Judo in Erlangen: Wo Kinder mit dem Papa Blödsinn machen

Katharina Tontsch

Sportredakteurin in Erlangen

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31.10.2018, 11:30 Uhr
Judo in Erlangen: Wo Kinder mit dem Papa Blödsinn machen

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Freitagabend ist bei Feinauers Papa-Tochter-Abend. Wenn Papa Uwe aus der Arbeit heim kommt, warten seine Töchter Anna und Maria schon auf fertig gepackten Sporttaschen. "Wenn meine Töchter nicht immer unbedingt gehen wollten, hätte ich auch mal ein Training ausfallen lassen. Oder ich hätte vielleicht ganz aufgehört." So aber bleibt Uwe Feinauer beim Judo.

"Angefangen haben wir im vergangenen Jahr", sagt der 50-Jährige. Die neunjährige Maria hatte Lust auf Kampfsport, die Freundin machte das auch, also ging der Vater mit ihr zum Probetraining. "Da bietet sich das Familientraining für Einsteiger an", sagt er. Doch was tun, während die Tochter auf der Matte kämpft? In den eineinhalb Stunden könnte Uwe Feinauer einmal nach Hause und wieder zurück fahren, in der Halle zuschauen oder: selbst mitmachen.

"Es hat mir dann sehr gut gefallen. Die Atmosphäre ist locker und entspannt." Die ältere Tochter, Anna, nun 13 Jahre alt, kam schließlich auch mit. Und ab und zu ist auch der erst vierjährige Valentin dabei. "Wenn er nachmittags schläft, hält er das abends auch durch." Bis 21 Uhr dauert das Familientraining. "Wir haben Spaß an der Bewegung", sagt Uwe Feinauer. "Es ist ein Miteinander. Jeder ist für das Wohlergehen seines Partners verantwortlich."

Bei den Judo-Übungen können Vater und Töchter dennoch nicht gemeinsam trainieren. "Man braucht einen Partner, der in Größe und Gewicht ähnlich ist. Doch es ist auch gut, wenn ein Anfänger mit einem Fortgeschrittenen übt." Freitagabend kommen ganze Familien, aber auch einzelne Kämpfer. Es gibt verschiedene Gruppen, für Anfänger und Fortgeschrittene. "Zum Aufwärmen machen wir Spiele", sagt Uwe Feinauer, "dann bereiten wir uns im Judo auf die Prüfungen vor, am Ende gibt es wieder lustige Spiele."

Judo am Freitagabend jedenfalls hat sich im Terminkalender der Feinauers fest etabliert. "Vor eineinhalb Jahren", sagt der Papa, "hätte ich das auch nicht gedacht." Das Vereinsleben kannte er zuvor aus dem Sport nicht. "Ich fahre zwar jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, aber vereinsmäßig Sport habe ich noch nie gemacht. Das hat mich nie interessiert", sagt Uwe Feinauer. Das war auch in seiner Heimat in Schwaben so, noch bevor er vor 20 Jahren berufsbedingt nach Erlangen gezogen war. Ohne seine Töchter, glaubt Feinauer, wäre er nie zum Judo gekommen.

Maria und Anna treten am 17. November bei der Judo-Stadtmeisterschaft erstmals in einem Wettkampf an. "Wenn sie erfolgreich sein wollen, erfordert das intensiveres Training", sagt Uwe Feinauer. "Der Freitagabend ist dafür nicht genug." Doch der Papa mahnt auch: "Beide sind Schülerinnen, die Schule ist ihr Job, das Hobby muss sich anpassen."

Da klingt Uwe Feinauer ganz wie der Vater. Im Training aber, und das freut Klaus Lohrer am meisten, "können die Kinder mit ihren Eltern auch mal Blödsinn machen und zusammen etwas unternehmen". Das war ein Grund dafür, warum sich der Judo-Abteilungsleiter vor knapp 20 Jahren dafür entschied, ein Familientraining einzuführen.

Die Mama hat frei

"Ich hatte die Idee, zunächst aber niemanden, der sie umsetzt", sagt Lohrer. 1999 hat er dann Trainer gefunden, und los ging es. "Ich wollte damit die Generationen zusammenbringen, damit die Kinder ihre Eltern mal von einer anderen Seite kennen lernen." Genau dafür zeichnete der Bayerische Landessportverband den TV 48 Erlangen im Bereich "Generation" kürzlich auch mit dem Sportpreis Mittelfranken aus.

Für die Judo-Abteilung ist das eine besondere Ehre. Denn diesmal ging das Lob nicht an die Bundesliga-Mannschaft. "Ich habe immer bewusst versucht, zweigleisig zu fahren", sagt Lohrer. Leistungssport und Breitensport soll es in seiner Abteilung geben.

Aktuell hat er selbst das Training übernommen, bald will sich Klaus Lohrer zurückziehen. Doris Schmidt und Maike von Geldern sollen nachfolgen. Auch für sie ist das Freitagstraining nun Pflicht. Wie für Familie Feinauer. Mama Feinauer hat übrigens ebenfalls etwas davon: Sie hat nun immer freitags ihren freien Abend.

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