Mittelschule Heroldsberg steht vor dem Aus
20.4.2013, 09:56 UhrEin Hintertürchen will sich Rektor Lenz Winklmann, der vor vier Jahren von Erlangen in die Vier-Schlösser-Gemeinde wechselte, offen halten: „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht geschieht noch ein Wunder und wir bekommen zum nächsten Schuljahr entgegen allen Prognosen doch eine fünfte Klasse zusammen, aber das ist sehr unwahrscheinlich.“
Passieren müsste das Wunder in der 20. Kalenderwoche dieses Jahres vom 13. bis 17. Mai. Dann wird nämlich entschieden, welche Schüler künftig auf das Gymnasium oder die Realschule und welche auf die Mittelschule gehen.
Wünsche nicht das Scheitern
Auf Deutsch: Wenn außergewöhnlich viele Jungen und Mädchen den Übertritt nicht schaffen, hat die MS Heroldsberg weiterhin eine Chance. Winklmann: „Hier zu scheitern, wünsche ich natürlich niemandem – und heuer mit einer besonders hohen Quote zu rechnen, wäre auch unrealistisch.“ Die frühere Haupt- in Mittelschule umzubenennen, habe durchaus einen positiven Effekt gehabt, hebt der Rektor hervor. Noch bedeutender als der neue Name sei freilich die Möglichkeit, zwischen sogenannten Profilfächern wie Wirtschaft oder Technik zu wählen.
Zudem werde die mittlere Reife über den M-Zug in gleichem Maße anerkannt wie der Abschluss an einer Realschule. Für ganz schlecht hält Winklmann allerdings die Tendenz zu einem immer stärkeren Konkurrenzkampf der Schulen um den Nachwuchs: „Dies darf auf keinen Fall zu Lasten der Schüler gehen. Hier muss stets individuell entschieden werden, welche Schulform am sinnvollsten ist.“
Nicht selten gebe es Jungen und Mädchen, die in bestimmten Bereichen wie Fremdsprachen oder Mathematik etwas länger bräuchten als der Durchschnitt, dies aber später gut nachholten. Ein bekanntes Beispiel hierfür sei Gerhard Schröder, der es über den zweiten Bildungsweg zunächst zum juristischen Staatsexamen, dann zum niedersächsischen Ministerpräsidenten und schließlich zum deutschen Bundeskanzler gebracht hat.
Für zahlreiche Berufe werde man außerdem über die Mittelschule vermutlich besser vorbereitet als durch alternative Ausbildungswege: „Ich bin mir nicht sicher, ob Akademiker immer die besten Handwerker sind. Nicht jeder kann eine abstrakte Aufgabe ruckzuck lösen, sieht aber vielleicht sofort, wie ein technisches Problem anzupacken ist.“
Das Vorurteil von der Null-Bock-Generation widerlegten die Heroldsberger Neuntklässler bei der Herstellung der Abschieds-T-Shirts ohnehin problemlos. Die Idee zu dem Projekt hatten die Mädchen und Jungen selbst und wandten sich an Gaby Ochner, die Leiterin des Hauses der Jugend in Heroldsberg.
Eigenhändig geschaffen
Innerhalb dessen schulbezogener Arbeit war es Gaby Ochner wichtig, dass die Schüler die Kleidungstücke eigenhändig bedrucken und nicht einfach von einem Geschäft machen lassen. Also machte sie sich auf die Suche und würde fündig: Der Nürnberger Verein Fab Lab, der im früheren AEG-Gebäude an der Fürther Straße Räume bezogen hat, verfügt sowohl über hochmoderne Geräte als auch das pädagogische Rüstzeug, um eine solche Aktion erfolgreich umsetzen zu können. Der Kreisjugendring steuerte einen Zuschuss bei.
So wurden die jungen Heroldsberger am Computer zu Designern, entwarfen und verwarfen, verglichen und testeten. Chris Herrmann, Grafiker bei Fab Lab, streute den ein oder anderen Tipp bei – und am Ende war es vollbracht. Im Stil der japanischer Manga-Comics wurde der Schriftzug „Ciao, MS Heroldsberg!“ per Plotter gedruckt und auf die Hemden gebügelt.
Wenn im Sommer auch die letzten Unterrichtsstunden absolviert sind, geht in Heroldsberg eine Ära zu Ende. Durch den neuen Schulverbund werden ab September alle Mittelschüler aus der Gemeinde zum Nachbarn nach Eckental pendeln. Lenz Winklmann: „Mit der vor 13 Jahren sanierten Gräfenbergbahn ist das zum Glück nicht allzu kompliziert.“
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