Jürgen Teller dankt Schülern für Foto-Teamarbeit
16.12.2017, 18:30 UhrBereits als sie die Galerie betraten waren sie erschlagen. Denn gleich am Eingang hing ein Bild, etwa drei mal vier Meter groß, als Eye-Catcher, das ihnen recht bekannt vorkam. Es zeigt nämlich den Opa ihrer Schülerin Sarah Schmidt. Sarah hatte es damals aufgenommen, als sie nach dem Besuch im Erlanger Kunstpalais zusammen mit ihren 18 Klassenkameradinnen und –kameraden unter der Anleitung der Praktikantin und Kunstpädagogin Christina Busch selbst zur Kamera gegriffen hatte. Sie hatte ihrem Opa einen Teller in die Hand gedrückt und am PC dann drauf geschrieben: "Teller for everyone".
Ausgestellt war dieses Bild im "H7", dem alten Bauernhof an der Bubenreuther Hauptstraße. Dort hatten die Kinder alle ihre Werke präsentiert, und berühmter Gast ist damals eben dieser Jürger Teller gewesen. Der hat die Kinderfotos abfotografiert, daraus Kunst gemacht. So wurde Sarahs Opa zum "Posterstar" in London.
Die drei Besucher aus Bubenreuth wussten gar nicht so recht, wie ihnen geschah in der Galerie, es kam ihnen alles irgendwie surreal vor. "Das waren alles verrückte Leute", lacht Christina Busch. Der Chef des Modemagazins Vogue sei dort gewesen, hochrangige Journalisten der New York Times und anderer wichtiger Blätter, und Models, die man sonst nur im Fernsehen oder in teuren Magazinen zu sehen bekomme. Irgendwie, sagt Christina Busch, hätten sie dort gar nicht hingepasst.
Wenig Kontakt hatten sie zu all den honorigen Gästen, lauschten jedoch den Gesprächen. Beim Lauschen bemerkten sie dann auch, wie überschwänglich Tellers Projekt mit den Kindern gelobt wurde. Dabei habe er ja eigentlich nur die Fotos der Kinder wiedergegeben, wundern sich Eger und Busch. Die beiden Lehrkräfte hatten ja das Schüler-Fotoprojekt "Enjoy Your Life – junior" in Anlehnung an Tellers Projekt "Enjoy your Life" mit den Kindern initiiert. Die Kinder waren dann mit der Kamera durch Bubenreuth gezogen und hatten sogar Modelfotos von Teller nachgestellt. Und nun sind sie also in der Galerie ausgestellt.
Allerdings habe es bei der Vernissage auch keine offizielle Begrüßung der Gäste gegeben, sagen die beiden Lehrerinnen. Somit sei dann wohl kein Raum für eine Vorstellung gewesen. "Die Leute wussten gar nicht, dass wir das Kinderfotoprojekt gemacht haben". Auch in dem rund 600 Seiten dicken Fashion Magazin "Pop" sind die Fotos der Bubenreuther Kinder auf 80 Hochglanzseiten von Teller künstlerisch in Szene gesetzt worden. Wenn man bei Google "POP magazine Issue 37" als Suchkriterium eingibt, dann findet man übrigens viele der Fotos von den Bubenreuther Kindern wieder.
In der Galerie während der Vernissage gab es reichlich Bier zu trinken, während der "After-Show-Party" im Studio von Jürgen Teller gab es dann Champagner satt. Von diesem Studio hatten sie schon gehört und gelesen. "Aber einmal dort zu sein, das ist schon etwas ganz Tolles", sagt Julia Eger. Christina Busch fällt dazu nur das Wort "gigantisch" ein und die Feststellung: "Uns hat es überrollt". So empfanden der Bürgermeister und seine beiden Lehrerinnen auch die gesamte dreitägige London-Reise. Der Rathauschef hat es auch geschafft, einige Kalender, die aus dem Fotoprojekt der Bubenreuther Kinder entstanden sind, von Teller signieren zu lassen.
"Wir würden die Reise auf jeden Fall wieder machen", sagen die beiden Lehrerinnen unisono. Auch wenn die Genehmigung für diese Dienstreise, die sie übrigens aus der eigenen Tasche bezahlt haben, ein ziemlicher Kraftakt gewesen sei. Es sei ein großes Glück gewesen und in Kunstkreisen eine hohe Auszeichnung, einmal bei einer Vernissage von Jürgen Teller dabei gewesen zu sein.
Und die Bubenreuther Kinder sind natürlich auch mächtig stolz darauf, dass sie mit einem so renommierten Künstler zusammen arbeiten durften. "Jetzt sind alle mit tollen Kameras ausgestattet und wollen ebenfalls berühmte Fotografen werden", strahlt Christina Busch. Einige Eltern hätten sogar schon Flüge nach London gebucht, um dort die Fotos ihrer Sprösslinge zu bewundern.
Dass Jürgen Teller sie dann noch einmal in der Schule besuchen würde hätten sie nie zu glauben gewagt. Aber er tat es jetzt , wollte den kleinen Künstlerinnen und Künstlern noch einmal danken für ihre tolle Mitarbeit. Gestern war das, als er plötzlich auftauchte. Die London-Fotos der Lehrerinnen haben sie dann auch noch angeschaut, und ihre Fotos aus der Ausstellung sowieso. Das ist für die "Bubenreuth kids" eine schöne Weihnachtsüberraschung gewesen und zeigt, wie sehr der berühmte Fotokünstler noch an seinem Bubenreuth und an seiner alten Schule hängt.
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