Glockenläuten in Erlangen ist nicht nur reine Freude
30.7.2016, 14:00 UhrJohannes Mann ist da standfest: „Unsere Kirche ist seit der Grundsteinlegung am 14. Juli 1686 das erste und damit älteste Gebäude in der Neustadt, seit ihrer Weihe 1693 läutet sie – diese lange Tradition verpflichtet auch.“ Der Pfarrer der Hugenottenkirche der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde wundert sich über Klagen, seien doch die Glocken – auch wenn eine von ihnen „nur“ die Uhrzeit schlägt – seit der Abschaffung der Nachtwächter stets auch eine Orientierungshilfe mit langer Tradition gewesen.
Dass das volle Geläut mit der sonoren und weit tragenden „Vaterunser-Glocke“ zum Gottesdienst, zu Hochzeiten oder Trauerfeiern ruft, sei sowieso selbstverständlich und auch unumstritten.
Im Übrigen sei die Kirche als offener Raum aber auch ein Ort der Stille und der Besinnung und werde zudem als Veranstaltungsort und als historisches Bauwerk mit einem attraktiven Rundblick vom Kirchturm aus wahrgenommen.
Die Klagen über das Geläut der Hugenottenkirche beziehen sich allerdings vor allem auf die Nachtzeit, in der – wie am Tag – jede Viertel- und jede ganze Stunde eingeläutet wird, also mindestens sieben Glockenschläge pro Stunde. Anwohner in den neuen Wohngebäuden in der Goethestraße, die ihre Schlafzimmer zum vermeintlich ruhigen Innenhof liegen haben, könnten die Glockenschläge als Orientierung in einer schlaflosen Nacht gut gebrauchen, wären diese Glockenschläge nicht die Ursache für die Schlaflosigkeit. „Es nervt schon, wenn dich alle Viertelstunde Glockenschläge aus dem gerade begonnenen Schlaf holen“, sagt eine Anwohnerin.
Bei der benachbarten (einige Jahre „jüngeren“) evangelischen Neustädter Kirche hat der dortige Pfarrer Wolfgang Leyk etwas mehr Verständnis für die Anwohner: „Das Stundengeläut in der Nacht haben wir komplett abgestellt – ab dem späten Abend bis zum Morgen herrscht Ruhe.“ Das 6-Uhr-Läuten unter der Woche (am Wochenende erst um 7 Uhr) sei allgemein akzeptiert, wenn nicht gar erwünscht. Und der Glocken-Ruf zum Gottesdienst sei am Sonntag auch erst um 8.15 Uhr.
Einig ist sich Leyk mit seinem Pfarrer-Kollegen Johannes Mann darin, dass es in der Stadt andere Lärmquellen gibt, die lästiger sind als Kirchenglocken. „Was allein durch Autos und Lastwagen sowie durch laute Passanten an Lärm entsteht, ist viel schlimmer“, sind sich Leyk und Mann einig. Und Johannes Mann appelliert an das Verständnis der Anwohner: „Wer in der Stadt wohnt, kann auch in der Nähe einer Kirche wohnen.
Und wer aufs Land zieht, darf sich über Gerüche und Geräusche des Landlebens auch nicht beschweren.“
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