«Mode ist kein Elektroartikel»

24.12.2007, 00:00 Uhr
«Mode ist kein Elektroartikel»

© Klaus-Dieter Schreiter

Der größte Ansturm fand wie erwartet am vergangenen Wochenende statt, an dem viele Kunden die letzten Geschenke und Lebensmittel für die Feiertage kauften. In der Erlanger Innenstadt war aber auch Bummeln angesagt, und nicht jeder Laden hat vom Weihnachtsgeschäft profitiert.

Nachdem schon die Eröffnungsmonate in den Arcaden laut Center-Manager Rainer Borst «toll» gewesen waren, sei er auch mit dem Weihnachtsgeschäft «sehr zufrieden». Zwar könne er nicht für alle Händler in seinem Einkaufszentrum sprechen, aber die meisten hätten ihm bereits ein positives Feedback gegeben. Rund 55000 Menschen sind laut Borst an einem klassischen Weihnachts-Einkaufstag in seinen Arcaden unterwegs. Damit seien die Planungen übertroffen worden. Besonders mit der Dekoration habe man sich viel Mühe gegeben, damit eine gewisse Gemütlichkeit in den Verkaufstempel einkehrt.

Unterschiedliche Einschätzung

Auch die Innenstadtgeschäfte würden von den Arcaden profitieren, weil etliche Kunden speziell aus Bamberg und Forchheim den Besuch im Einkaufstempel mit einem Bummel durch die Hugenottenstadt verbinden würden, hat Borst aufgrund einer Umfrage ausgemacht. Kaufhof-Geschäftsführer Werner Schmidt sieht das freilich anders. Seit die Arcaden da seien, habe sein Haus zu kämpfen, und das Weihnachtsgeschäft sei «unerfreulich», sagt er. Zwar werde man das geplante Jahresergebnis erreichen, aber das sei nur durch die verlängerten Einkaufszeiten von Mai bis September gekommen, in denen man sich «Speck angefressen» habe.

Das Weihnachtsgeschäft habe das gute Ergebnis über das ganze Jahr wieder relativiert. Nur in der bekanntermaßen feinen Süßwarenabteilung stimme der Umsatz. Ansonsten seien Flachbildschirme und Digitalkameras die Umsatzträger im Weihnachtsgeschäft. Auch Uh-ren und Schmuck laufen hervorragend. Zudem hat die gute Schneelage in den Bergen das Weihnachtsgeschäft in der Schiabteilung vom Kaufhof kräftig angekurbelt.

Auch Sport-Eisert hat vom Schnee in den Bergen und dem Kälteeinbruch im Großraum profitiert. Wintersportartikel seien heuer im Gegensatz zum Weihnachtsgeschäft des letzten Jahres besonders gefragt, sagt Geschäftsführer Thilo Menapace.

Die niedrigen Temperaturen zur rechten Zeit haben das Christkind offenbar auch dazu bewegt, warme Handschuhe, Stirnbänder und Mützen unter den Tannenbaum zu legen. Diese Artikel jedenfalls sind laut Thilo Menapace heuer der Weihnachtsrenner. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, wenn er über die Umsätze spricht. «Wir sind ganz zufrieden,» ist sein eher zurückhaltendes Statement, und ungefragt fügt er an: «Die Arcaden ziehen neue Kundschaft nach Erlangen und auch in unser Fachgeschäft.»

Astrid Fischer-Zoephel aus dem Haus der Schönheit in der Friedrichstraße findet das Weihnachtsgeschäft «nicht so berauschend», aber zufrieden ist sie trotzdem. Besondere Dinge würden zu Weihnachten ohnehin immer gekauft, weiß sie, und deshalb führt sie ihre Kunden auch hin zu den Duftkerzen italienischer Kulthersteller und zu den exklusive Parfums. Die Herren kaufen besonders zu Weihnachten für ihre Frauen gerne schöne Düfte und Cremes, die sonst eher zu teuer sind. Und die Stammkundinnen, die teilweise von weit her kommen, lassen sich auch gerne beraten, um das richtige Geschenk für den Mann zu finden.

Emotionen beim Einkauf

Für Henning Tepe vom gleichnamigen Modehaus in der Hauptstraße gibt es praktisch kein besonderes Weihnachtsgeschäft. Mode sei eben kein Elektroartikel. September und Mai seien die umsatzbringenden Monate, weil dann die Damen für den Frühling und den Winter einkaufen. Die Ehemänner hätten heuer in der Adventszeit zwar einige Gutscheine mehr gekauft als im letzten Jahr, aber ansonsten kämen die Damen das ganze Jahr über öfter in sein Geschäft, als deren Männer es sich vorstellen können. Trotzdem hält er eine ansprechende Weihnachtsdekoration für unbedingt notwendig, weil auch die Emotionen beim Einkauf eine Rolle spielen.

Viele Weihnachtsgeschenke wurden auch in diesem Jahr wieder per Internet gekauft. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Besonders beliebt waren Bücher, CDs, DVDs und Elektronik. Aber auch Bekleidung und Tickets für besondere Veranstaltungen waren gefragt. Für den Einkauf eines Weihnachtsgeschenks übers Internet ist es heute allerdings schon zu spät. Wer noch ein Geschenk benötigt ist also auf die Geschäfte in der Stadt angewiesen. Die haben heute noch bis 14 Uhr geöffnet. kds