Kommentar: Unterirdisch

ERLANGEN - "Nach Diktat verreist!“ nennt man im Journalismus die Sitte von Politikern, kurz vor Urlaubsbeginn schnell noch eine Granate zu zünden – und dann abzutauchen. Bei Siegfried Balleis, der bis nach Ostern im Urlaub weilt, war es allerdings keine Granate, sondern eine Nebelkerze.

Seinen Vorschlag zur Tunnel-Führung der Stadt-Umland-Bahn darf man deshalb „unterirdisch“ nennen, weil Balleis bisher wenig Lust erkennen ließ, sich mit Details der StUB und ihren Vorzügen auseinanderzusetzen. Zu sehr rang die Seele des Betriebswirts in seiner Brust die Seele des Volkswirtes nieder, um zur Kenntnis zu nehmen, dass der Zug in Richtung schienengebundener öffentlicher Personennahverkehr schon längst bundes-, europa- und weltweit abgefahren ist – zumindest in den Ballungszentren, in denen der Autoverkehr längst zum Mobilitätshindernis und zur Gesundheitsgefahr durch Lärm- und Luftbelastung geworden ist.

Dass er nun – offenbar auch beeindruckt von positiven Rückmeldungen seiner Oberbürgermeisterkollegen im Deutschen Städtetag – zu der Überzeugung gelangt ist, dass die Renaissance der Straßenbahnen zumindest in vielen anderen Städten von den Bürgern mehrheitlich unterstützt wird, wollte er sich (so sagte er am Urlaubstelefon) zumindest die Debatte neu eröffnen. Dass er dazu einen Vorschlag hat, der sich gegen seine eigene Überzeugung wendet, ist nur mit dem nahen 1. April zu erklären.