Geburtshaus soll umgebaut werden
Neue Ehre für Flugpionier Friedrich Harth
15.7.2020, 06:00 UhrBürgermeister Gerald Brehm wünscht sich Platz für die Vereine, für Senioren und sicher auch einen Schauraum, der an Friedrich Harth erinnert. Dafür müssen allerdings Voraussetzungen erfüllt sein. Die Finanzlage muss einen Umbau zulassen. "Wir können in der jetzigen Situation so ein siebenstelliges Projekt natürlich nicht aus dem Ärmel schütteln", meint Brehm mit Blick auf die finanziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie.
Er hofft auf Fördermittel aus der Dorferneuerung und eventuell aus dem Denkmalschutz und dem Entschädigungsfonds. Um die Lage zu sondieren, sind am Mittwoch Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege vor Ort. Planungskosten für das Projekt in Höhe von 50 000 Euro sind im Haushalt der Stadt bereits eingestellt. "Wir müssen dann schauen, was möglich ist", sagt Brehm.
Auf jeden Fall sollen die Vereine, die jetzt in dem Gebäude untergekommen sind, dort auch bleiben dürfen. Das Pfarramt zieht aus, denn die Kirche hat die Trägerschaft für den Kindergarten abgegeben. "Wir sind mit der Kirche einig über eine erbbaurechtliche Überlassung des Pfarrgebäudes", sagt der Bürgermeister. An den Segelflugpionier Friedrich Harth möchte er im neuen Gemeindezentrum auf jeden Fall erinnert wissen.
"In lautlosem majestätischem Fluge" sah der Sechsjährige von seinem Vaterhaus in dem Dorf an der Grethelmark die Störche auf Futtersuche an die vielen Weiher ringsum streichen. Friedrich Harth lassen diese Kindheitseindrücke nicht mehr los: Aus dem Zentbechhofener Buben wird Bayerns erster Segelflieger, ein Flugzeugkonstrukteur und Weltrekordler.
Eindrücke der Kindheit
Fünf Zentbechhofener, darunter Arnold Bayer, haben 2003 eines seiner Flugmodelle nachgebaut. Schon im Jahr 1987 hatte der flugbegeisterte Höchstadter Klaus Strienz Quellenforschung betrieben. Deren Ergebnis stellte den Zusammenhang her zu Friedrich Harths Geburtsort: dem Forsthaus Zentbechhofen. Ohne die Eindrücke aus seiner Kindheit wäre Harth wohl nicht der Gedanke an den Segelflug gekommen, schreibt er in seinem Tagebuch. Der Förstersohn aus dem Aischgrund baute die ersten Segelflugzeuge, die diesen Namen auch verdienen.
Das bestätigt auch ein Buch: Adolf Nüßlein hat unter dem Titel "Am Himmel über Bamberg" 100 Jahre deutsche Luftfahrtgeschichte dokumentiert und Friedrich Harth darin ein Kapitel gewidmet. Schon bald hat Harth bei seinen Flugversuchen einen Helfer, den 15-jährigen Sohn eines Bamberger Weinhändlers. Dessen Name erreichte später einen weit höheren Bekanntheitsgrad: Willi Messerschmitt. Die Tatsache, dass jener berühmte Flugzeugkonstrukteur bei Friedrich Harth in die Lehre ging, wird in Fachkreisen als gleichwichtiges Verdienst des Pioniers für die Luftfahrtentwicklung gesehen.
Schwer verletzt
In der Rhön, dem späteren Mekka der deutschen Segelflieger, erreicht der Zentbechhofener Förstersohn den Höhepunkt seiner Fliegerlaufbahn. Am 13. September 1921 segelt er im selbstkonstruierten Flugzeug über 20 Minuten lang — damals Weltrekord im Dauerfliegen. Vom Zenit folgt gleich der Absturz — und zwar tatsächlich. Der Weltrekordflug endet mit einem Sturz aus 70 Metern Höhe. Er überlebt schwer verletzt, erholt sich aber nie mehr von den Folgen des Unfalls. Schädel und Becken sind mehrfach gebrochen.
Der Flugpionier gründet später zusammen mit Messerschmitt eine Flugzeugbaufirma, die 1930 nach Querelen zwischen den beiden auseinanderbricht. "Harth verfolgt weiterhin seine Idee vom motorlosen Segelflug, wohingegen Messerschmitt von der wirtschaftlichen Zukunft des Motorflugs überzeugt ist", schreibt Arnold Bayer in seinem Buch. 1936 stirbt Friedrich Harth im Alter von 56 Jahren.
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