Nach Druck von Tierschützern: Keine Ponys auf dem Erlanger Berg

11.5.2015, 11:00 Uhr
Dieses Jahr nicht bei der Bergkirchweih: Die Pony-Reitbahn "Alt Wien".

© Bresler Dieses Jahr nicht bei der Bergkirchweih: Die Pony-Reitbahn "Alt Wien".

Jetzt, da Erlangen einen nicht mehr ganz so neuen Oberbürgermeister hat, erzählt Edmund Kaiser diese Geschichte gern: Jedes Jahr kam ein Vater mit seinem Sohn zur Reitbahn und fragte nach einem Pony namens Max. Der Sohn hieß auch Max. Und natürlich wollte er nur auf diesem einen Pony reiten. Jedes Jahr. „Und dann war das plötzlich der neue Oberbürgermeister“, sagt Kaiser.

2015 muss Max ohne Max auskommen, weil der Schausteller aus Herford bei der Bergkirchweih fehlen wird. Seit 1991 reist Kaiser mit seiner Pony-Reitbahn „Alt Wien“ umher. Bereits 16 Mal war er mit seinen 15 Pferden in Erlangen, gehörte mit seiner kleinen Anlage an der Essenbacher Straße quasi zum Inventar. Umso überraschender kam seine Absage.

Nervliche Belastung

„Ich kann aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Erlangen fahren“, sagt Kaiser auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Schausteller liegt mit einem Bandscheibenvorfall flach. „Hinzu kommt die nervliche Belastung.“ Die ist im vergangenen Jahr immer größer geworden.

Angefangen hat es beim Nürnberger Volksfest. Tierschützer der Organisation Peta haben Flyer gegen Reitbahnen verteilt, Besucher gezielt angesprochen und im Internet über die Haltung der Pferde aufgeklärt — oder „Unwahrheiten verbreitet“, wie Kaiser sagt. Der Druck der Tierschützer ist immer größer geworden. Die ausbleibenden Kunden haben sich auch finanziell bemerkbar gemacht.

„Aber ich gebe nicht klein bei“, sagt der Schausteller, der immer wieder betont, wie gut er seine Tiere behandelt. „Bei uns läuft alles nach Vorschrift.“ Die Ponys werden bei laufendem Betrieb alle vier Stunden ausgewechselt und dürfen 30 Minuten auf einer Wiese ausruhen. Außerdem untersuchen Ärzte des Veterinäramts die Tiere regelmäßig. „Noch nie gab es Probleme.“

Georg Karambatsos vom Süddeutschen Schaustellerverband lobt Kaiser, der in der vierten Generation Pferde züchtet, sogar als „Vorzeigebetrieb“. Auf den Auslauf der Tiere werde besonders geachtet. „Sie sind sein Kapital. Dementsprechend gut behandelt er sie auch.“

Der Rückhalt für Kaiser ist groß - auch in Erlangen. „Wir bedauern sehr, dass die Reitbahn dieses Jahr nicht dabei ist“, sagt Bergkirchweih-Referent Konrad Beugel. „Die Erlanger werden ihn vermissen.“ Gerade für die Familien sei das Pony-Karussell immer ein Anziehungspunkt gewesen. Um den Platz weiter für Kinder attraktiv zu halten, ersetzt die Erlanger Schaustellerfamilie Rudolph mit einer Kindereisenbahn dieses Jahr das Pony-Reiten.

Die Tierschutz-Diskussion hält Beugel für überzogen. „Herr Kaiser führt seinen Betrieb ordentlich“, versichert der Referent. Auch er betont, dass es noch nie Probleme gegeben habe. Nicht zuletzt der Zuspruch des Erlanger Publikums zeige doch, wie beliebt die Ponys sind.

"Kein Abschied für immer"

Tierschützer sehen das anders. Für sie sind Pferde-Reitbahnen Tierquälerei. „Wir kritisieren den rücksichtslosen Umgang mit den Ponys, denn die Wirbelsäule und die Beine der Tiere sind nicht für stundenlanges Im-Kreis-Laufen ausgelegt“, sagt Peta-Fachreferent Peter Höffke. „Eltern und Kinder stürzen sich häufig geradezu auf die Ponys. Besucherlärm löst zusätzlich Stress aus.“ Die geltenden Vorschriften für die Betriebe seien nicht ausreichend, veraltet und schwer zu kontrollieren.

Um sich Gehör zu verschaffen, gibt Peta seinen Mitgliedern die Möglichkeit, Flyer zu drucken und diese zu verteilen. „Das wird aber nicht alles von uns koordiniert“, sagt Höffke. Deshalb könne er nicht sagen, was genau in Nürnberg passiert ist. Die Familie Kaiser ist dem Peta-Mitarbeiter nicht bekannt, weshalb er speziell dazu auch keine Einschätzung geben kann.

„Reitbahn ist nicht gleich Reitbahn“ sagt Edmund Kaiser. Von seiner Art der Tierhaltung ist er allerdings überzeugt. Der Rückhalt in Erlangen macht ihm Mut. „Ich komme gern zur Bergkirchweih“, sagt der Schausteller und versichert: „Es ist kein Abschied für immer. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei.“ Viele Erlanger werden sich darauf freuen

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