Junge Erwachsene mit FASD wollen sich untereinander austauschen

Erlangen - Mütterlicher Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verursacht häufig vorgeburtliche Schädigungen bei Kindern. Zusammengefasst werden diese unter dem Begriff "Fetale Alkohol Spektrum Störung" (FASD). In Nordbayern wird jetzt von Menschen mit FASD eine Selbsthilfegruppe gegründet. Gisela Bolbecher vom FASD-Netzwerk Nordbayern e.V. gibt Auskunft darüber.

Frau Bolbecher, zunächst mal zum FASD-Netzwerk: Sie haben es vor vielen Jahren gemeinsam mit anderen gegründet. Was war Ihr Beweggrund?

Wir wollten das Thema FASD mehr ins öffentliche Bewusstsein bringen. Außerdem wollten wir auch den Anstoß dafür geben, dass die Diagnostik FASD bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Erlangen möglich ist. Denn 2012 gab es in der Region keine spezialisierten Ansprechpartner für das Krankheitsbild FASD. Immerhin sind über ein Prozent der Neugeborenen davon betroffen. Durchschnittlich wird in Deutschland jede Stunde mindestens ein Kind mit FASD geboren.

Wie sieht das Krankheitsbild aus?

Der Alkoholkonsum von Schwangeren ist die häufigste Ursache für Entwicklungsverzögerungen bei Kindern.

Gisela Bolbecher vom FASD-Netzwerk Nordbayern © privat, NN

Das Krankheitsbild ist nicht einheitlich. Bei einigen Kindern und Jugendlichen mit FASD können auch angeborene Fehlbildungen und eine geistige Behinderung die Folge des mütterlichen Alkoholkonsum sein. Viele Kinder und Jugendliche mit FASD zeigen extreme Verhaltensauffälligkeiten. Für fast alle bedeutet FASD ein Leben voller Probleme, Risiken und Einschränkungen. Trotz größter Anstrengungen gelingt ihnen der Alltag nur schwer.

In Erlangen gibt es bereits eine Selbsthilfegruppe für Familien, in denen Kinder mit FASD leben. Um was geht es dort?

Die Familien tauschen sich aus über Probleme bei der Erziehung der Kinder, bei Schulfragen, geben sich Tipps für die Hausaufgabensituation. Und vor allem: Sie holen sich Kraft. Einige dieser Kinder sind inzwischen erwachsen geworden und möchten selbst eine Selbsthilfegruppe gründen. Bisher gibt es deutschlandweit erst eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene mit FASD, und die ist in Berlin. Dass so etwas nun im nordbayerischen Raum ins Leben gerufen wird, ist fantastisch.

Was meinen Sie: Um welche Themen wird es in der Selbsthilfegruppe für Erwachsene mit FASD gehen?

Vor allem ist es wichtig für sie, auf andere zu treffen, die die gleichen Schwierigkeiten haben. Gleichaltrige ohne FASD wissen gar nicht, um was es geht. Sich miteinander zu treffen und auszutauschen, wird also eine große Bereicherung sein. Bis zum Alter von 14 gibt es für Jugendliche einige Möglichkeiten, sich zu treffen, aber für ältere Jugendliche und Erwachsene gibt es hier im Großraum keine Angebote. Die Gruppe gründet sich am 10. Juli. Sie ist offen für Interessierte.

Weitere Informationen gibt es beim FASD Netzwerk Nordbayern unter Tel. 09133-9816 oder per Mail an info@fasd-netz.de