Nach harten Zeiten: Nadja Pries träumt von Olympia

Katharina Tontsch

Sportredakteurin in Erlangen

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21.6.2019, 11:00 Uhr
Nach harten Zeiten: Nadja Pries träumt von Olympia

© Foto: Heike Pries

An Olympia denken ist verboten. Lange schien Tokio 2020 das große Ziel zu sein. Alles war möglich. Eine harte, aber wichtige Wintervorbereitung war bereits geplant. Sie sollte das Fundament bilden für einen langen Weg, der am 31. Juli im Finale endet. Damit planen aber kann Nadja Pries nicht mehr. Ein paar Metallschrauben in ihrem Knie erinnern sie täglich daran.

BMX-Rennen zu fahren ist eine gefährliche Sportart. Mit hohem Risiko rasen die Athleten auf ihren kleinen Rädern über die Bahn. Nadja Pries macht das bereits seit 17 Jahren. Trotzdem war der Unterschenkelkopf-Bruch die erste schwere Verletzung ihrer Karriere. Bei einem Training im Herbst gab die Gabel ihres Fahrrads nach, ein Materialfehler kostete die gebürtige Erlangerin drei Monate Vorbereitungszeit. Und vielleicht sogar die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Mit ihrem Trainer, dem Niederländer Wilco Groenendaal, hatte Pries eigentlich einen detaillierten Plan ausgearbeitet, damit sie gut vorbereitet in die Qualifikationssaison gehen kann. Stattdessen musste sich die Psychologiestudentin an Krücken und Reha abarbeiten. Erst Anfang des Jahres durfte sie ihr Knie wieder belasten. Vor drei Wochen fuhr sie erstmals wieder BMX.

Das Knie hält. Die beste Nachricht aktuell. "Es ist nicht ganz wie vorher, mir fehlt in beiden Beinen die Kraft." Die Schrauben spürt Nadja Pries auch immer wieder, "joggen kann ich noch nicht", manchmal knackt es, "selbst wenn ich auf dem Sofa liege, fühle ich einen minimalen Druck". Auf dem Rad aber gibt es keine Einschränkungen mehr. Die Saison kann beginnen, "auch wenn mir die anderen Fahrer noch einige Schritte voraus sind".


Zu Gast im Lokalsportcast: Eine Folge mit Nadja Pries


National hat Nadja Pries kaum Konkurrenz, lange war sie immer das einzige Mädchen in einer Randsportart für Jungs, dabei extrem ehrgeizig. Als erste deutsche Frau überhaupt hat sie sich für ein olympisches BMX-Rennen qualifiziert. Als eine von "fünf heißesten Sportlerinnen bei Olympia 2016" posierte sie für den Playboy. Der Wettbewerb in Rio de Janeiro war eine "krasse Erfahrung", am Ende wurde Pries Vierzehnte. "Die Qualifikation war ein größerer Erfolg als das Rennen an sich." Besonders von der Strecke und den vollen Zuschauertribünen war die Erlangerin beeindruckt. Vor so einer Kulisse war sie zuvor noch nie BMX gefahren, "es war zu viel", sagt sie rückblickend, "für mich war es mental vorbei".

Daraus hat Pries gelernt, in Tokio will sie wieder angreifen, auch wenn das nicht nur wegen der Verletzung schwierig ist. Das große Ziel ist Olympia. "In der vorolympischen Saison steigt das Niveau aber immer an." Einen genauen Rennkalender gibt es nicht. "Ich versuche, so viele hohe Punkterennen zu fahren und dabei so viele Punkte zu holen wie möglich." Als einzige deutsche Fahrerin allerdings fällt die Möglichkeit, sich über ein Nationenranking zu qualifizieren, fast sicher aus.

Ab Sommer haben die BMXer die Chance, sich als Einzelfahrer das Olympia-Ticket zu sichern. "Dafür braucht man aber sehr viele Punkte." Top-Ergebnisse bei Weltcups sind notwendig. Die letzte Möglichkeit bietet sich bei der Weltmeisterschaft einen Monat vor den Olympischen Spielen. "So hat es für mich auch 2016 gereicht, es kann also sehr knapp werden." Daran denken aber will Nadja Pries noch nicht.

Im Sommer 2019 hat sich Nadja Pries erneut verletzt. Den Artikel dazu finden Sie hier.

 

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