Triage angewendet?

Glätte sorgt für Dutzende Notfallpatienten: Kliniken am Limit - so war die Lage in der Region

Johanna Michel

Online-Redaktion

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15.1.2025, 17:34 Uhr
In Mittelfranken herrschte am Mittwochvormittag (15.01.2025) teilweise Chaos. Glätte auf den Straßen und Fußwegen führte zu zahlreichen Unfällen.

© NEWS5 / Ferdinand Merzbach/NEWS5 In Mittelfranken herrschte am Mittwochvormittag (15.01.2025) teilweise Chaos. Glätte auf den Straßen und Fußwegen führte zu zahlreichen Unfällen.

Seit den frühen Mittwochmorgenstunden verzeichnete die Uniklinik in Erlangen deutlich mehr Patienten als gewohnt. Die Glätte hat für zahlreiche Unfälle in der Region gesorgt. Das machte sich vor allem in den Notaufnahmen der Kliniken in der Region bemerkbar: Prof. Dr. Mario Perl, Direktor der Unfallchirurgie, erzählte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "News5": "Viele auf dem Weg zur Arbeit sind letztendlich verunfallt und stellen sich jetzt hier vor. Wir behandeln jetzt gerade aktuell in der Notaufnahme 50 Patienten gleichzeitig, von denen letztendlich alle unfallchirurgisch sind."

Personal verdreifacht

Bei einer solchen Menge an Patienten muss in der Notaufnahme entschieden werden, welcher Patient priorisiert wird, die sogenannte Triage. Das Personal wurde dafür verdreifacht und aus anderen Bereichen der Klinik abgezogen. Vor der Notaufnahme stehen Rettungswagen Schlange und warten darauf, ihre Patienten im Krankenhaus abgeben zu können. Trotzdem sind laut Prof. Dr. Perl die Kapazitäten noch nicht ausgeschöpft: "Wenn es dann notwendig ist, könnten wir noch rekrutieren." Auch am Klinikum Fürth herrschte reger Betrieb. Zahlreiche Verletzte wurden angeliefert und warteten auf eine Behandlung.

So war die Lage in Nürnberg

In der Notaufnahme des Klinikums am Campus Süd, die auf die unfallchirurgische Versorgung spezialisiert ist, mussten heute rund 40 Patientinnen und Patienten aufgrund von Stürzen wegen des Glatteises behandelt werden. Das seien mehr als doppelt so viele Unfallchirurgie-Patienten im Vergleich zu sonstigen Tagen, erklärt Pressesprecherin Isabel Lauer. In der Notaufnahme auf dem Campus Nord gab es ebenfalls eine Handvoll Leichtverletzter in Folge eines Sturzes.

Behandelt werden mussten vor allem Brüche, beispielsweise an Handgelenk, Fingern, Ellenbogen, Schulter, Bein, Sprunggelenk. Auch Gehirnerschütterungen gab es, zudem einen Patienten der sich durch einen Sturz eine schwere Kopfverletzung zugezogen hatte.

Als Bilanz können die Kräfte des Nürnberger Klinikums aber ziehen, dass die Teams in der Notaufnahme, sowie in Orthopädie und Unfallchirurgie das Aufkommen von Patientinnen und Patienten gut bewältigen konnten. Die Lage bei der letzten Blitzeiswetterlage am 30. Dezember 2024 sei deutlich heftiger gewesen. Dennoch müsse in den Notaufnahmen mit längeren Wartezeiten gerechnet werden, wofür um Verständnis gebeten werde.

Bereits im Vorfeld hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Glätte-Warnung herausgegeben, einige Schulen in der Region blieben daher heute geschlossen.

Die amtliche Warnung vor Glätte des Deutschen Wetterdiensts gilt nach aktuellem Stand noch bis Donnerstag, 16. Januar, 10 Uhr. Laut "wetteronline.de" steigen die Temperaturen im Tagesverlauf auf maximal 3 Grad Celsius, in den kommenden Tagen sollen bis zu 6 Grad Celsius erreicht werden. Doch auch in den kommenden Nächten sinken die Temperaturen demnach auf Werte im einstelligen Minusbereich - weshalb auch weiterhin Vorsicht auf den Straßen und Gehwegen geboten sein sollte.

Dieser Artikel wurde am 15. Januar gegen 17.14 Uhr aktualisiert.