Hält die Erlanger Sparkasse Millionen-Beträge zurück?

25.6.2015, 06:00 Uhr
Hält die Erlanger Sparkasse Millionen-Beträge zurück?

© Foto: Harald Sippel

Rainer Gottwald, Vorsitzender des 2013 gegründeten Bürgerforums Landsberg am Lech, hat sich viel Arbeit gemacht. Akribisch wurden von dem Forum die 2013-er Geschäftsberichte aller bayerischen Sparkassen "analysiert" – auch die der Sparkassen Erlangen und Höchstadt.

Das Forum kommt dabei zu einem überraschenden Schluss: Die Sparkassen halten Gewinne zurück, die eigentlich an die Mitglieder der Zweckverbände ausgeschüttet werden müssten. "Dabei handelt es sich um Millionenbeträge", heißt es in einem Schreiben an Oberbürgermeister Florian Janik (SPD), Landrat Alexander Tritthart (CSU) und die Bürgermeister im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Konkret nennt das Forum einen Betrag von 20,3 Millionen Euro für die Jahre 2012 und 2013 – allein bei der Sparkasse Erlangen.

Sparkasse Erlangen soll die in Höchstadt übernehmen

Und eine alte Forderung erheben die Forumsbürger des durch missglückte Spekulationsgeschäfte klammen Landsberg: Die Sparkasse Erlangen soll doch die kleinere (aber unabhängige) Kreissparkasse Höchstadt übernehmen. Dies würde unter anderem 427.000 Euro sparen, die die beiden Höchstadter Vorstände jährlich kosten, dazu die 121.000 Euro für die Prüfung der Jahresbilanzen, so das Forum.

Bei letzterer Forderung hält sich Vorstandsvorsitzender Reinhard Lugschi von der Sparkasse Höchstadt ebenso heraus, wie seine Vorstandskollegen aus Erlangen, Walter Paulus-Rohmer und Heinz Gebhardt. Das geht die Politik an — also die jeweiligen Verwaltungsratsvorsitzenden, Landrat Alexander Tritthart (für Höchstadt) und OB Florian Janik (für Erlangen). Doch die erteilen, wie schon ihre Vorgänger, einer Fusion der beiden Nachbar-Sparkassen eine glatte Absage.

OB Janik sieht "keinen echten Nutzen" einer Fusion

Den Sparkassen gehe es um die Nähe zum Kunden, um kurze Wege und flache Hierarchien. Bei den doch deutlichen Strukturunterschieden in beiden Teilen des Landkreises Erlangen-Höchstadt könnten zwei Geldhäuser diese ihre Arbeit individueller und besser tun, so Tritthart. Auch OB Janik sieht das nicht anders. Zumindest derzeit sehe er „keinen echten Nutzen“ für eine Fusion der beiden Kreditinstitute, so der OB.

Die Kritik an der Ausschüttungspraxis der Sparkasse Erlangen kommt für Paulus-Rohmer und Gebhardt dabei nicht nur zur Unzeit, sie ist auch so nicht korrekt. Viele Sparkassen, darunter auch die Erlanger, haben nämlich derzeit mit Blick auf das niedrige Zinsniveau und die daraus resultierenden Belastungen eher das Problem ihr gutes Eigenkapitalpolster zu bewahren und so für schlechtere Zeiten vorzusorgen.

Spendensumme im vergangenen Jahr: 1,45 Millionen Euro

Die einzige Möglichkeit für Sparkassen ihr Eigenkapital zu stärken sei es so die Erlanger Sparkassenvorstände in einer Stellungnahme, erwirtschaftete Gewinne in die Rücklagen einzustellen. Das gehe anders als bei Privatbanken, die sich auch kurzfristig Eigenkapital über den Kapitalmarkt besorgen könnten, bei Sparkassen nur durch eine kontinuierliche Zuführungen in die Rücklagen.

Außerdem entscheidet der Verwaltungsrat über eine Ausschüttung und die findet in Erlangen in Form von Spenden für soziale Zwecke statt — was wiederum das Bürgerforum komplett unterschlägt. Die Spendensumme betrug dabei im vergangenen Jahr 1,45 Millionen Euro; 2015 will man sogar 1,47 Millionen Euro für soziale Zwecke bereitstellen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es gerade mal 300.000 Euro.

Ansonsten stimmen aber die Zahlen, die das Bürgerforum über die Erlanger Sparkasse angibt, räumen die beiden Vorstände ein. Demnach hat das öffentlich-rechtliche Geldinstitut, dessen Träger ein Zweckverband mit Mitglieder aus der Stadt Erlangen, dem Landkreis Erlangen-Höchstadt und der Stadt Herzogenaurach ist, 2012 und 2013 nichts vom Gewinn ausgeschüttet. Insgesamt habe die Sparkasse aber in den beiden Jahren 20,3 Millionen Euro Gewinne erzielt, die an die Eigentümer hätten ausgeschüttet werden können, so das Bürgerforum. Geflossen ist das Geld in die Sicherheitsrücklage beziehungsweise dem Fonds für allgemeine Bankrisiken.

Als Sicherheitsrücklage hat die Sparkasse insgesamt 242,6 Millionen Euro und im Fonds für Bankrisiken 70 Millionen (jeweils Stand 2013). Die Kernkapitalquote, die aussagt, wie viel Eigenkapital das Geldinstitut im Verhältnis zu den Risiko-Aktiva hat, betrug 2013 12,85 Prozent. Die von der Bankenaufsicht vorgeschriebene Quote liegt derzeit bei neun Prozent; ab 2019 hat die Bankenaufsicht die Vorschrift auf 13 Prozent verschärfen.

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