Nach Migrations-Post: Wirbel um Erlanger CSU-Politiker

Melanie Kunze

Jugend- und Sportredaktion

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23.6.2020, 16:38 Uhr

Die Meinungen gehen bei dem Thema - wie sollte es auch anders sein - auseinander. "Herr Stefan Müller, Sie gehören in die Gülletonne" oder "Wahre Worte, hoffe dass andere es auch endlich zugeben werden". Solche und ähnliche Kommentare erscheinen derzeit im Minutentakt auf der Facebook-und Twitter-Seite von Stefan Müller, CSU-Bundestagsabgeordneter aus Erlangen, und auf der Seite von Frédéric Schwilden, einem Journalisten und ebenfalls aus Erlangen.

Müller hatte gepostet, dass Deutschland ein Problem mit Migranten habe, die keinerlei Respekt vor der Polizei hätten. Bereits am Wochenende hatte er sich zu den Randalen in Stuttgart in den sozialen Medien geäußert. Er warf unter anderem Behörden und Medien vor, aus der Silvesternacht in Köln nichts gelernt zu haben. Dann legte er mit seinem jüngsten Post nach – und Schwilden wollte das nicht unkommentiert lassen, reagierte ausführlich: "Der erste Festgenommene in Stuttgart war ein 17-jähriger weißer Deutscher. Zwölf weitere sind Deutsche, davon haben drei einen Migrationshintergrund. Was diese Menschen eint ist nicht Ihr unterstellter Migrationshintergrund. Es ist männlich-jugendliche Beklopptheit."

Seine Ausführungen erregten Aufsehen im Netz; auch Jan Böhmermann – die beiden kennen sich flüchtig – teilte sie. Das befeuerte zusätzlich. Bis jetzt (Dienstag, 17 Uhr) gab es mehr als 7000 Reaktionen auf Schwildens Post und fast 800 Kommentare jeglicher Couleur.

Die Zeilen des Politikers hätten ihn wütend gemacht, sagt Schwilden. "Erlangen ist eine Stadt, in der Menschen aus der ganzen Welt leben." Ein Politiker müsse wissen, wen er vertrete. "Nicht jeder heißt Stefan Müller." Offenheit und Verständnis wünsche er sich von dem Abgeordneten in Zukunft.

Der äußerte sich zwischenzeitlich ebenfalls und stellte eines klar: "Ich habe gesagt, dass wir ein Problem mit Migranten haben, die keinerlei Respekt vor der Polizei haben. Das ist weder ein Generalverdacht gegen alle Migranten, noch eine Aussage gegen Migranten an sich. Diejenigen, die Probleme machen, müssen deutlich benannt werden auch wenn man absichtlich missverstanden wird". Mit Kritik könne er umgehen: "Ich habe erwartet, dass ich für eine so klare Aussage auf Twitter nicht nur Zustimmung bekomme. Gegenwind ist normal im politischen Geschäft, den muss man aushalten."

Aushalten muss er auch, dass ihn manche Kommentierenden in eine rechte Ecke drängen wollen. Dazu sagt er: "Ich habe vor allem aus dem linken politischen Lager Ablehnung und Beleidigungen erfahren. Um das an dieser Stelle klar zu stellen: Ich habe weder mit der rechten Szene noch ihrer Partei AfD etwas zu tun."

Beide Männer verfolgen die Diskussion im Netz - schalten sich aber aktuell nicht aktiv ein. Auch untereinander haben sie den Austausch - noch - nicht gesucht.