Gegen Corona: Erlanger Gastronomen setzen auf Luftfilter
21.10.2020, 14:58 UhrAls im August Christian Kähler bei Markus Lanz zu Gast war, staunte nicht nur der Fernsehmoderator. Auch die Familie Exner aus Uttenreuth war begeistert, was der Physiker im TV erzählte: Er und seine Kollegen von der Bundeswehr-Universität in Neubiberg haben herausgefunden, dass spezielle Filteranlagen die Raumluft erfolgreich von Aerosolen reinigen können. Diese gelten in geschlossenen Räumen als Gefahrenquelle für die Verbreitung des Coronavirus. Der Raumluftreiniger verfügt über eine Filterkombination, die gewährleistet, dass selbst Aerosol mit einem Durchmesser von 0,1 bis 0,3 Mikrometer zu 99,995 Prozent aus der Raumluft abgeschieden wird. Kähler und Kollegen kommen zu dem Ergebnis, dass die Aerosolkonzentration in einem Raum mit einer Größe von 80 Quadratmetern in sechs Minuten halbiert wird.
Wie Kähler bei Markus Lanz ausführte, braucht man hierfür aber schon ein Gerät mit der nötigen Leistung und Qualität – etwa den Luftreiniger TAC V+ der Firma Trotec. Je nach Ausführung kostet die Maschine zwischen 4000 und 5000 Euro – viel Geld, gerade für Gastronomen, die aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen deutlich weniger Gäste als sonst bewirten dürfen.
Sicherheit für Personal und Gäste
Die Exners haben sich genau dieses Gerät gekauft. Es steht seit vergangener Woche in ihrer Gaststätte Rundblick auf dem Gelände des SC Uttenreuth. "Wir wollten nicht nur für mehr Sicherheit sorgen, sondern unserem Personal und den Gästen das Gefühl geben, dass sie jetzt noch sicherer sind", sagt Christine Exner.
Plexiglasscheiben, Bedienungen mit Maske, großzügiges Lüften vor Geschäftsbeginn und der Luftfilter – für die Exners ist das kein Grund, jetzt leichtsinnig zu werden. "Wenn jemand aus dem Personal eine Rotzglocke hat, bleibt er trotzdem daheim", sagt Christine Exner. Die Hoffnung der Wirtsleute ist nun, dass sich auch wieder die älteren Stammgäste in ihr Restaurant trauen. Denn noch nicht alle seien restlos überzeugt, dass sie im Restaurant sicher sind. Das führt zu Einbußen. Trotzdem sagt Maximilian Exner: "Wir sind mit den uns Gastronomen auferlegten Maßnahmen einverstanden. Die Gesundheit ist wichtiger als das Geschäft."
Bereits seit drei Wochen steht im Erlanger La Empanaderia das gleiche Modell des Luftfilters. "Im Sommer konnten wir einfach die Fenster offen lassen, aber für die kältere Jahreszeit wollten wir mehr tun", sagt die Geschäftsführerin Gilda Vera. Aufmerksam auf das Gerät wurde sie durch die Studie der Bundeswehr-Universität, die von Physiker Christian Kähler stammt. Der Luftfilter steht zentral im etwa 75 Quadratmeter großen Gastraum, 30 von 55 Plätzen dürfen in der aktuellen Situation besetzt werden. Vera ist zufrieden: "Ich kann anderen Gastronomen das Gerät nur empfehlen. Es ist sehr leise. Wenn wir Musik spielen, hört man es gar nicht. Bisher hat noch kein Gast gesagt, dass es ihn stört."
"Schnell handeln"
Jetzt sieht Vera die Politik in der Pflicht. "Es wäre schön, wenn jetzt schnell gehandelt wird, und solche Geräte in den Schulen eingebaut werden. Wenn die Geräte nicht bald bestellt werden, könnte es zu Lieferengpässen kommen, weil ich annehme, dass viele Leute sich so eine Maschine holen werden."
Zumindest in Erlangen sieht es derzeit nicht so aus, als ob die Politik reagieren wird. Die Verwaltung der Stadt lehnt einen flächendeckenden Einbau solcher Geräte in den Klassenzimmern ab. Allerdings hat die ÖDP-Fraktion für die Stadtratssitzung am 28. Oktober einen Dringlichkeitsantrag gestellt.
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