Hier leben 17 Erlanger Studenten unter einem Dach
9.1.2016, 14:00 UhrEinschlafen unter dem Sternenhimmel: Im Sommer ist sogar das möglich. Dann, wenn Özlem Özel alte Matratzen auf den Balkon schleppt und draußen übernachtet. Alle WG-Mitglieder jedoch hätten selbst auf dem großen Balkon keinen Platz. Das nämlich wären dann 17 Studenten.
Özel wohnt seit mehr als zwei Jahren hier, und am liebsten möchte sie gar nicht mehr ausziehen. „Es ist kein modernes Apartment. Aber das hätte auch nicht diesen Charme“, sagt die 22-Jährige.
Eine Etage darüber wohnt Janina Herklotz. Gerade steht noch der WG-Kickertisch in ihrem Zimmer. Irgendwann soll der aber wieder raus. Ein Bett hingegen hat die 21-Jährige noch nicht, sie wohnt erst seit ein paar Monate in diesem Raum. „Zuerst war ich in einem kleineren. Wenn ein Mitbewohner auszieht, steigt man auf und kann in ein größeres Zimmer.“
Zuvor hat die Medizin-Studentin alleine in einem Wohnheim gelebt. „Das war ein wenig einsam.“ Im Erika-Beyer-Haus hingegen ist man nie alleine. Wer sich zurückziehen will, geht in sein Zimmer. Ansonsten treffen sich alle in der Küche. Diese befindet sich ebenso wie der Fernsehraum, die Duschen, Vorrats- und Wachraum im Keller. Ein Fenster gibt es trotzdem, weil die Villa am Hang liegt.
In der Küche duftet es nach selbst gebackenem Kuchen. Janina Herklotz bäckt gerne: „Hier findet man immer jemanden, egal ob zum Reden oder zum Kochen.“ Und das ist gewünscht: „Die Auflage in diesem Haus ist, zur Gemeinschaft beizutragen“, sagt Andreas Tonke, der beim SOS Kinderdorf für die Villa am Burgberg zuständig ist.
Bereits seit Anfang der siebziger Jahre leben im „Erika-Beyer-Haus“ Studenten. Die Aufteilung der Räume und die Anzahl der Bewohner waren immer gleich: Drei Etagen, 17 Zimmer, eine Küche. Im Jahr 1995 verstarb die Besitzerin Erika Beyer. In Ihrem Testament hatte sie festgehalten, dass sie ihr Haus an das SOS Kinderdorf vererbt, mit dem Wunsch, es als Studentenhaus beizubehalten.
Bei der Auswahl neuer Mitbewohner hat Tonke das letzte Wort. Allerdings schlägt ihm die Wohngemeinschaft auch Studenten vor. „Dann machen wir ein WG-Casting“, sagt Lukas Kuhlmann. Der 24-Jährige wohnt seit vier Jahren hier. Er ist Urgestein des Hauses. Zu Beginn seines Biologie-Studiums hat Kuhlmann lange nach einer Bleibe gesucht. „Aber das hier war das Coolste.“
160 bis 240 Euro zahlen die Studenten an Miete. Für Erlanger Verhältnisse ein Schnäppchen. Das kleinste Zimmer umfasst zehn, das größte 22 Quadratmeter. Im Preis inklusive sind Internetzugang und Dinge des täglichen Gebrauchs wie Seife oder Toilettenpapier. Und selbst mit den insgesamt drei Duschen kommen alle klar. „Ich musste noch nie anstehen“, sagt Özel. „Manchmal quatschen wir aber mit dem, der neben uns duscht, über die Trennwand hinweg.“
Neu eingezogen ist Daniel Tomenendal. Der 19-Jährige studiert Life Science Engineering. „Ich kannte sonst kaum jemanden in Erlangen, aber hier lernt man schnell viele verschiedene Leute kennen. Jeder studiert etwas anderes.“ Sein Zimmer ist etwas kleiner, hat aber einen Balkon. „Manchmal klopft es abends, wenn einer rauchen möchte.“ Selbst nutzt er den Balkon eher zum Bierkühlen.
Der Höhepunkt jedes Jahr ist die Bergkirchweih. Im Erika-Beyer-Haus jedoch haben die Bewohner einen entscheidenden Standortvorteil. Die Villa liegt fast direkt anschließend zum Festgelände. „Morgens hört man von 10 Uhr an die Leute in den Fahrgeschäften kreischen“, sagt Lukas Kuhlmann. Auf den Berg gehen die Studenten dann übrigens gemeinsam.
In loser Serie stellen die EN Studenten-WGs in Erlangen vor. Wer auch eine interessante WG kennt, schreibt eine E-Mail an redaktion-erlangen@pressenetz.de
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