Mit süffigem Weizenbock zum Martinstag
09.11.2009, 00:00 Uhr
Dass sich diesmal auch der Aktionskünstler Hannes Hacker hinzugesellte hat gute Gründe, hat der doch die Tradition der Bierprobe «100 Tage bis zum Berg» ins Leben gerufen - neben der Bergkirchweih die zweite «Duftmarke», die den «Berg» im Bewusstsein seiner vielen Fans hält.
Auch diesmal hatte Jochen Buchelt, Bierkundler und im Heimat- und Geschichtsverein für die Abteilung Brauereigeschichte zuständig, den Martini-Dämmerschoppen in eine rundum gelungene Veranstaltung verwandelt, hatte die beiden Erlanger Brau-Herren Peter Kitzmann und Christoph Gewalt (der hatte von seiner Steinbach Bräu auch Brauer Roman Gause dabei) dazu gebracht, in schönster Eintracht und im Beisein der 10. Kitzmann’schen Bierkönigin Isabella I. ihre Weizenbock-Biere vorzustellen. Auch diesmal hatte die Fotografin Sabine Ismaier wieder einen Bierkäse bereitet, der sich mit den Martinswecken der Bäckerei Trapper aus Erlangen und dem Bauernbrot aus Langensendelbach bestens vertrug, natürlich auch mit Schinken und Wurst von der Metzgerei-Wirtschaft Zametzer. Um diese Gaben hatte sich erneut Franz König bemüht, der aus Langensendelbach stammende Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Fränkischen Braukultur. Und die Büchenbacher Hobby-Brauerin Nicola Wagner führte erneut (und mit Beifall aufgenommen) ihr «Rumpelstilzchen»-Bier vor - keine Konkurrenz zu den beiden Erlanger Bier-Größen, aber eine durchaus süffige Ergänzung.
Angezapft hatte der Brauer Ernst Fischer, ein Vierteljahrhundert bei der Henninger-Reifbräu beschäftigt, jener Brauerei, die laut Buchelt das erste Erlanger Weißbier herstellte - auch ein Grund, warum man der Zunft auf dem gleichnamigen Keller huldigte. Zu den Gästen zählten auch Rosi und Heinz Müller, die auf der Bergkirchweih traditionsreiche Brotzeitstände betreiben, und weil Tradition bewahrt sein will, wacht(e) Stadtarchivar Andreas Jakob darüber, dass die Veranstaltung unvergessen bleibt - das Bier selbst lässt sich nicht archivieren, die Umstände seiner Verkostung sehr wohl.
Und im Hintergrund hielt der Heilige Martin seinen Mantel schützend über die Veranstaltung, diesmal nicht mehr nur als vom Erlanger Künstler Hans Jürgen Hippe gezeichnetes Motiv für einen Bierfilz, sondern in Plakatgröße auf einem Transparent überm Keller aufgehängt.
Das Motiv, ein junger St. Martin hoch zu Ziegenbock, der seinen Mantel und ein Weizenbier mit einem durstig blickenden Alten teilt, dürfte kaum als blasphemischer Versuch gelten - zu viel Liebe zu den Menschen (und zu deren Schwäche fürs Bier) spricht aus dem gelungenen Werk.