Liebe zur Heimat als Motivation
10.10.2010, 22:53 UhrMit einem ökumenischen Gottesdienst begann gestern der „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen, der am Nachmittag mit einem ganz besonderen Höhepunkt aufwartete: Auf Grund seines enormen, bereits seit fünf Jahrzehnten andauernden ehrenamtlichen Einsatzes durfte Eike Haenel das Bundesverdienstkreuz am Bande entgegennehmen, das ihm Bayerns Innenminister Joachim Herrmann überreichte. Für die Stadt gratulierte Oberbürgermeister Siegfried Balleis.
Haenel, der während seines Berufslebens zuletzt die Leitung des Erlanger Kultur- und Freizeitamtes inne hatte, besitzt starke kreative und organisatorische Fähigkeiten, gekoppelt mit einem ausgeprägten Geschichtsbewusstsein. Geprägt ist er ebenso von einer engen Verbundenheit mit Pommern, der Heimat seiner Familie.
Tourneen in aller Welt
Schön früh hat er sich der Pflege von Musik, Tanz, Lied, Brauchtum und dem Erhalt der Trachten seiner ehemaligen Heimat verschrieben sowie viele Details der pommerschen Kultur in mühsamer Kleinarbeit recherchiert. Schon 1957 begann er mit dem Aufbau verschiedener Folkloretanzgruppen. Seit 1967 ist er Leiter der Tanzdeel „Rega“, mit der er große Erfolge feierte.
1971 gründete er die Tanz- und Speeldeel „Ihna“, die als eines der bekanntesten Folklore-Ensembles Deutschlands gilt und heute 150 Mitglieder sowie 80 Aktive zählt. Haenel übernahm die künstlerische Leitung, führte „Ihna“ in die ganze Welt und trat mit der Gruppe mehrfach im Fernsehen auf.
Seit 1975 ist Eike Haenel auch für die deutsch-polnische Verständigung tätig. Im Auftrag der Stadt Erlangen besuchte er zur Vorbereitung der Polnischen Wochen die Stadt Warschau. „Ihna“ unternahm als erste Folkloregruppe aus den Vertreibungsgebieten im Jahr 1977 eine Tournee durch Polen und Schlesien, der viele weitere Gastspiele folgten.
Mit großem Zeitaufwand sammelte Haenel zudem Geschichten und Bräuche aus Pommern, die er als Mitautor in einem Buch der Europäischen Märchengesellschaft mit dem Titel „Spiel, Tanz und Märchen“ 1995 veröffentlichte.
Im Jahr 2004 übernahm Haenel dann den Vorsitz des „Bundes der Vertriebenen“ im Kreis Erlangen-Höchstadt. In dieser Funktion plant er mit den Mitgliedsverbänden aus Stadt und Landkreis verschiedene Veranstaltungen. Die größte dieser Art ist der alljährliche „Tag der Heimat“.
Für den Volkstrauertag bereitet er alljährlich eine eigene Gedenkfeier am Vertriebenendenkmal auf dem Neustädter Friedhof vor. Für sein umfassendes Engagement ist er unter anderem mit dem Pommerschen Kulturpreis und dem Ostdeutschen Kulturpreis ausgezeichnet worden.
Wie auch Laudator Joachim Herrmann gestern betonte, habe Haenel durch sein außergewöhnliches Engagement einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung von unersetzlichem Kulturgut geleistet. Ebenso habe Haenel dazu beigetragen, die deutsch-polnischen Beziehungen zu verbessern, die Völkerverständigung voranzubringen und das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland zu mehren.
Geprägt war der „Tag der Heimat“ zum einen von Haenels hoher Auszeichnung, zum anderen aber auch vom professionellen Können des „Ihna“-Ensembles und des polnischen Tanzensembles „Ina“. Der Tag stand unter dem Motto „Durch Wahrheit zum Miteinander“.