Heinz Rüger aus Erlangen: Der Herr der Triathleten
28.12.2018, 18:00 UhrAuch dieses Triathlon-Leben hat seinen Ursprung im größtmöglichen Mythos. Am Fernsehbildschirm verfolgte Heinz Rüger das Langdistanz-Rennen auf Hawaii, im ersten Beitrag, den es im deutschen Fernsehen gab. Mit Detlef Kühnel aus Roth und Manuel Debus aus Nürnberg waren zwei Franken dabei, die ersten Deutschen bei diesem Rennen überhaupt. "Ich habe das zufällig gesehen, für Außenstehende war die sportliche Leistung damals fast wie ein Weltwunder", erinnert sich der heute 65-Jährige an den Ironman 1983.
Vier Jahre später hatte Heinz Rüger die Triathlon-Abteilung des TV 48 Erlangen gegründet. Einfach, weil er es wollte. Bis Ulrike Rabenstein übernahm, organisierte er auch die Großveranstaltung Erlanger Triathlon. Seit 1989 engagiert sich Rüger zudem im Bayerischen Triathlon-Verband (BTV). Der Erlanger wusste: "Wenn wir mitmischen wollen, muss jemand dort dabei sein und mit entscheiden." Also war Rüger dabei — und entschied mit. Auch in der Deutschen Triathlon Union (DTU) war er Teil verschiedener Arbeitskreise.
Mit dem damaligen DTU-Präsidenten Detlef Kühnel spinnte er 1990 Ideen für einen Bundesliga-Wettbewerb zu einem konkreten Vorhaben zusammen, sechs Jahre später ist die Bundesliga offiziell gestartet. Trotzdem würde Heinz Rüger niemals behaupten, dass es diesen Wettbewerb ohne ihn nicht geben würde. Prahlen, das liegt dem Mann mit dem kantigen, grauen Schnauzbart nicht.
"Die Prämisse ist: vorne mitspielen"
Auf seine zahlreichen Ämter sei er nicht stolz, doch auf das, was er mit seinem Engagement bewirken konnte. "Wir sind ein Freizeitverein, doch die Prämisse ist: vorne mitspielen." In der Triathlon-Bundesliga möchte er die Erlanger unter den besten fünf Teams sehen. "Wenn ich etwas mache, muss es einen gewissen Standard haben."
So war das auch bei Anne Haug, die bis vor zwei Jahren noch für den TV 48 Erlangen gestartet ist und dieses Jahr beim Ironman auf Hawaii Dritte wurde. Aus finanziellen Gründen war die gebürtige Pegnitzerin zum Bundesstützpunkt nach Saarbrücken gewechselt. "Doch wir sind immer noch gut in Kontakt." Darüber zu reden, das fällt Rüger viel leichter als über ihn selbst. Dann sprudeln die Worte nur so unter dem Schnauzbart hervor. Dabei hat auch er einiges geleistet. Darüber zu sprechen, fällt ihm schwer. Einiges geht durcheinander. Als wäre es nicht wichtig genug, um sich jedes Detail zu merken.
Für die Ausbildung war Heinz Rüger von Dinkelsbühl nach Erlangen gezogen, fast 45 Jahre arbeitete er hier bei Siemens. Ein Kollege nahm ihn damals mit zu den Ringern. Und wie schon in der Heimat beim Fußball reichte es Rüger nicht, nur Sportler zu sein. "Als Zehnjähriger habe ich mit Fußball angefangen, zwei, drei Jahre später bin ich in die Jugendarbeit eingestiegen." Beim Ringen und Laufen war es ähnlich. Und beim Triathlon sowieso. "Mir liegt das im Blut", sagt Rüger, auch wenn seine Eltern in der Landwirtschaft nie Zeit hatten für Sport oder Vereinsarbeit.
Seit 47 Jahren ist er ununterbrochen Übungsleiter. "Das macht mir Spaß", sagt Rüger, ganz freiwillig aber war es nicht. Eine Schulterverletzung zwang ihn, mit Ringen aufzuhören. "Ich schloss mich dem Lauftreff an." 1985 gab es die ersten Wettbewerbe. Auch Rüger selbst ist auf der Kurz- und Mitteldistanz gestartet, hat neun Marathons gefinisht. "1989 hatte ich massive Probleme mit der Achillessehne", trotzdem lief der Erlanger noch einmal die 42 Kilometer durch Berlin. "Nach der Mauer-Öffnung wollte ich dabei sein, wenn man zum ersten Mal durchs Brandenburger Tor laufen kann."
"Nordic-Walking machen wir so lange wir noch können"
Weitere Ausdauer-Wettbewerbe ließ die Verletzung nicht mehr zu. Sport macht Rüger trotzdem noch, auch wenn er es lediglich "Bewegungstherapie" nennt, außer am Samstag jeden Tag. Fünfmal pro Woche geht er ins Fitnessstudio des Vereins, Sonntagmorgen leitet er seine Nordic-Walking-Gruppe. "Da sind nur die Urgesteine dabei. Das machen wir so lange wir noch können."
Vor allem aber kümmert sich Heinz Rüger um den Triathlon-Sport in Erlangen — auch finanziell unterstützt er den Verein — und Deutschland. Bis 2013 war er Mitglied im Präsidium des BTV sowie im Liga-Ausschuss. Im Disziplinarausschuss der DTU verhandelte der Erlanger unter anderem sogar zwei Dopingfälle. Seit der vergangenen Saison ist er Leiter der zweiten Bundesliga Süd.
"Dieses Amt kann ich jährlich abgeben." Rüger möchte aufhören mit Triathlon, eigentlich schon seit mehr als 15 Jahren. Im Turnverein hat er alle Ämter abgegeben. Trotzdem ist Heinz Rüger, der alleine lebt, 500 Meter vom TVE-Sportgelände am Kosbacher Weg entfernt, immer noch Ansprechpartner für alle. Mit Jennifer Steib, der neuen Triathlon-Organisatorin, trifft er sich wöchentlich.
Dabei ist schon alles bereit für einen schönen Ruhestand. "Ich gehe Kajakfahren, habe mir dafür extra ein Reisemobil gekauft." Damit fährt der Erlanger an den Main zum Camping. Lange Reisen mit dem Zelt, wie früher nach Australien oder Island, macht er nicht mehr. Dreimal war Heinz Rüger selbst in Hawaii, zweimal als Betreuer und einmal als Kampfrichter. 1995, 1998 und 2002. Auch das Rennen in diesem Jahr hat er live erlebt — allerdings wieder am Fernseher. Diesmal kannte er die Sportler größtenteils persönlich. Allen voran Anne Haug.
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