Kondolenzbesuch am Bett einer Sterbenden

16.7.2010, 00:00 Uhr
Kondolenzbesuch am Bett einer Sterbenden

© Bernd Böhner

Der Heimat- und Geschichtsverein und die Denkmalpflege werfen dem Freistaat (als Vertreter der Universität und des Klinikums) weitgehendes Desinteresse am Erhalt des medizinhistorisch sicher nicht unbedeutendes Gebäudes vor. Wo heute noch der alte „Kopfbau“ der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) steht, soll am Ostrand ab dem nächsten Jahr für etwa 25 Millionen Euro ein „Zentrum für Translationale klinische Forschung“ (TRC) entstehen, das in interdisziplinärer Weise medizinische Forschungsergebnisse in praktisch anwendbare Verfahren umsetzt. Westlich davon sind weitere Gebäude geplant — „alles Forschungslabore, die man nicht in einen renovierten Altbau stecken kann“, wie es Prof. Wolfgang Rascher ausdrückte, der für die Universitäts-Kliniken die Neubauvorhaben koordinierte.

Der andere Teil der „Trauergemeinde“ war eher aus Neugierde gekommen. Der Bauausschuss des Stadtrates unter seinem Vorsitzenden Klaus Könnecke (CSU) wollte sich selbst ein Bild machen von einem umstrittenen Projekt, „auf das der Stadtrat allerdings keinen Einfluss hat — es handelt sich schließlich um ein staatliches Bauvorhaben“. Zwar drückten einige Stadtratsmitglieder ihr Bedauern darüber aus, dass der vor zwei Jahren durchgeführte Architektenwettbewerb einen Entwurf eines Berliner Büros favorisierte, der den Abriss der alten „Hupfla“ vorsieht, allerdings sei ein Bedauern über diesen Abriss fehl am Platze, war der SPD-Bauexperte Klaus Thaler überzeugt, der seine Überzeugung darauf baut, dass er als Mitarbeiter des ehemaligen Universitäts-Bauamtes den Altbau bestens kennt und ihm „Unbrauchbarkeit“ attestiert.

Für Denkmalpfleger Thomas Wenderoth und die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Pia Tempel-Meinetsberger, wäre der Abriss aber ein doppelter Fehler. Erstens ginge dadurch ein Stück außergewöhnlicher medizinhistorischer Baugeschichte verloren, zweitens würde aber auch die Möglichkeit verworfen, mit dem Erhalt der Hupfla ein Stück wichtiger Erinnerungsgeschichte zu bewahren. Schließlich stehe die Hupfla auch für jenes dunkle Kapitel in der deutschen Geschichte, in dem an den schändlichen Umgang mit geistig Behinderten in der Nazi-Zeit erinnert werden könne.