Mehr Freiheiten für Radler in Erlangens Fußgängerzone

18.8.2016, 06:00 Uhr
Mehr Freiheiten für Radler in Erlangens Fußgängerzone

© Harald Sippel

Dieses Anliegen hat einen längeren Vorlauf: Bereits 2013 ließ sich die Verwaltung in dieser Sache etwas einfallen und legte ein Papier vor, das mit "Verkehrskonzept Innenstadt“ überschrieben war. Die Ideen, die darin gebündelt waren, sahen vor, die Fußgängerzone deutlich auszuweiten und somit auch den Verkehr in der Innenstadt zu "beruhigen“.

Anvisiert wurde, die Nürnberger Straße zwischen Henke- und Sedanstraße, zudem die Achse Kammererstraße, Apothekergasse, Halbmondstraße, den Schlossplatz sowie die Apfelstraße in die Fußgängerzone zu integrieren. Die Radler sollten in diesem Bereich dann freie Fahrt haben — und zwar "ohne zeitliche Beschränkung“.

Von einer Ausweitung der Fußgängerzone versprach man sich auch eine "Steigerung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger in der Innenstadt“. Um für Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen mehr Platz zu schaffen, sah das Konzept vor, den Autoverkehr weitgehend außen vor zu halten und das Befahren und Zuparken der Achse Kammererstraße, Apothekergasse, Halbmondstraße, Schlossplatz und Apfelstraße so weit es eben geht zu vermeiden.

Vorhaben bei Bürgern und Politik umstritten

Durch eine Umwidmung sollte den Fußgängern dort künftig "Vorrang gewährt“ werden. Und der zugelassene Liefer-, Anwohner und Radverkehr wäre sodann rechtlich angehalten gewesen, in jenem Bereich Schrittgeschwindigkeit einzuhalten. Von daher ruht die Ausweitung der Zone bei einer gleichzeitigen Freigabe für den Radverkehr auf einem Kompromiss. Denn: Die gemeinsame Nutzung der Fußgängerzone erfordere zwar eine angepasste Fahrweise, ermöglicht aber zugleich eine "deutlich bessere Erreichbarkeit innerstädtischer Ziele für den Radverkehr“, wie es hieß.

Unterm Strich, so meint die Verwaltung, wäre das Konzept ein wichtiger Bestandteil "zur Umsetzung des übergeordneten Verkehrskonzepts Innenstadt. Und das zielt eben darauf ab, die Erlanger Innenstadt langfristig verkehrszuberuhigen.

Dieses Vorhaben war allerdings umstritten - und ist es noch. Jenes Verkehrskonzept ist seinerzeit von Bürgern wie Lokalpolitikern durchaus heftig wie gegensätzlich diskutiert worden. Sicherheitsbedenken im Miteinander von Fußgänger und Radlern standen im Mittelpunkt der Debatte. Befürchtet wurde vor allem, dass gerade ältere Menschen und Kinder durch die Radler in der Fußgängerzone noch höher gefährdet sind. Und die Radfahrer selbst monierten, dass die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit in der Zone für sie schwierig einzuhalten bis quasi nicht zu machen sei.

Das Ende vom Lied war, dass nach der öffentlichen Diskussion und diversen Parteianträgen jenes Verkehrskonzept schließlich in abgeänderter Form umgesetzt worden ist. Ein erster Schritt zur gewünschten Ausweitung der Fußgängerzone war, dass die Achse Apfel-, Halbmond und Kammererstraße von einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich in einen gemeinsamen Geh- und Radweg umgewandelt worden ist. Damit wurde erreicht, dass die Fahrzeuge dort nur noch während der Lieferverkehrszeiten geduldet waren — zumindest theoretisch. Denn die tägliche Praxis zeigt, dass das Einfahrts- und Parkverbot außerhalb der Lieferzeiten doch "häufig missachtet“ wird.

Fußgänger und Radler harmonieren gut

Wie das Miteinander von Fußgängern und Radlern in dem gemeinsamen Bereich klappt und wie es mit der gegenseitigen Rücksichtnahme bestellt ist, das wollte die Stadt genauer wissen. Also wurde eine Firma aus Hannover damit beauftragt, das Verkehrsverhalten in der Fußgängerzone unter die Lupe zu nehmen.

Herausgekommen ist dabei ein sehr detailliertes Gutachten, das im Kern nahezu allen Beteiligten durchaus gute Verhaltensnoten ausstellt. Demnach funktioniert das "verkehrliche Miteinander“ zwischen Fußgängern und Radlern gut. Beobachtet wurde, dass sich Radfahrer gegenüber Fußgängern "überwiegend rücksichtsvoll verhalten“. Nur "sehr vereinzelt“ habe es kritische Situation gegeben.

Das umfangreiche gutachterliche Werk, das im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss zur Sprache kam, empfiehlt auf Grund der positiven Ergebnisse schließlich eine ganztägige Freigabe der Fußgängerzone entlang der Hauptstraße zwischen Südliche Stadtmauerstraße und Wasserturmstraße für den Radverkehr. Das Ganze sollte in einem einjährigen Versuch umgesetzt und von intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.

Nicht sehr angetan von diesen positiven Signalen zeigte sich die CSU-Fraktion. Sie war sich einig und stimmte gegen eine Öffnung der Fußgängerzone: "Wo Fußgängerzone drauf steht, muss auch Fußgängerzone drin sein“, meinte Pia Tempel-Meinetsberger und wies darauf hin, dass es beispielsweise in München oder Nürnberg keine derartigen Regelungen gebe: "Alles nur für die Radfahrer, aber die Fußgänger sollten doch die Könige sein“. FDP-Mann Jürgen Zeus sah es etwa genauso und votierte ebenfalls gegen eine Öffnung.

ÖDP-Rat Frank Höppel würde es gern auf einen einjährigen Probelauf ankommen lassen und danach den Bürgern nochmals Gelegenheit geben, sich dazu zu äußern. Dass man nochmal ein "Meinungsbild“ der Bürger einholen sollte, dafür plädierte auch Felizitas Traub-Eichhorn: "Das ist für uns der Schlüssel“, meinte die SPD-Rätin.

Und so kam die Runde überein, dass erst noch einmal ein "öffentlicher Diskurs“ geführt werde, so OB Florian Janik, bevor in dieser Sache das letzte Wort gesprochen wird.

 

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