Gefühl für die Erlanger Drahtesel
5.9.2017, 15:00 UhrDas eigene Fahrrad selbst reparieren, Ersatzteile kaufen, lernen: All das kann man in der Fahrradwerkstatt des E-Werks, in der ein Team mit über 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern die Kunden bei der Reparatur unterstützt. Im April 1979 öffnete die Fahrradwerkstatt zum ersten Mal ihre Türen für alle, die die Reparatur ihres Fahrrads selbst in die Hand nehmen wollten. Der damalige Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg war von der Idee begeistert und stimmte sofort zu, die Werkstatt in einer alten Wellblechhütte unterzubringen. Und das schon vor der eigentlichen Eröffnung des E-Werks, die erst 1982 erfolgte.
Tatsächlich wurde die Idee der Fahrradwerkstatt ursprünglich aus der Intention geboren, die Wellblechhütte an der Fuchsenwiese, die abgerissen werden sollte, zu erhalten. Aus dem Projekt wurde jedoch angesichts des Bedarfs schnell mehr als eine bloße Rettungsaktion der alten Hütte, wie Heiner Grillenberger, eines der Gründungsmitglieder, erklärt. Die Werkstatt war nicht nur eine der ersten Selbsthilfewerkstätten überhaupt, sondern ist auch der drittälteste Fahrradbetrieb Erlangens. In den 38 Jahren seit der Gründung wurde sie bereits über 200 000 Mal genutzt.
Auch heute noch ist die Fahrradwerkstatt gut besucht. Etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Personen kommen erfahrungsgemäß pro Tag mit kaputten Rädern zu Heiner Grillenberger und seinen Kollegen. Dort können sie in und vor der Werkstatt an Stangen ihre Fahrräder einspannen und dann reparieren. Im Raum selber hängen Dutzende Reifen und Rahmenteile von der Decke, es gibt Schränke mit unzähligen Schubladen, in denen Schrauben, Muttern und vieles mehr gelagert wird. Und es ist immer etwas los.
Die Idee der Werkstatt basiert auf dem Konzept "Hilfe zur Selbsthilfe". Indem die Kunden ihr Fahrrad (mit Unterstützung der Mitarbeiter) selbst reparieren, lernen sie ihr Fortbewegungsmittel besser kennen und bekommen ein Gefühl für das Fahrrad, erläutert Grillenberger. Außerdem verfügt die Fahrradwerkstatt über sämtliche Werkzeuge, die zur Reparatur benötigt werden. Dazu gehört zum Beispiel ein Tretlagerschneider oder eine Rahmenrichtbank. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, billig Ersatzteile wie Räder oder Schrauben zu kaufen, die gespendet wurden. So können gebrauchte Fahrräder weiterverwendet werden statt auf dem Sperrmüll zu landen.
Sogar eine eigene Abteilung mit dem Namen Metallwerkstatt gibt es, die für den Entwurf und Bau neuer Konstruktionen zuständig ist. Die hat beispielsweise den Fahrradstand von Heiner Grillenberger konstruiert, den er im Sommerhalbjahr am Besiktas-Platz betreibt. Für die Zukunft wünscht sich Grillenberger, dass das Team der Fahrradwerkstatt des E-Werks noch an Zuwachs gewinnt.
Die Fahrradwerkstatt hat (außer in den Ferien) dienstags von 15 bis 18 Uhr, mittwochs von 16 bis 18 Uhr, donnerstags von 17.30 bis 20.30 Uhr sowie freitags und samstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet (Telefon: 09131/800547).
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