch entwickelt er sich gleichfalls prächtig und liefert die Grundlagen für Hollerküchla, einen aromatischen Sirup wahlweise Limonade oder Bowle.

Getrennte Haufen

Wichtig ist beim Aushub des Pflanzlochs für die Bäume, die Erdschichten nicht durcheinander zu mischen, da in diesen unterschiedliche Bodenorganismen leben, die darunter leiden würden. Vielmehr sollten die mittlere und die obere Schicht extra gelagert werden, bevor sie wieder um den Wurzelballen eingebracht werden.

Zentral ist später intensives, doch nicht zu häufiges Wässern. Hier hilft die Fingerprobe: Den Zeigefinger ganz in die Erde stecken; erst wenn diese auch an der Spitze trocken ist, sollte gegossen werden.

Dann bildet der Baum nämlich tiefergehende Wurzeln aus und kann sich noch Wasser holen, wenn die Bodenoberfläche trocken ist. Dadurch wird er widerstandsfähiger und weniger anfällig für Krankheiten.

Spende für die Imker

Bietet der Garten Lebensraum für Insekten, übernehmen diese wie die Vögel wiederum die Schädlingsbekämpfung. Strasser spendet einen größeren Bienenbaum auch dem Imkerverein für Herzogenaurach und Umgebung, der regelmäßig Bienenhäuser an der Gustav-Adolf-Straße aufstellt.

Ergänzt hat der Biogärtner diese um Insektenhotels, in denen Wildbienen ihren Nachwuchs aufziehen. Für Totholz- und Steinhaufen im Garten sind Amphibien, Reptilien, Insekten und Nagetiere dankbar, für Nistkästen die Vögel.

Hilfreich für bestimmte Schmetterlingsarten ist es, das Gras nicht vor Juni zu mähen und auch einmal einen Brachstreifen stehen zu lassen. Stefan Strasser: "Für den Reichtum an Pflanzen- und Tierarten im Garten lässt sich unheimlich viel tun. Ich berate gerne - einfach eine E-Mail an die Adresse schreiben, an die man sich auch wegen der Klimaschutzbäume wenden kann."

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