Kommunalwahl 2014: Stichwahl zwischen Balleis und Janik

17.3.2014, 10:10 Uhr
Kommunalwahl 2014: Stichwahl zwischen Balleis und Janik

© Montage: S. Schmid

Als Florian Janik, der SPD-OB-Kandidat, in den Ratssaal kommt und sich durch die Reihen hindurchschiebt, brandet lauter Beifall auf. Rhythmisches Klatschen begleitet seinen Weg bis er von Parteifreunden umringt und geherzt wird. Wolfgang Vogel, enger Freund und wichtiger Wahlkampforganisator, nimmt Janik fest in die Arme und drückt den erfolgreichen Kandidaten. Ursula Rechtenbacher, langjährige SPD-Bürgermeisterin, die vor kurzem 80 Jahre geworden war, hat Tränen in den Augen, als sie Janik gratuliert.

37,2 Prozent der Stimmen hat SPD-Oberbürgermeisterkandidat Florian Janik geholt, Amtsinhaber Siegfried Balleis ist von 55,8 Prozent (Wahl 2008) auf 39,2 Prozent abgestürzt. Janik hat damit den seit 1996 regierenden Oberbürgermeister Balleis mit einem herausragenden Ergebnis in die Stichwahl gezwungen. Am 30. März wird es also noch einmal spannend: Dann entscheidet sich endgültig, wer das neue Oberhaupt Erlangens wird.

Bei den Stadtratsmandaten hat die CSU 6,5 Prozent verloren (39,6 Prozent), die SPD 3,7 Prozent gewonnen (29,7Prozent). Ebenso zugelegt haben die Grünen um 2,4 Prozent auf 13,4 Prozent. Die FDP hat 1,1 Prozent verloren und kommt jetzt auf 5,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag in Erlangen bei 49,3 Prozent und damit niedriger als im Jahr 2008 (Oberbürgermeisterwahl: 51,9 Prozent, Stadtratswahl: 52,0 Prozent).

Zerknirschte Stimmung bei der CSU

Siegfried Balleis steht derweil am Eingang des Ratssaales, er schaut auf die riesige Leinwand mit den deprimierenden Zahlen und wird kaum beachtet: Der Hausherr ist an den Rand gedrängt, der SPD-Kandidat hat in diesem Augenblick schon den Ratssaal übernommen, in dem sonst die Sitzungen des Stadtrates stattfinden. „Das ist ein fantastisches Ergebnis“, sagt Florian Janik. Für ihn ist die Botschaft der Wähler klar: „Sie wollen den Wechsel in Erlangen“. Dieter Rosner, SPD-Kreisvorsitzender und mit Wolfgang Vogel Leiter des SPD-Wahlkampfteams, strahlt über das ganze Gesicht. „Das ist sensationell“, sagt er. Seit Januar 2013 hatte die SPD einen durchorganisierten Wahlkampf geführt, den sie gestern in der Nacht fortsetzt: Ab 21 Uhr gegen die Plakatierungsgruppen auf die Straßen, meinte Janik, der in den kommenden Wochen den Dialog mit den Bürger weiterführen will.

OB Siegfried Balleis reagierte gefasst auf die Wahl. Für eine Analyse sei es noch zu früh, meinte er mehrmals, um dann doch noch einen Punkt zu nennen: Er glaube, der Verkauf der GBW-Wohnungen in Erlangen habe für Verärgerung gesorgt — und der sei auf die kommunale CSU abgeladen worden, obwohl dafür die Landes-CSU verantwortlich sei. Alexandra Wunderlich, die CSU-Kreisvorsitzende, hielt sich bei der Interpretation der Wahl noch mehr zurück. Man müsse sich das Ergebnis erst genau anschauen, sagte sie. Bei sieben Kandidaten sei es für einen Amtsinhaber eben schwer. Und Peter Ruthe, der CSU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, fiel an diesem schweren Abend für die Christsozialen auch nicht mehr ein:  „Erlangen ist halt nicht Bayern“.

Elisabeth Preuß, die Sozialbürgermeisterin, die für die FDP angetreten war, hob bei ihrem Ergebnis erst einmal den positiven Aspekt hervor. Die 8,9 Prozent, die sie geholt hatte, seien in Zeiten, in denen die FDP am Boden liege, ganz gut. Die FDP sei damit — gemessen an der Oberbürgermeisterwahl — immerhin die dritte Kraft. Allerdings machte sie auch klar, dass sie sich schon ein besseres Ergebnis gewünscht hatte: „Es hätten auch zehn Prozent sein können“, meinte sie.

Der amtierende OB Siegfried Balleis hatte nur knapp die Nase vorn - in zwei Wochen muss er sich gegen Florian Janik von der SPD zur Stichwahl stellen.

Der amtierende OB Siegfried Balleis hatte nur knapp die Nase vorn - in zwei Wochen muss er sich gegen Florian Janik von der SPD zur Stichwahl stellen. © Böhner

Susanne Lender-Cassens, die für die Grüne Liste angetreten war, holt sieben Prozent und bestätigte damit den Wahlerfolg von Helmut Wening vor sechs Jahren. „Ich bin zufrieden“, sagte Susanne Lender-Cassens. Ihr war es wichtig, dass es nun eine Stichwahl gibt. „Ich freue mich ganz doll für Florian Janik“, sagte sie und erklärte auch gleich ihre politische Präferenz für die nächsten zwei Wochen: Sie werde Florian Janik unterstützen, sie wolle den Wechsel an der Spitze der Stadt.

Kommunalwahl 2014: Stichwahl zwischen Balleis und Janik

© Harald Sippel

Die FDP wird ihre Strategie am kommenden Mittwoch mit ihren Mitgliedern besprechen. Oberbürgermeister Balleis sagt seinen in Südtirol geplanten Urlaub ab. Er will kämpfen: „Ich bin mir nicht zu schade, Hausbesuche zu machen.“

Stichwahl auch beim Landrat

Auch bei der Landratswahl im Landkreis Erlangen-Höchstadt kommt es zu einer Stichwahl.  Für Alexander Tritthart (CSU) reicht es mit 38,1 Prozent der Stimmen nicht ganz. Er muss sich ein weiteres Mal beweisen - und zwar gegen Martin Oberle (FW), der 23,69 Prozent der Stimmen bekam. Christian Pech (SPD) kommt auf 18,13 Prozent, Manfred Bachmayer (Grüne) auf 16,03 Prozent und Michael Dassler auf 4,04 Prozent.

Dieser Artikel wurde am 17. März um 10.10 Uhr aktualisiert.

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