In eine alte Erlanger Kirche zieht nun wieder Leben ein
24.10.2016, 06:00 UhrAls am Ende der feierlich-liturgischen Einweihung viele der rund 300 Besucher das Buffet stürmen, hört man oben, im leeren Katharinensaal, den Stein fallen, der Peter Huschke vom Herzen fällt. Auf die Frage, wie er sich nun, nachdem das "Haus der Kirche" am Bohlenplatz feierlich in Betrieb genommen wurde, fühle, sagt der evangelische Dekan: "erleichtert". Seinen schwarzen Talar hat er ausgezogen und sorgfältig zusammengelegt, jetzt trägt er wieder zivilen Anzug, an dessen Revers ein großer Button mit dem "Kreuz+Quer"-Logo leuchtet. "Ich bin total begeistert, dass der Kirchenraum wieder identifizierbar ist", sagt er.
Nach eineinhalb Jahren Baustellenchaos erstrahlt die 1734 erbaute ehemalige reformierte Christuskirche in neuem Glanz. 1953 wurde in den barocken, hallenartigen Bau eine Stahlbetondecke eingezogen und das frühere Gotteshaus zu einem evangelischen Gemeindezentrum ausgebaut.
So manche Erlanger absolvierten, wie Peter Huschke in seiner Begrüßung erzählt, dort ihren Konfirmandenunterricht, feierten die Hochzeit ihrer Kinder oder Geburtstag, nahmen am Senioren- und Frauenkreis teil oder genossen den Abitur-Ball.
Leben, reden, feiern
"Entstanden ist ein schönes und funktionsfähiges Haus, in dem sich leben, reden und feiern lässt", lobt Huschke und zitiert das Bonhoeffer-Wort, unter dem die Wiedereröffnung steht: „Der Raum der Kirche ist nicht dazu da, um der Welt ein Stück ihres Bereichs streitig zu machen, sondern gerade um der Welt zu bezeugen, dass sie Welt bleibe, nämlich die von Gott geliebte und versöhnte Welt.“
Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern sagte: "Heute eröffnen wir ein Haus der Kirche, ein Haus in der Stadt, das Gott und der Welt offensteht, den Frommen und den Skeptischen, den Gebildeten und anders Gebildeten."
Ob Innenminister Joachim Hermann, die Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann oder Landrat-Stellvertreter Christian Plech: Alle, die Prof. Hans Jürgen Luibl, der Leiter von Bildung Evangelisch, in Kurzinterviews launig befragt, sind sich einig: Das Kreuz+Quer sei ein Ort der Begegnung, an dem unterschiedlichste Gruppen zusammenfinden. "Damit eine Stadtgesellschaft entstehen kann, braucht es Treffpunkte, Kreuz + Quer ist ein solcher", sagt auch OB Florian Janik.
In seinem Grußwort bezeichnet Oberkirchenrat Hans-Peter Hübner den Umbau als ein "Vorzeigeprojekt" und unterstreicht, das Haus sei – aus kirchlicher Sicht – "offen für alle, aber nicht offen für alles". Für die Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel stellt das "Haus der Kirche" eine "gelungene Verbindung von Kirche und Stadt" dar.
Bei der Schlüsselübergabe betont Architekt Prof. Hans Peter Haid, es sei ihm eine "Herzensangelegenheit" gewesen, den "baugeschichtlichen Spuren des Hauses nachzugehen". Sein Ziel sei es gewesen, aus dem Gebäude einen "ehrwürdigen Platz zu machen".
Das Haus mit dem hellen Katharinensaal im Obergeschoss wurde mit einem Kostenaufwand von rund 4,3 Millionen Euro umgebaut und will nicht nur allein ein "Haus der Kirche" sein, sondern ist auch als Einrichtung für Veranstaltungen aller Art konzipiert. So können die Räume von privaten Gruppen für Feiern wie etwa Geburtstage, Hochzeiten oder Firmen-Events gemietet werden — inklusive Beamer, Leinwand und Technikanlage. Die Elia-Gemeinde wird darin Gottesdienste feiern.
Musikalisch per Video-Einspielung umrahmt wird die feierlich-liturgische Einweihung, zu der sich nicht nur zahlreiche Würdenträger, sondern vor allem viele Bürgerinnen und Bürger eingefunden haben, von Christoph Reinhold Morath an der Barockorgel, die in der früheren Christuskirche — heute eben das Kreuz+Quer – erklang und die sich mittlerweile in der St. Markuskirche in Sieglitzhof befindet. Live spielt der Bezirksposaunenchor des Dekanats unter der Leitung von Michael Rausch.
Zu den weiteren Programmpunkten des Eröffnungsfests zählen außerdem die Eröffnung der Ausstellung „Starke Frauen der Reformation“ sowie ein Referat über den Umbau des Gemeindehauses. Wer will, kann sich am Wiedereröffnungsnachmittag außerdem über die wechselvolle Geschichte des Hauses informieren.
Der musikalische Ausklang am Abend liegt in den Händen der "Profs Night Big Band" und der "Night of Song Band".
"Wir hoffen, dass Kreuz+Quer das Miteinander von Stadt und Landkreis verstärken kann", blickt Peter Huschke in die Zukunft. "Und dass das Haus die Innenstadt belebt."
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