Großbaustelle im Gotteshaus
Hat man Töne: St. Matthäus Erlangen erhält neue Orgel
26.3.2021, 20:30 UhrDie Montage der neuen Orgel in der Kirche St. Matthäus am Ohmplatz ist in vollem Gange. Der Kirchenraum gleicht einer Großbaustelle.
Derzeit wird das zweistöckige Gehäuse für die Orgel in Ständerbauweise hergestellt. Es besteht aus Eichenholz aus dem Spessart, das bis zu 180 Jahre alt ist. Die Orgelbaufirma Johannes Klais aus Bonn hatte es zehn Jahre lang bei sich gelagert, um es zu trocknen, damit es sich später nicht mehr verzieht. Dort ist das gesamte Gerüst, wie es nun in der Matthäuskirche steht, auch schon einmal aufgebaut worden. Konstruiert wurde es mit einem sogenannten CAD-System am PC. Das Ergebnis aus dem Computer haben die Schreiner in Vollholz umgesetzt.
Erschwert worden ist die ganze Konstruktion, die auf einem Parkettboden aus Eichenholz, ebenfalls aus dem Spessart, steht, weil der Prospekt der alten Orgel aus Denkmalschutzgründen wieder eingebaut werden muss. Er ist mit Blattgold belegt und ein Markenzeichen der Kirche. Für dessen Restaurierung werden 400 Blatt Gold benötigt. Die neue Orgel wird also, wenn sie einmal fertig ist, für den Betrachter wieder sehr ähnlich aussehen wie die gut 50 Jahre alte – doch im Innern ist natürlich alles neu.
Früher stand das alte Schwellwerk auf der rechten Seite, dort wird es samt den alten Pfeifen auch stehen bleiben, jedoch ohne Funktion. Das neue ist nun auf die linke Seite gerückt. "Wir haben versucht, die Orgel zu komprimieren", erläutert das Kirchenvorstandsmitglied Joachim R. Lehmann, der das Projekt verantwortlich begleitet. Alles habe man mehr in die Mitte bringen wollen, damit der ganze Schall auch in der Mitte der Kirche bis nach hinten dringt.
Drei Manuale
Der Spieltisch, der früher halb rechts so platziert war, dass die Gemeinde die Organistin gut sehen konnte, ist nun nach hinten direkt vor die Orgel gerückt worden. Er hat drei Manuale, wobei das mittlere sogar auf ein Keyboard geschaltet werden kann. So kann der Musiker über das Keyboard vor der Gemeinde stehend die Orgel spielen, oder auch die Töne für einen vor der Orgel stehenden Chor anspielen.
Die Kantorin sitzt nun also fast in der Orgel mit dem Rücken zur Gemeinde. Das war notwendig, weil die mechanische Traktur – das ist das Übertragungssystem von den Betätigungselementen am Spieltisch hin zum Ventilsystem in den Windladen – auf kürzestem Weg und nicht über Umwege wie in der alten Orgel direkt nach oben führen sollte. "Damit hat die Organistin das Gespür in den Fingerkuppen, wie sich das Ventil öffnet", erläutert Lehmann.
Die neuen, zum Teil mächtigen Holzpfeifen aus astreinem Fichtenholz für die tiefen Töne stehen noch im Kirchenraum an den Wänden. Einige liegen auch im Gang, andere schleppen die vier Mitarbeiter der Orgelbaufirma auf die Empore, um sie vor dem endgültigen Einbau noch einmal glatt zu schleifen. Sie werden später einmal Töne erzeugen, die den ganzen Kirchenraum und auch den Bauch der Konzertbesucher zum Vibrieren bringen. Auch die Trakturen, allesamt handgemacht aus Holz, liegen dort offen herum.
Acht Windladen
Der Winderzeuger hat bereits seinen Platz in dem Orgelgerüst gefunden, und die Luftreservoire sind ebenfalls schon montiert. Die acht sogenannten Windladen, auf die die Orgelpfeifen draufgesetzt werden – insgesamt hat die neue Orgel 2425 Pfeifen – kann man auch bereits erkennen.
Sie sind ein ganz wesentliches Bauteil einer Orgel und verteilen den vom Gebläse kommenden Luftstrom auf die auf der Windlade stehenden Pfeifen. Auch die Ventiltechnik zum Anspielen der Töne und zum Ein- und Ausschalten der 44 Register befindet sich darin.
Zu Ostern wird die 1 020 000 Euro teure Orgel komplett aufgebaut sein. Dann müssen die Pfeifen gestimmt werden. Das dauert laut Lehmann drei lange Monate. Die Einweihung der neuen Orgel ist für den 18. Juli geplant.
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